Die Menschen in Hamburg haben am Sonntag eine neue Bürgerschaft gewählt. Die SPD ist die klare Gewinnerin in Hamburg und kann ihre Koalition mit den Grünen fortsetzen. Bürgermeister Peter Tschentscher will aber auch mit der CDU reden.
Am Abend erklärte er: „Wir haben immer gesagt, dass wir mit den Grünen weiter regieren wollen, es ist insofern unsere erste Option. Aber natürlich werden wir Koalitionsgespräche nicht nur mit den Grünen führen, sondern auch ein Sondierungsgespräch mit der CDU. Sie ist eine Option, objektiv, weil die Wählerinnen und Wähler jetzt diese Konstellation geschaffen haben, und das werden wir auch abwägen.“
Ergebnis: BSW und FDP verpassen Einzug in die Bürgerschaft
Laut ersten Ergebnissen der ARD erreichte die Partei von Bürgermeister Peter Tschentscher am Sonntag 33,5 Prozent. Dahinter folgen die CDU mit 19,8 Prozent, die Grünen mit 18,5 Prozent, die Linke mit 11,2 Prozent und die AfD mit 7,2 Prozent. Alle weiteren Parteien, darunter FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) blieben unter der Fünf-Prozent-Hürde und ziehen voraussichtlich nicht ins Parlament ein.
Die Ergebnisse des ZDF zeigen ein ähnliches Bild: Dort kommt die SPD auf 33,5 Prozent, die CDU auf 19,8 Prozent, die Grünen auf 18,5 Prozent, die Linke auf 11,2 Prozent und die AfD auf 7,5 Prozent.
CDU legt zu, Grüne und SPD verlieren – AfD und Linke mit Rekordergebnissen
Sowohl SPD als auch Grüne mussten im Vergleich zur Wahl 2020 Verluste hinnehmen, sichern sich aber gemeinsam erneut eine Mehrheit in der Bürgerschaft. Die CDU konnte deutlich zulegen, bleibt jedoch aller Voraussicht nach in der Opposition. Für die Linke und die AfD sind die aktuellen Ergebnisse die besten, die sie jemals bei einer Bürgerschaftswahl in Hamburg erzielt haben.
Nach den bisherigen Ergebnissen entfallen auf die SPD künftig 45 Sitze, auf die CDU 26 Sitze, auf die Grünen 25 Sitze, auf die Linke 15 Sitze und auf die AfD zehn Sitze.
Hamburgs amtierender Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher sieht im Wahlerfolg seiner Partei auch ein Signal über die Stadt hinaus. „Wir sollten uns daran erinnern, dass wir als SPD in Deutschland Wahlen gewinnen können“, sagte Tschentscher auf der Wahlparty der Sozialdemokraten. Dies sei eine wichtige Botschaft aus Hamburg an den Rest des Landes.
Zugleich bedankte er sich bei den Hamburger SPD-Mitgliedern für ihren Einsatz im Wahlkampf. Die vergangenen Wochen seien sehr anstrengend gewesen. „Die Lage war für uns knifflig, würde Udo Lindenberg sagen.“ Trotz dieser Ausgangslage sei es anderen Parteien nicht gelungen, die SPD „von rechts und links“ zu überholen.
Kompliziertes Wahlrecht in Hamburg: Auszählung dauert
Bei der Wahl konnten die rund 1,3 Millionen Wahlberechtigten jeweils fünf Stimmen für die Landesliste und fünf Stimmen für die Wahlkreisliste vergeben. Durch das sogenannte Panaschieren und Kumulieren – also das Verteilen oder Bündeln von Stimmen auf verschiedene Parteien oder einzelne Kandidierende – verlängert sich die Auszählung entsprechend.
Tschentscher dürfte gute Chancen haben, seine rot-grüne Koalition fortzusetzen. Auch CDU und Linke konnten in den letzten Wochen in der Wählergunst zulegen. Für die FDP und das BSW hingegen droht der Einzug ins Parlament zu scheitern, da beide Parteien in Umfragen nur knapp an der Fünf-Prozent-Hürde kratzten.
Landespolitische Themen wie die angespannte Verkehrssituation, der Wohnraummangel sowie Fragen zur Wirtschaft und Migration prägten den Wahlkampf. Eine Woche nach der Bundestagswahl gilt das Ergebnis der Hamburg-Wahl zwar vor allem als Signal für die Hamburger Landespolitik – dennoch wird bundesweit genau hingeschaut.
Die Wahlbeteiligung lag mit 66,8 Prozent deutlich höher als vor fünf Jahren. Knapp 1,3 Millionen Menschen waren stimmberechtigt. Aufgrund des komplexen Wahlsystems in Hamburg werden am Wahlabend zunächst nur vorläufige Zweitstimmenergebnisse ermittelt. Diese geben eine erste Einschätzung der Sitzverteilung, das vollständige vorläufige Endergebnis wird jedoch erst im Laufe des Montags erwartet.
