Als Dieter Bohlen 2002 eine Karriere als TV-Moderator und Trash-Star begann, konnte er bereits auf eine lange Ära als selbsternannter Poptitan zurückblicken. Das war gewohnt großmäulig, aber nicht ganz ungerechtfertigt. Zusammen mit dem Sänger Thomas Anders, mit dem ihn eine Art Hassliebe verbindet, die an die Zerwürfnisse eines alternden Ehepaares erinnert, hat er das Kunststück fertiggebracht, unter dem Namen Modern Talking Welthits zu produzieren, die den Mief deutscher Provinzialität weit von sich wiesen. Zwei Männer mit Big Hair und Schulterpolstern – alles war möglich: „You Can Win, If You Want“.
Eingefrorenes Grinsen zum Unernst der Zeit
Als der klebrige Sound von „Cheri, Cheri Lady“ längst zur Karikatur geronnen war, reüssierte Bohlen als laut dröhnender Musikversteher in dem Sendeformat Castingshow, dessen Durchbruch hierzulande über „Popstars“ auf RTL zwei verlief, woraus immerhin die erfolgreiche Mädchenband No Angels hervorgegangen war.
Dieter Bohlen aber verstand es, die Sache via RTL publikumswirksam an sich zu reißen, indem er deutlich machte, dass es nicht um die Musik junger Leute geht, sondern um das, was einem alten Branchenlöwen wie ihm dazu einfällt. „Deutschland sucht den Superstar“, kurz DSDS, brachte kaum nennenswert Stars hervor, verstetigte jedoch den Starkult des Entertainers und Produzenten aus Tötensen, der mit flotten Sprüchen und Quäkstimme dem medialen Unernst der Zeit ein eingefrorenes Grinsen verlieh.

