Atomenergie

Greta und die Grünen – eine Art Kernspaltung

Der Weiterbetrieb einiger Atomkraftwerke stellt für die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg kein Problem dar. Sehr zum Verdruss der deutschen Grünen.

Greta Thunberg im September 2021 vorm Deutschen Reichstag
Greta Thunberg im September 2021 vorm Deutschen ReichstagAP

Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg wird bald 20. Die Dringlichkeit aber, mit der sie für ihre Überzeugungen eintritt, hat derart vielfältige Formen angenommen, dass es für ein langes und erfülltes Leben reicht. Allem voran ein Schulstreik mit 16, den bald Millionen Gleichaltrige nachahmten wie Forrest Gump. Fast schon vergessen ist ihre Ozeanüberquerung per Sportsegler, deren ökologischer Fußabdruck zu wünschen übrig ließ, weil einige Crewmitglieder per Flugzeug zurück mussten.

Die Umsetzung des Bedürfnisses, konsequent zu leben, das Greta Thunberg für ihre Generation verkörpert wie einst Jeanne d’Arc, wird immer schwieriger, je wuseliger sich die Abfolge von Denken und Tun gestaltet. Schwieriger jedenfalls, als es ein Song suggeriert, den Greta Thunberg vor drei Jahren zusammen mit der Band The 1975 aufgenommen hat.

„Wir stehen am Anfang einer klimatischen und ökologischen Krise, und wir müssen die Dinge beim Namen nennen“, heißt es in dem Sprechgesang, in dem sie ihre umfangreiche umweltpolitische Agenda ausbreitet. Die Politik muss sich verändern wie die Verhältnisse, sagt sie. Aber wir müssen uns auch verändern. Der Greta-Sound eben, am Ende ist zart-aufrührerisch von einer notwendigen Revolte die Rede.

Kernenergie vs. fossile Energie

Ach, fast wie 1975. Damals waren hierzulande junge Leute wie Greta fest entschlossen, die Umwelt gegen die Trägheit aller anderen zu retten. Annalena Baerbock war noch nicht geboren, Anton Hofreiter gerademal fünf. Zum Bestand unumstößlicher Gewissheiten der grünen Generation gehörte die Überzeugung, dass man mit der Kernenergie, die, um auf ihre Zerstörungskraft zu verweisen, Atomenergie genannt wurde, die Generationen kommender Jahrhunderte belaste. Wer in den 70er-Jahren sozialisiert wurde, lernte allerhand über Kernspaltung, Halbwertzeiten, Endlager und Co. Lauter unsichtbare Gefahren.

Ob Greta Thunberg eine Vorstellung vom Spaltpotenzial hat, das sie auf die grüne Bewegung in Deutschland ausübt? Energisch vertritt sie die Ansicht, dass der Weiterbetrieb von Kernkraftwerken weniger arg ist als die Energiegewinnung aus fossilen Ressourcen. „Wir müssen die Dinge beim Namen nennen.“ Eine andere Generation, eine andere Politik.