William Anders

Fotograf von „Earthrise“: Apollo-8-Astronaut William Anders ist tot

Mithilfe des Zufalls gelang William Anders ein Foto, das die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten für immer verändern sollte. Jetzt ist der Astronaut im Alter von 90 Jahren gestorben.

William Anders: Der Pilot der Apollo 8-Mondlandefähre ist tot. 
William Anders: Der Pilot der Apollo 8-Mondlandefähre ist tot. Manuel Balce Ceneta/AP

Er war Mitglied der Apollo-8-Mission und schoss das bis heute berühmte Bild „Earthrise“ (Erdaufgang): Nun ist der Astronaut William Anders im Alter von 90 Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Das sagte sein Sohn Gregory Anders am Freitag (Ortszeit) dem Sender CNN, der Absturz des kleinen Flugzeugs habe sich vor der Küste des Bundesstaats Washington im Nordwesten der USA ereignet. Williams Anders sei allein in der Maschine gewesen.

Anders war Teil der Apollo-8-Mission – die erste Weltraummission der Geschichte, deren Mitglieder die Rückseite des Mondes zu Gesicht bekamen und fotografierten. Auf dem Flug schoss Anders 1968 das Bild „Earthrise“, das die Erde als aufgehende Sichel über der Mondoberfläche zeigt. „Ich habe einfach klick-klick-klick-klick-klick gemacht“, erinnerte sich Anders später. 

„Earthrise“: Mithilfe des Zufalls gelang William Anders an Heiligabend 1968 ein Foto, das die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten für immer verändern sollte. 
„Earthrise“: Mithilfe des Zufalls gelang William Anders an Heiligabend 1968 ein Foto, das die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten für immer verändern sollte. NASA/AFP

„Earthrise“: Bild gilt als Mitauslöser für Umweltschutzbewegung

Sein von der US-Raumfahrtbehörde Nasa später unter der schlichten Nummer „AS08-14-2383“ veröffentlichtes Bild veränderte die Sicht der Menschheit auf unseren Planeten. Es wurde zum Symbol für die Fragilität und Isolation der Erde und wird von vielen sogar als Auslöser für die Umweltschutzbewegung angesehen. Aufgenommen Jahrzehnte vor der Erfindung von Digitalkameras und Social Media, inspiriert „Earthrise“ auch bis heute Astronauten wie den Deutschen Alexander Gerst, der immer wieder Fotos von seinen beiden Ausflügen zur Internationalen Raumstation ISS ins Internet gestellt hat.

„Anders hat der Menschheit eines der tiefgreifendsten Geschenke gemacht, die ein Astronaut geben kann“, kommentierte Nasa-Chef Bill Nelson über die Online-Plattform X. „Er ist zur Schwelle des Mondes gereist und hat uns allen geholfen, etwas anderes zu sehen: uns selbst. Er verkörpert die Lektionen und das Ziel von Erkundung. Wir werden ihn vermissen.“

„Earthrise“ wurde an Heiligabend 1968 aufgenommen. Die drei Astronauten von „Apollo 8“ verbrachten damals als erste Menschen Weihnachten im All – mit heißem Kakao, Zuckerplätzchen, Hühnchen, Maissuppe und Orangensaft.

Dabei fand der berühmte Fotograf und sechsfache Vater sein Bild einfach nur „schlecht“. Es sei nicht ganz scharf, sagte Anders einmal der Seattle Times. Aber der Anblick der kleinen, blauen Erdkugel, die hinter dem Horizont des grauen Mondes halb im Schatten liegt, habe auch ihn und sein Denken verändert: „Hier sind wir, auf einem unbedeutenden Planeten, der um einen nicht besonders bedeutenden Stern herumfliegt, in einer Galaxie von Millionen Sternen, die nicht bedeutend ist, wo es doch Millionen und Abermillionen von Galaxien gibt im Universum - sind wir also wirklich so bedeutend? Ich glaube kaum.“

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Williams Anders „Was wir wirklich entdeckt haben, ist die Erde“

Anders wurde 1933 in Hongkong geboren, wo sein Vater bei der US-Marine stationiert war, und wuchs in Kalifornien auf. Er studierte an der Marineakademie, arbeitete bei der Luftwaffe und machte später auch noch einen Abschluss als Kernenergietechniker. 1963 wurde er – just an seinem 30. Geburtstag – als Nasa-Astronaut vorgestellt. Fünf Jahre später bekam er seine erste große Mission zugewiesen: „Apollo 8“, der erste bemannte Flug zum Mond. Ein Meilenstein, auch wenn er nicht zur Landung führte.

„Ich habe drei Möglichkeiten gesehen, alle gleich wahrscheinlich“, erinnerte sich Anders, der nach seiner Nasa-Karriere als Präsidentenberater, US-Botschafter sowie bei verschiedenen Kernenergie- und Luftfahrtunternehmen arbeitete und sich schließlich auf den San-Juan-Inseln an der US-Westküste zur Ruhe setzte. „Wir hätten erstens eine erfolgreiche Mission haben können, was ja passiert ist. Zweitens hätten wir überleben können und keine erfolgreiche Mission haben können (...). Oder, drittens, wir wären nie wieder zurückgekommen. Die Chancen standen also ziemlich gut.“

Das berühmteste Souvenir der Mission war nicht geplant: Fotos von der Erde – wie „Earthrise“ – sollten die Astronauten von „Apollo 8“ gar nicht machen, sondern Bilder und Videos vom Mond. Schließlich waren sie die Ersten, die dessen Rückseite zu sehen bekamen. Die Aufnahmen wurde für spätere Mondlandungen benutzt. „Ich bezeichne das immer als ‚ironisch‘“, sagte Anders der Seattle Times. „Wir flogen hin, um den Mond zu entdecken. Aber was wir wirklich entdeckt haben, ist die Erde.“