Weltraumwetter

Nach Sonnensturm: „Kannibalische“ Plasmawolke nimmt Kurs auf die Erde

Bei Sonnenstürmen ist es vor wenigen Tagen zu zwei massenhaften Eruptionen gekommen. Gemeinsam schießen sie nun als gewaltige Plasmawelle auf unseren Planeten zu. Was sind die Folgen?

Illustration eines koronalen Massenauswurfs (CME)
Illustration eines koronalen Massenauswurfs (CME)Science Photo Library/imago

Ein „kannibalischer“ koronaler Massenauswurf (CME) der Sonne könnte heute auf die Erde treffen und einen starken geomagnetischen Sturm auslösen. Nach Angaben des Nachrichtenportals Metro könnte der Sturm im schlimmsten Fall zu Stromausfällen auf unserem Planeten führen, weil er die empfindliche Radartechnik von Satelliten stört. Auch das verstärkte Auftreten von Nordlichtern geht mit CME einher.

Koronale Massenauswürfe entstehen bei sogenannten Sonnenstürmen. Geladene Teilchen und elektrische Energie werden bei diesem Ereignis von der obersten Schicht der Sonne (der Korona) aus ins Weltall geschleudert – und können dann auch Kurs auf die Erde nehmen. Ein weitaus seltener sogenannter „kannibalischer CME“ entsteht, wenn kurz auf einen ersten Massenauswurf ein zweiter, schnellerer folgt. Wenn der zweite Auswurf die erste Wolke einholt, verschlingt er sie und erzeugt so eine einzige, gewaltige Plasmawelle. Kannibalische Massenauswürfe treten extrem selten auf, weil die Eruptionen in die exakt gleiche Richtung ausgerichtet sein müssen.

Ein solches Ereignis ist nun offenbar eingetreten. Der Doppelschlag startete laut Informationen des Weltraumwetter-Zentrums der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) vom kleinen Sonnenfleck AR3370 am 14. Juli mit einer „dunklen“ Eruption, bei der vergleichsweise kühles Plasma ausgestoßen wurde. Direkt am nächsten Tag folgte ein zweiter, schnellerer CME, dessen Ursprung im deutlich größeren Sonnenfleck AR3363 lag. Eine Simulation ergab, dass der zweite Sturm den ersten CME einholen soll und dann eine „kannibalische“ Wolke bildet, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe des 18. Juli auf die Erde trifft.

Sonnenstürme können Stromausfälle und Polarlichter auslösen

Geomagnetische Stürme können im schlimmsten Fall auf der Erde zu Stromausfällen führen. Wenn geladene Teilchen aus einem Sonnensturm auf die Erde treffen, interagieren sie mit der Magnetosphäre und erzeugen ein schwankendes Magnetfeld um die Erde herum.

Dieses schwankende Magnetfeld kann in langen Stromleitungen und Übertragungskabeln elektrische Spannungen induzieren. Wenn diese Spannungen stark genug werden, können sie die Stromnetze überlasten und Transformatoren beschädigen. Das wiederum macht Stromausfälle in betroffenen Gebieten wahrscheinlicher.

Nordlichter über Norwegen
Nordlichter über Norwegenimagebroker/imago

Die weitaus angenehmere Nebenwirkung von CME auf der Erde ist das Auftreten von Nordlichtern, auch Aurora borealis genannt. Dabei regen die geladenen Partikel der Sonne die Gasmoleküle in der Erdatmosphäre an. Wenn diese die zusätzliche Energie wieder abgeben, emittieren die Moleküle Licht, das wir auf der Erde als Polarlichter beobachten können. Nach einem heftigen Sonnensturm waren Nordlichter zuletzt im Februar auch über Brandenburg in Deutschland zu sehen.