Kontroverser Auftritt

Eklat beim CSD in München: Ukrainischer Sänger performt Loblied auf Faschisten

Der schwule Sänger Mélovin wurde beim Christopher Street Day bejubelt. Doch nun distanzieren sich die Veranstalter von seiner Verherrlichung eines radikalen Faschisten.

Der CSD wurde am 24. Juni in München gefeiert. 
Der CSD wurde am 24. Juni in München gefeiert. Uwe Lein/dpa

Eine Woche nach dem CSD in München zeigen sich die Veranstalter empört: Der ukrainische Sänger Mélovin (eigentlich Kostjantyn Botscharow) hat während der queeren Demonstration eine Hymne auf den ukrainischen Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera vor Zehntausenden Besuchern angestimmt – ohne Absprache mit den Machern des CSD. 

Die Veranstalter des Münchner Christopher Street Days distanzieren sich jetzt von dem Song „Bandera ist unser Vater, die Ukraine ist unsere Mutter“, wie die Süddeutsche Zeitung am Montag berichtet. Der Auftritt des queeren Musikers wurde im Vorhinein beraten. Zudem wurde eine Songliste abgesegnet – die faschistische Hymne war nicht dabei.

CSD-Veranstalter erfuhren erst Tage später von Songperformance

Die Veranstalter des Münchner CSD versichern, dass sie erst fünf Tage nach dem Auftritt durch Hinweise von der Songperformance erfuhren. In einer Stellungnahme grenzen sie sich mit klaren Worten ab: „Zweifelsfrei steht Stepan Bandera als historische Person, zentrale Führungsfigur einer radikalnationalistischen Organisation und aufgrund seiner Verantwortung für Massenmorde – insbesondere an Jüdinnen*Juden und Pol*innen – den Werten, für die der CSD München steht, maximal entgegen“.

Sie hätten den ukrainischen Musiker  Mélovin als „queeren Sänger und Aktivisten nach München eingeladen, der sich mutig für die LGBTIQ*-Community seines Landes einsetzt“. Die kritische Stellungnahme zu der Performance des Lobliedes Banderas ändere nichts an der „unverbrüchlichen Solidarität des CSD mit dem ukrainischen Widerstand gegen den menschenverachtenden russischen Angriffskrieg“.

Mélovins Songwahl war kein Versehen

Der Sänger Mélovin macht auf seinem Instagramkanal deutlich: Die Songwahl war kein Versehen. Vor seinem CSD-Auftritt besuchte Mélovin das Grab des Faschisten Bandera in der bayerischen Landeshauptstadt. Auf ukrainisch schreibt er, dass er nicht zufällig da war. Auch die Performance des Lobliedes postet er auf dem sozialen Netzwerk und schreibt dazu: „Wer hat gesagt, dass Bandera homophob ist?“

Stepan Bandera war der Anführer des rechtsextremen, terroristischen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten und kooperierte mit der deutschen Wehrmacht. Sein Flügel war an der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung von Lemberg (Lwiw) maßgeblich beteiligt. Sie bereiteten Vernichtungen und Massenerschießungen vor. 1959 wurde Bandera in München von einem KGB-Agenten ermordet.