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Ein Appell an den Westen: Mehr Waffen bedeuten keinen Frieden

Die Konflikte in Nahost und in der Ukraine drohen im Kriegssumpf zu versinken. Der Westen ist dabei Teil des Problems, meint unser Autor.

Ein Foto, das während eines Einsatzes der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) aufgenommen und vor der Veröffentlichung von der Zensurbehörde der IDF geprüft wurde, zeigt israelische Verteidigungskräfte bei einer Patrouille im südlibanesischen Dorf Nakura an der Grenze zu Israel.
Ein Foto, das während eines Einsatzes der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) aufgenommen und vor der Veröffentlichung von der Zensurbehörde der IDF geprüft wurde, zeigt israelische Verteidigungskräfte bei einer Patrouille im südlibanesischen Dorf Nakura an der Grenze zu Israel.Ilia Yefimovich/AP

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Die Kriege in Israel und der Ukraine weisen erschreckende Parallelen auf: Sie basieren zunächst auf ethnischen Konflikten zwischen Juden und Palästinensern, sowie Ukrainern und Russen, die trotz alledem eine lange gemeinsame, wenn auch zugleich oft gegensätzliche Geschichte aufweisen.

Alle dort lebenden Völker beanspruchen deshalb auf einem vergleichbaren Territorium nach einer autonomen Identität und Staatlichkeit, ohne von der jeweils anderen Ethnie dominiert zu werden. Das Streben nach einer jeweils absoluten, eigenstaatlichen Separierung, ist aber, unter den Umständen, auf dem gleichen Territorium, mit einer gemeinsamen, wenn auch widersprüchlichen Geschichte, mehr oder weniger, zusammenzuleben, deshalb eine Illusion.

Ukraine: Brennendes Haus nach einem russischen Angriff in Mykolajiw.
Ukraine: Brennendes Haus nach einem russischen Angriff in Mykolajiw.Marko Ivkov/AP

Diese gefährliche Illusion wurde auch bereits in Palästina/Israel durch den UN-Teilungsplan von 1947 implementiert und hatte, letztlich, deshalb umgehend die bis heute andauernden gewalttätigen Konflikte zwischen den jüdischen Israelis und ihren westlichen Verbündeten einerseits und den Palästinensern und ihren arabischen Verbündeten, anderseits, zur Folge. Vergleichbares passierte durch die staatliche Separierung der Ukraine nach 1990, die zu einem kriegerischen Konflikt zwischen der ukrainischen Seite, mit ihren westlichen Verbündeten einerseits und der russischen Seite, mit ihren russischen Verbündeten, anderseits, führte.

Anstatt von Beginn an, eine für alle Seiten vorteilhafte, friedliche Koexistenz-Lösung zwischen den verschiedenen, ethnischen Bevölkerungsteilen, auch verfassungsrechtlich anzustreben, schlug sich die westliche Seite, geführt durch die USA, einseitig auf die Seite der Regierungen der jüdischen Israelis sowie auf die Seite der Ukrainer, die beide, von vorneherein, eine illusionäre monolithische Eigenstaatlichkeit nur für ihre eigene ethnische Bevölkerungsgruppe anstrebten. Indem die westliche Seite diese so nicht lösbaren ethnischen Konflikte diplomatisch, finanziell und militärisch bis heute einseitig unterstützten, konnten diese kriegerischen Gewaltspiralen weder in Israel noch in der Ukraine durchbrochen werden, konnte so keine Friedenslösung erfolgen. Im Gegenteil: der Westen ist damit Teil des Problems, weil er immer weiter Öl ins Feuer der Konflikte gießt, anstatt sie, durch Deeskalation und Diplomatie, löschen zu helfen.

US-Außenminister Antony Blinken (l.) und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Januar 2023 in Jerusalem.
US-Außenminister Antony Blinken (l.) und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Januar 2023 in Jerusalem.Ronaldo Schemidt/AP

Es müsste den politischen Verantwortlichen hierzulande und weltweit endlich klar sein und durch die Friedensbewegung unmissverständlich klargemacht werden, dass auch in Nord-, Mittel- und Südamerika, in Europa oder auf den anderen Kontinenten, ethnische Konflikte nur durch Koexistenz, durch Angleichung der Arbeits- und Lebensbedingungen sowie durch gleichberechtigte, verfassungsrechtlich garantierte Bürgerrechte, als durch Gewalt, auf Dauer befriedet werden können.

