Ukrainekrieg

Ukrainischer Armeechef Syrskyj über Soldatenmangel: Ziehen Personal aus Logistik und Versorgung ab

Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte klagt über Personalmangel an der Front. Dennoch ist die Ukraine derzeit dabei, 14 weitere Brigaden aufzubauen.

Generaloberst Olexander Syrskyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte
Generaloberst Olexander Syrskyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen StreitkräfteUkrainisches Präsidentialamt/Zuma Press/dpa

Im Kampf gegen Russland fehlt es der Ukraine weiter an Soldaten für den Einsatz an der Front. Das räumt der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj im Interview mit dem Rundfunksender TSN ein. Demnach mangele es insbesondere an Streitkräften in den mechanisierten Brigaden. Um diesen Mangel zu beheben, hat das Militär Syrskyj zufolge inzwischen begonnen, Personal aus der Logistik, Versorgung und Instandhaltung abzuziehen. Dies dürfe jedoch nur „innerhalb vernünftiger Grenzen“ geschehen, wie er gegenüber TSN betonte.

Zuvor hatte es Beschwerden aus Luftwaffenverbänden zu Forderungen gegeben, dass von dort hoch qualifiziertes Personal für die Front abgezogen werden sollte. Die Armeeführung habe diesen Bestrebungen nun einen Riegel vorgeschoben, sagte Syrskyj. Es gehe um erfahrene Spezialisten, „die durch niemanden ersetzt werden können“. Die Ukraine stellt derzeit 14 neue Brigaden zum Kampf gegen die russischen Streitkräfte auf.

Biden und Trump fordern Herabsetzung der Altersgrenze zur Mobilisierung

Eine Erschwernis bei der Mobilisierung von Streitkräften ist nach Ansicht einiger internationaler Partner, dass junge Soldaten in der Ukraine erst mit 25 Jahren für den Einsatz im Krieg mobilisiert werden können. Sowohl der scheidende US-Präsident Joe Biden als auch Donald Trump hatte das Land etwa dazu angehalten, die Altersgrenze auf 18 Jahre herabzusenken. „Wir dürfen den Mangel an Ausrüstung und Ausbildung nicht durch die Jugend der Soldaten kompensieren“, teilte daraufhin der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit und wies die Forderung zurück.

Syrskyj sagte gegenüber TSN weiter, dass es unmöglich sei, einen Krieg defensiv zu gewinnen. „So sehr man sich nicht verteidigt, wird man sich dennoch genauso weit zurückziehen. Und wir sind gezwungen, die Verteidigung aufrechtzuerhalten und unsere Kräfte praktisch entlang der gesamten Frontlinie zu konzentrieren“, so Syrskyj in dem Interview.

Man sei jedoch auch dabei, unbemannte Kapazitäten aufzubauen. „Wir waren die ersten auf der Welt, die die Unmanned Systems Forces geschaffen haben. Wir bauen derzeit die unbemannte Komponente auf. Wir entwickeln aktiv Roboterplattformen, wir entwickeln Bodenkampfplattformen.“ Die Unmanned Systems Forces (USF) ist eine Einheit der ukrainischen Streitkräfte, die sich auf die Drohnenkriegsführung und den Einsatz unbemannter Militärroboter zu Lande, zu Wasser und in der Luft spezialisiert hat. Die USF wurde im Juni 2024 offiziell gegründet. (mit dpa)