Der Frontmann der ukrainischen Band BoomBox Andriy Khlyvnyuk hat den diesjährigen Magnitsky-Preis abgelehnt. Khlyvnyuk erklärte, dass er die Auszeichnung nicht annehmen könne, da sie auch an Julia Nawalnaja, die Witwe des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, verliehen wurde.
In einem Beitrag auf Facebook stellt Khlyvnyuk klar, dass er für den Preis dankbar sei: „Sie haben meinen Beitrag zum Wettlauf um die Meinungsfreiheit und die grundlegenden Menschenrechte als Teil des Kampfes für die Unabhängigkeit des ukrainischen Staates bemerkt und anerkannt, obwohl er im Vergleich zu anderen Menschen und Stiftungen nicht bedeutend ist“, schreibt der Musiker.
„Als Vater von zwei Kindern, die unter Raketenbeschuss leben, und als Soldat der ukrainischen Verteidigungskräfte (Polizeistreitkräfte von Cherson) kann ich diese Auszeichnung jedoch nicht mit anderen Preisträgern teilen, die ‚nicht sicher‘ sind, ob mein Land mit westlichen Waffen versorgt werden muss, die für die Abwehr der russischen Aggression unerlässlich sind“, so Khlyvnyuk weiter.
In einem Interview mit der Zeit Ende Oktober hatte Nawalnaja gesagt, sie sei sich nicht sicher, ob es richtig sei, Waffen an die Ukraine zu liefern. „Das ist schwer zu sagen. Der Krieg wurde von Wladimir Putin entfesselt, aber die Bomben treffen auch Russen“, erklärte sie.
BoomBox ist eine der beliebtesten Musikbands der Ukraine. Ihre Videos haben Hunderte von Millionen Klicks auf YouTube erreicht. Der 44-jährige Khlyvnyuk erlangte internationale Berühmtheit, als er nach dem russischen Einmarsch in sein Land sein Mikrofon gegen ein Gewehr tauschte und sich der Armee anschloss. In einem Interview mit dem Rolling Stone wurde er gefragt, welche Unterstützung die Ukraine seiner Meinung nach vom Westen braucht. „Sie sind es, die uns brauchen“, hatte er geantwortet. „Sowohl der Westen als auch die Ukraine bekennen sich zu den gleichen Prinzipien: gleiche Rechte für alle, Rechtsstaatlichkeit, Wahlrecht, Menschenrechte über alles, nicht das animalische Recht des Stärkeren, sondern Moral und Verstand. Sie brauchen uns als Schutzschild, um das alles zu schützen.“
Protest gegen Putin mit Nawalnaja in Berlin – ukrainischer Botschafter kritisiert
In Berlin hatten am Sonntag fast 2000 Exil-Russen gegen den Angriffskrieg in der Ukraine und gegen Wladimir Putin demonstriert. Aufgerufen zu dem Protest hatten Nawalnaja und andere prominente Vertreter der russischen Exil-Opposition, darunter Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa.
Die prominenten Kreml-Kritiker hofften, mit der Demonstration der zersplitterten russischen Exil-Opposition neuen Schwung zu verleihen. Ziel sei es, „alle zu vereinen, die sich gegen die aggressive und verbrecherische Politik Putins stellen – gegen den Krieg in der Ukraine und gegen die politischen Repressionen innerhalb Russlands“, hatten die Organisatoren im Vorfeld der Kundgebung erklärt. Zu den Forderungen gehörten der sofortige Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, die Amtsenthebung Putins und Anklage gegen ihn als Kriegsverbrecher.

