Während die einen noch um Winnetou weinen, heben andere das große Wehklagen um Goethes „Faust“ an. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Drama über einen griesgrämigen Gelehrten, der dem Teufel verfällt, weil er einen Pudel süß fand, einen Alten, der – durch Hexenkraft verjüngt – das Gretchen schwängert, ist weder verboten noch von Aktivisten irgendwelcher Agenda bedroht. Jeder, der „vom Kribskrabs der Imagination“ lesen möchte, der wissen will, wann „der Menschheit ganzer Jammer“ den schuldigen Mann erfasst, dem steht das Werk von 1808 weiter offen und in etlichen Ausgaben zur Verfügung.
Es geht nur ein Geraune durch die althergebrachten und die neuen Medien, seit bekannt wurde, dass in Bayern das Stück aus dem Abitur-Lehrplan gestrichen wird. Als wäre das Bundesland im Süden, wo die Menschen zur Begrüßung von Staatsgästen und zum Biertrinken in Zelten traditionelle Trachten tragen, maßgeblich.
Die Nachrichtenagentur dpa hat in den Kultusministerien der Länder recherchiert, ob Bayern Vorreiter oder Nachzügler ist, und siehe da: Inzwischen ist es „eher die Ausnahme als die Regel, wenn der ,Faust‘ am Gymnasium noch unbedingt gelesen werden muss“. Der Bildungskanon bröckelt sowieso schon lange, was in manchen Fällen auch seine Vorteile hat. Und dann kam noch der Deutsche Bühnenverein mit der Information um die Ecke, dass sich die Theater für den Stoff nicht mehr begeistern können. In der kommenden Spielzeit finden sich deutschlandweit nur zwei Neuinszenierungen.
Ein Vergnügen geht verloren
Als Steigerung der Enttäuschung sei hier noch angebracht, dass es keine Fortsetzung von „Fack ju Göhte“ geben wird, obwohl alle drei Teile des Films die erfolgreichste Kinoproduktion des jeweiligen Jahres waren. Alle Interneteinträge zum Stichwort „Fack ju Göhte 4“ wollen nur Klicks einsammeln, indem sie herumwundern, wie ein neuer Teil nach all den Jahren (2012, 2015, 2017) aussehen könnte.

