Eine Woche nach dem CSD in München zeigen sich die Veranstalter empört: Der ukrainische Sänger Mélovin (eigentlich Kostjantyn Botscharow) hat während der queeren Demonstration eine Hymne auf den ukrainischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera vor Zehntausenden Besuchern angestimmt – ohne Absprache mit den Machern des CSD.
Die Veranstalter des Münchner Christopher Street Days distanzieren sich jetzt von dem Song „Bandera ist unser Vater, die Ukraine ist unsere Mutter“, wie die Süddeutsche Zeitung am Montag berichtet. Der Auftritt des queeren Musikers wurde im Vorhinein beraten. Zudem wurde eine Songliste abgesegnet – die faschistische Hymne war nicht dabei.
Auf der Pride in München singt der ukrainische Musiker Melovin "Bandera ist unser Vater", eine Lobpreisung jenes ukrainischen Faschisten, dessen Anhänger zehntausende Juden, Polen und Russen ermordeten und mit der Wehrmacht kollaborierten. pic.twitter.com/94AE7WGbNH
— Lower Class Magazine (@LowerClassMag) June 30, 2023
CSD-Veranstalter erfuhren erst Tage später von Songperformance
Die Veranstalter des Münchner CSD versichern, dass sie erst fünf Tage nach dem Auftritt durch Hinweise von der Songperformance erfuhren. In einer Stellungnahme grenzen sie sich mit klaren Worten ab: „Zweifelsfrei steht Stepan Bandera als historische Person, zentrale Führungsfigur einer radikalnationalistischen Organisation und aufgrund seiner Verantwortung für Massenmorde – insbesondere an Jüdinnen*Juden und Pol*innen – den Werten, für die der CSD München steht, maximal entgegen“.
Sie hätten den ukrainischen Musiker Mélovin als „queeren Sänger und Aktivisten nach München eingeladen, der sich mutig für die LGBTIQ*-Community seines Landes einsetzt“. Die kritische Stellungnahme zu der Performance des Lobliedes Banderas ändere nichts an der „unverbrüchlichen Solidarität des CSD mit dem ukrainischen Widerstand gegen den menschenverachtenden russischen Angriffskrieg“.
Mélovins Songwahl war kein Versehen
Der Sänger Mélovin macht auf seinem Instagramkanal deutlich: Die Songwahl war kein Versehen. Vor seinem CSD-Auftritt besuchte Mélovin das Grab des Faschisten Bandera in der bayerischen Landeshauptstadt. Auf ukrainisch schreibt er, dass er nicht zufällig da war. Auch die Performance des Lobliedes postet er auf dem sozialen Netzwerk und schreibt dazu: „Wer hat gesagt, dass Bandera homophob ist?“


