Ukrainische Geflüchtete bringen einer neuen Studie zufolge gute Voraussetzungen für eine Teilhabe in Deutschland mit – und viele von ihnen wollen dauerhaft hier bleiben. In einer am Donnerstag vorgestellten Umfrage unter Ukrainerinnen und Ukrainern gaben 26 Prozent an, dauerhaft in Deutschland bleiben zu wollen. Weitere 13 Prozent sagten, sie wollten mehrere Jahre hier bleiben. Im Schnitt seien die Geflüchteten hoch gebildet und gut motiviert, hieß es in der Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).
An der Befragung nahmen rund elftausend Ukrainerinnen und Ukrainer teil. 34 Prozent von ihnen sagten, sie wollten nach Kriegsende Deutschland verlassen. 27 Prozent konnten noch keine Aussage treffen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten – 76 Prozent – fühlte sich bei ihrer Ankunft „voll und ganz“ oder „überwiegend“ willkommen in Deutschland.
Viele Geflüchtete aus der Ukraine nehmen aktiv am Leben in Deutschland teil
Die Befragung ergab, dass viele Geflüchtete inzwischen aktiv am Leben in Deutschland teilnehmen: 17 Prozent sind demnach hier bereits erwerbstätig. 60 Prozent leben in einer eigenen Wohnung. Die geflüchteten Kinder besuchen Schulen und einige auch Kitas. Knapp drei Viertel - 74 Prozent - der Geflohenen leben demnach in Privatunterkünften. Weitere 17 Prozent sind in Hotels und Pensionen untergekommen und lediglich neun Prozent in Gemeinschaftsunterkünften.
Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (Pdf) zum Download
Nur wenige der Geflüchteten verfügen indes schon über gute deutsche Sprachkenntnisse: Acht von zehn Geflüchtete gaben in der Befragung an, dass sie keine oder eher schlechte Deutschkenntnisse besitzen. Zum Befragungszeitpunkt besuchten gleichwohl 51 Prozent der Erwachsenen einen Deutschkurs oder hatten diesen abgeschlossen. 36 Prozent nutzten dabei einen Integrationskurs oder ein anderes Kursangebot des Flüchtlingsamts Bamf.
Mehrheit hatte vorher bereits Familie oder Freunde in Deutschland
Seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar ist mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. 60 Prozent der Befragten nannten als Motiv für die Wahl Deutschlands als Zielland, dass bereits Familienangehörige, Freundinnen und Freunde oder Bekannte hier leben.
Viele der Flüchtlinge wollen länger bleiben, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). „Deshalb ist es richtig, dass sie eine Perspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben.“ Dazu gehöre auch, dass Sprachangebote oder die Angebote zu Arbeitsvermittlung breit genutzt würden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, sie sei „sehr stolz auf die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft in unserem Land“.
Die meisten Geflüchteten aus der Ukraine sind Frauen
80 Prozent der erwachsenen Geflüchteten sind der Untersuchung zufolge Frauen, von denen 48 Prozent mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt leben. Nur etwas mehr als 20 Prozent der Frauen kamen mit einem Partner. 76 Prozent der ukrainischen Geflüchteten erhielten demnach eine zunächst bis März 2024 befristete Aufenthaltserlaubnis, 18 Prozent eine Fiktionsbescheinigung, die bis zur Erteilung der Aufenthaltserlaubnis ausgestellt wird.
Mit der Aufenthaltserlaubnis ist es ukrainischen Geflüchteten möglich, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen oder Leistungen vom Jobcenter oder Sozialamt zu beziehen. Zudem werden sie mit der Übernahme in das Grundsicherungssystem des Sozialgesetzbuch II im Bedarfsfall schnell in die Förderstruktur der Jobcenter integriert.
Überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau
Überdurchschnittlich viele der Geflüchteten weisen den Ergebnissen zufolge ein hohes Bildungsniveau auf. So liegt das durchschnittliche Bildungsniveau der in Deutschland lebenden geflohenen Erwachsenen deutlich höher als das der Bevölkerung in der Ukraine: 72 Prozent verfügen über Hochschulabschlüsse oder vergleichbare Abschlüsse. In der Ukraine sind es insgesamt 50 Prozent.



