Berliner Wirtschaft

Von hier nach da mit der „Robbe“ – zum Aus eines Berliner Autovermieters

Weil es immer was zu bewegen gab, gehörten die Fahrzeuge der Firma Robben & Wientjes zur Berliner Alternativkultur. Nun ist Schluss mit der berühmten „Robbe“. Ein Kommentar.

Transportieren leicht gemacht: das Logo der Firma Robben & Wientjes
Transportieren leicht gemacht: das Logo der Firma Robben & Wientjesimago

Meine letzte „Robbe“ habe ich erst vor einigen Wochen von hier nach da bugsiert. Es gab was zu entrümpeln, und fast wehmütig wurden Erinnerungen wach an eine Zeit, in der beinahe im Wochentakt ein Fahrzeug des Unternehmens Robben & Wientjes benötigt wurde. In den 1980er-Jahren war, zumindest unter jungen Leuten, Umziehen eine Art Freizeitertüchtigung und die „Robbe“ dazu das passende Fortbewegungsmittel. Die klassische „Robbe“ war ein Ford Transit, dessen Gangschaltung derart ausgenudelt war, dass man nach mehreren Kreisbewegungen froh war, überhaupt einen Gang gefunden zu haben, egal welchen. Als die Jungunternehmer Dietmar Robben und Ulrich Wientjes 1984 auf die Idee kamen, ihren gesamten Fuhrpark mit Firmenlogo der fröhlich-blauen Robbe auszustatten, fuhren fast alle im Zeichen der Robbe – wohl auch, weil es so unkonventionell und einfach war, einen Transporter zu mieten.

Neuankünfte, Trennungen, ausmisten – irgendeinen Grund gab es immer für die unverhoffte Anmietung. Das 1978 zunächst in Berlin-Kreuzberg gegründete Unternehmen wurde der Berliner Alternativkultur zugerechnet, die weitgehend auf Provisorien und Mobilität gegründet war. Ein paar Umzugskisten hatte damals jeder hinter einer Schrankwand verstaut, und ein kleines Packerteam war schnell zusammentelefoniert, wenn es galt, der guten Freundin bei der Verarbeitung einer unglücklichen Liebe zu helfen.

Bald nach der Wende erhielt die Greifswalder Straße den Beinamen „Boulevard of broken dreams“, weil hier am Wohnungsmarkt eine besonders hohe Fluktuation zu beobachten war. Vor den Häusern in der Greifswalder, die als eine Art Durchgangstation zum Prenzlauer Berg und in ein gediegenes, trennungserprobtes Patchwork-Familienleben galt, wurden fast immer „Robben“ beladen.

Umziehen als Freiheitsgefühl

Das unbeschwerte Lebensgefühl, „nothing left to lose“ (Kris Kristofferson), mochte sich zu meiner letzten Robbe nicht mehr einstellen. Es war ein Fahrzeug von Europcar – in das die Robbe längst aufgegangen war – und für meinen Transportbedarf viel zu groß. Verunsichert hievte ich es durch den Stadtverkehr und war froh, es am Nachmittag unversehrt auf den Hof stellen zu können. Warum ich nicht einfach einen Sharing-Anbieter gewählt habe, wollte ein Freund wissen. Mit dem Wechsel meines Mobiltelefons war meine App getilgt, und ich hatte keine Lust, sie umständlich wiederzubeleben. Jetzt weiß ich, dass ich das alte Robben-&-Wientjes-Gefühl noch einmal erleben sollte, wenn auch nur für den Moment eines Déjà-vu. Dirk Robben und Ulrich Wientjes haben Feierabend, ohne Schlüsseleinwurf über Nacht.