Man stelle sich vor, die Polizei würde bei familiären Streitigkeiten einseitig mit Waffengewalt für eine Seite Partei ergreifen, um den Konflikt zu schlichten. Das muss schiefgehen. Frieden schaffen durch immer mehr Waffen ist deshalb der größte Irrweg des Westens, in Israel, in der Ukraine und weltweit. Frieden in der Welt lässt sich durch keine Seite durch Waffengewalt erzwingen, sondern nur durch Verhandlungen und faire Kompromisse. Das ist auch Sinn der UN-Charta.

Oktober 2024: Zerstörte Gebäude in Chan Junis im Gazastreifen
Oktober 2024: Zerstörte Gebäude in Chan Junis im GazastreifenBashar Taleb/AFP

Der Prozess der weitreichenden Verständigung in Ost und West durch die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE, später OSZE) hatte doch bewiesen, dass Wandel durch Annäherung, Wandel durch Handel und Abrüstung, durchaus zu einem konstruktiven Ergebnis führte, nicht zuletzt zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Teilstaaten und „Kalte und heiße Kriege“, das genaue Gegenteil davon bewirkten: siehe bereits auch die Nato-Osterweiterungen …

Der Trugschluss der Machthaber in Israel und der Ukraine sowie ihrer westlichen Verbündeten besteht darin, dass sie zwar anstreben, das Existenzrecht und die Unabhängigkeit der unterstützten Länder in sicheren Grenzen mit ihrer Kriegspolitik unterstützen zu wollen, aber nur ein sofortiger Waffenstillstand kann deren Fortbestand beider sichern. Das Weiterdrehen an der Gewaltspirale führt nur dazu, dass auch immer mehr Juden und Ukrainer getötet werden und die angestrebte, unabhängige Existenzsicherung Israels und der Ukraine in immer weitere Ferne rückt.

Ihnen ist also, aufgrund ideologisch bedingter, nationalistischer Verblendung, das Ringen um den eigenen Machterhalt sowie angeblich „westlicher Werte“, mit ihren egozentrischen Gebietsansprüchen wichtiger, als das Leben aller Menschen, die dort nur eins wollen: in Frieden leben. Dafür werden Tausende der eigenen Leute geopfert und die Länder immer mehr zerstört.

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Es ist, angesichts der verbrecherischen, singulären und nationalistischen Weltkriegsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, nicht nur für mich unerträglich und zutiefst beschämend, dass deutsche Politiker erneut auch gegen die Lebensinteressen und auf Kosten der eigenen Bevölkerung regieren und das Land wieder zur Kriegspartei gemacht haben: Juden und Araber, Ukrainer und Russen zerfleischen, töten sich gegenseitig und zerstören dadurch ihre eigenen Länder in nicht zu gewinnenden Kriegen.

Auch die Deutschen und alle europäischen Völker haben darunter zu leiden. Dies fördert auch hier rechtsradikale Strömungen und Autokratien.

Donezk: Auf diesem Foto, das vom Pressedienst der 24. Mechanisierten Brigade zur Verfügung gestellt wurde, verbessern neu rekrutierte ukrainische Soldaten ihre taktischen Fähigkeiten auf einem Truppenübungsplatz.
Donezk: Auf diesem Foto, das vom Pressedienst der 24. Mechanisierten Brigade zur Verfügung gestellt wurde, verbessern neu rekrutierte ukrainische Soldaten ihre taktischen Fähigkeiten auf einem Truppenübungsplatz.Oleg Petrasiuk/dpa

Macht endlich Schluss mit der Unterstützung des sinnlosen Mordens in Israel und der Ukraine durch Waffenstillstände und diplomatische Lösungen! Der Weltfrieden steht erneut auf dem Spiel!

Wolfgang Herzberg ist Publizist von biografischen Interviewbüchern, Liedern, Rocktexten, Gedichten und Artikeln zur DDR-Geschichte. Dabei setzt er sich kritisch mit den vorherrschenden DDR-Bildern im vereinigten Deutschland auseinander.


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