Wohnungsmarkt

Volle Wohnheime in Potsdam: Studentenwerk organisiert Notschlafplätze

Die Warteliste für Wohnheimplätze hat Rekordlänge, die Chance auf eine Bleibe ist gering. Daher kündigt das Studentenwerk Potsdam drastische Maßnahmen an.

Alles voll: Einfahrt zu einer Studentenwohnanlage in der Landeshauptstadt Potsdam.
Alles voll: Einfahrt zu einer Studentenwohnanlage in der Landeshauptstadt Potsdam.Monika Skolimowska/dpa

Potsdam ist beliebt bei Studentinnen und Studenten. Die brandenburgische Landeshauptstadt ist übersichtlicher als die große Nachbarin Berlin, hat aber durchaus studentisches Leben mit Partys und Cafés zu bieten. Man kann hier weniger abgelenkt von den Verlockungen einer Millionenmetropole studieren und ist bei Bedarf dennoch schnell in Berlin. Rund 26.000 junge Menschen schätzen das und studieren in Potsdam.

Doch die Attraktivität könnte schnell kippen angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die wegen ihrer günstigen Konditionen so beliebten Wohnheime jedenfalls sind voll – und das Studentenwerk in Potsdam schlägt mit Blick auf den bevorstehenden Semesterbeginn Alarm.

Auf Instagram schreibt das Studentenwerk, das 18 Wohnanlagen in Potsdam, Wildau und Brandenburg an der Havel betreibt: „Die Chance, wie in den letzten Jahren über den ‚Tag der freien Vergabe‘ einen der letzten Wohnheimplätze zu ergattern, wird es dieses Jahr nicht geben. Die Warteliste für einen unserer Wohnheimplätze hat ein Rekordniveau erreicht, noch etwa 1000 Studierende sind in unserer Datenbank als suchend registriert. All unsere Wohnheimplätze sind vergeben oder befinden sich aktuell im Vermietungsprozess.“

Derzeit organisiere man einige temporäre Notschlafplätze für wohnberechtigte Studierende, heißt es in dem Statement weiter. „Geplant ist, Betten unter anderem in Gemeinschaftsräumen der Wohnheime aufzustellen. Diese sollen vorwiegend in der ersten Oktoberhälfte zur Verfügung gestellt werden.“ Nachfragen könnten unter dem Betreff „Schlafplatz auf Zeit“ gestellt werden.


Auch schon im Wohnheim lebende Studierende könnten in ihren Zimmern Kommilitonen übergangsweise mit aufnehmen. Solch ein temporärer Unterschlupf koste zusätzlich zur vereinbarten Miete 80 Euro im Monat, schreibt das Studentenwerk.

Wintersemester beginnt: 3700 Bewerbungen für einen Wohnheimplatz

Trotz aller Bemühungen würden aber viele wohnungssuchende Studenten über das Studentenwerk Potsdam keine Bleibe finden und auf den lokalen Wohnungsmarkt und andere Alternativen ausweichen müssen. Dort ist die Lage jedoch ähnlich angespannt, was bezahlbaren Wohnraum für ein schmales Studentenbudget angeht. 

Für das Wintersemester 2023/24 sind laut einer Mitteilung des Studentenwerks bisher 3740 Online-Bewerbungen für einen Wohnheimplatz eingegangen (Stand 13.09.2023) – ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr und „abermals ein neuer Höchststand“. Die 13 Potsdamer Wohnheime des Studentenwerks bieten Plätze für 2433 Studierende, die vier Wildauer Wohnheime beherbergen 448 und das Wohnheim in Brandenburg an der Havel 295 Mieterinnen und Mieter.

Angesichts der angespannten Lage fordert das Studentenwerk in Potsdam mehr staatliche Hilfe für studentisches Wohnen. „Fakt ist, als Anstalt des öffentlichen Rechts können wir dieses Problem alleine nicht lösen“, sagte eine Sprecherin. Bezahlbarer Wohnraum für Studenten müsse in einem solchen Umfang gefördert werden, „dass wir der Nachfrage auch nur annähernd gerecht werden können“.

Es gebe kein strukturiertes Landesprogramm, welches die Erweiterung der Kapazität für Wohnheimplätze explizit in den Fokus nimmt, so die Sprecherin. „Studierende, die bei uns keinen Platz finden, sind auf den freien Wohnungsmarkt angewiesen und das ist nicht selten zum Scheitern verurteilt.“ (mit dpa)