Das mutmaßliche Datenleck mit Geheimdokumenten hat in den USA strafrechtliche Ermittlungen sowie eine Behördenübergreifende Untersuchung zu den Auswirkungen ausgelöst. Die Quelle der durchgesickerten Dokumente ist nach wie vor unklar. Auch prüft das US-Verteidigungsministerium nach eigenen Angaben noch ihre Echtheit. Was bisher über das Datenleck bekannt ist:
Worum geht es in den Dokumenten?
Viele der Dokumente haben mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Ein Papier enthält Informationen über den Stand des Konflikts, etwa die Verluste auf beiden Seiten. Andere Dokumente enthalten Details über die Situation an den einzelnen Frontabschnitten, beispielsweise in der seit Monaten umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Zudem gibt es Informationen über die ukrainische Luftabwehr sowie die internationalen Bemühungen beim Aufbau der ukrainischen Streitkräfte.
Ein Teil der Dokumente steht nicht mit der Ukraine im Zusammenhang. Einige deuten auf die Überwachung von Verbündeten durch die USA hin. Aus einem der Papiere geht etwa hervor, dass führende Mitarbeiter des israelischen Geheimdiensts Mossad für Proteste im Inland gegen die Justizreform der israelischen Regierung plädiert haben sollen.
Sind die Dokumente echt?
Das Pentagon arbeitet eigenen Angaben zufolge an der Beurteilung des „Wahrheitsgehalts der fotografierten Dokumente“. Das Ministerium räumte jedoch bereits ein, dass „sie sensibles und hoch geheimes Material enthalten zu scheinen“. Mindestens ein Dokument scheint so manipuliert worden zu sein, dass es entgegen dem mutmaßlichen Original die ukrainischen Verluste im Krieg höher einschätzt als die russischen. Medienberichten zufolge gehen US-Vertreter jedoch davon aus, dass viele der Dokumente echt sind.
Die südkoreanische Regierung hat große Teile der geleakten US-Geheimdokumente im Internet für gefälscht erklärt. Nach einem Telefongespräch zwischen den Verteidigungsministern der USA und Südkoreas seien beide zu dem Schluss gekommen, „dass eine beträchtliche Anzahl der fraglichen Dokumente konstruiert sind“, teilte Südkoreas Präsidentschaftsbüro am Dienstag mit.
Einige der Dokumente sollen zeigen, dass Südkorea Bedenken äußert, die USA könnte in Südkorea gefertigte Waffen an die Ukraine liefern. Dies wäre eine Verletzung der südkoreanischen Waffenexportpolitik, nach der Seoul keine Rüstungsgüter in Kriegsgebiete liefert.
Wie reagieren die USA?
Das Justizministerium hat strafrechtliche Ermittlungen wegen des Datenlecks eingeleitet. Gleichzeitig wird geprüft, welche Auswirkungen es auf die nationale Sicherheit des Landes hat. US-Vertreter sind zudem in Kontakt mit ihren Verbündeten. Auch die zuständigen Ausschüsse des US-Kongresses wurden informiert.
„Wir nehmen die Sache sehr, sehr ernst“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag (Ortszeit) in Washington. Präsident Joe Biden werde fortlaufend informiert.
Was könnten die Auswirkungen sein?
Die Folgen des Datenlecks könnten erheblich sein. Informanten der US-Geheimdienste könnten gefährdet werden und Russland wichtige Informationen über die ukrainischen Streitkräfte erhalten. Dokumente über Verbündete der USA könnten zudem diplomatische Verstimmungen mit sich bringen, wenn sie deren Überwachung belegen.
Wurde Selenskyj von den USA abgehört?
Die ukrainische Führung zog eine angebliche Abhöraktion der USA gegen Selenskyj in Zweifel. Beratungen des Staatschefs mit dem Militär liefen anders ab als in veröffentlichten Geheimdienstdokumenten dargestellt, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Montag im ukrainischen Fernsehen. Die Beziehungen der Ukraine zu ihren westlichen Partnern seien durch die Veröffentlichungen nicht gefährdet. „Das sind normale Analysen“, sagte er. Auch Pläne zu einer ukrainischen Gegenoffensive würden nicht torpediert, weil daran noch gearbeitet werde.
Wo wurden die Dokumente verbreitet?
Die Papiere tauchten auf mehreren Online-Plattformen auf, darunter Twitter, 4Chan und Discord. Auf vielen dieser Plattformen sind sie inzwischen jedoch nicht mehr zu finden. Die USA arbeiten Berichten zufolge daran, sie nach und nach zu beseitigen.



