Ukrainekrieg

Mit westlichen Raketen? Ukraine meldet „massivsten“ Angriff auf Russlands Industrieanlagen

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge mehrere teils weit entfernte Regionen Russlands mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der Kreml droht mit Vergeltung.

Auf diesem Bild wird eine US-amerikanische <a href="https://www.berliner-zeitung.de/news/ukraine-krieg-trump-lehnt-einsatz-von-us-langstreckenraketen-gegen-russland-ab-li.2281075">ATACMS-Rakete</a>&nbsp;abgeschossen.
Auf diesem Bild wird eine US-amerikanische ATACMS-Rakete abgeschossen.yonhap/dpa

Die Ukraine hat laut eigenen Angaben am frühen Dienstagmorgen ihren „massivsten“ Angriff auf russische Militär- und Industrieanlagen in einer Reichweite von bis zu 1100 Kilometern gestartet. Dabei wurden Chemieanlagen, Raffinerien und Munitionsdepots des Luftwaffenstützpunkts Engels erfolgreich angegriffen, sagte ein Beamter des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU) dem Kyiv Independent.

Berichten zufolge zielten ukrainische Drohnen auf mehrere Regionen, darunter die Oblaste Saratow, Woronesch und Orjol sowie Tatarstan.

Wie der Kreml später mitteilte, kamen bei dem Angriff auch von den USA und Großbritannien bereitgestellte Waffen zum Einsatz. Den russischen Angaben zufolge habe die Ukraine sechs US-amerikanische ATACMS-Raketen, sechs britische Storm-Shadow-Marschflugkörper und mindestens 146 Drohnen auf Russland abgefeuert.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es habe alle von der Ukraine auf die Region Brjansk abgefeuerten westlichen Raketen sowie 146 Drohnen außerhalb des Kriegsgebiets abgeschossen. Zwei weitere Storm-Shadow-Raketen seien über dem Schwarzen Meer abgeschossen worden. Der Kreml drohte daraufhin mit Vergeltung. „Die Aktionen des Kiewer Regimes, unterstützt von seinen westlichen Kuratoren, werden nicht unbeantwortet bleiben.“

Nachdem die Ukraine im vergangenen Jahr erstmals ATACMS- und britische Storm-Shadow-Raketen auf Russland abgefeuert hatte, reagierte Moskau am 21. November mit dem Abschuss einer neuen Mittelstreckenrakete namens „Oreshnik“ (Haselnussbaum) auf die Ukraine.

Ukraine meldet „erfolgreiche“ Angriff auf fünf russische Städte

Laut dem Chef des ukrainischen Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, wurden insgesamt fünf russische Städte angegriffen, darunter Engels, Saratow, Kasan, Brjansk und Tula. Ziele waren demnach Ölraffinerien, Öldepots, Waffenfabriken und Luftabwehrsysteme. Entgegen der russischen Behauptungen erklärte die Ukraine, dass die Angriffe erfolgreich gewesen seien. 

Bei einem Raketenangriff auf die Grenzregion Brjansk wurde nach Angaben der ukrainischen Armee eine Chemiefabrik getroffen. Die Drohnen hätten zunächst die russische Luftabwehr „erfolgreich“ abgelenkt und damit den Weg freigemacht für die Raketen, „welche die Hauptziele trafen“, hieß es in einer Erklärung. Demnach stellt die Fabrik in der Stadt Selzo Treibstoff für Raketen und Munition her.

Gaslager in der Stadt Kasan brennt

In der südöstlichen Region Tatarstan geriet nach Angaben der Regionalregierung ein Gastank nach einem Drohnenangriff in Brand. Der Angriff richtete sich laut Lokalmedien gegen ein Flüssiggaslager in der Nähe einer Chemiefabrik. Fotos zeigten Flammen und eine schwarze Rauchwolke, die nahe der Stadt Kasan aufstiegen. Verletzte gab es den Behörden zufolge nicht.

In der 500 Kilometer südwestlich von Kasan gelegenen Region Saratow wurden laut dem SBU eine Ölraffinerie und ein Waffenlager getroffen. Regionalgouverneur Roman Busargin sprach von einem „massiven Drohnenangriff“ auf zwei Industrieanlagen. In der Folge der Angriffe blieben die Schulen in den Städten Saratow und Engels geschlossen. Bereits am 8. Januar hatte ein Drohnenangriff auf ein Erdöllager in Engels ein riesiges Feuer ausgelöst, das tagelang nicht gelöscht werden konnte und bei dem zwei Feuerwehrleute ums Leben kamen.

Angesichts der Angriffe stellten laut russischen Behörden neun Flughäfen im Zentrum und im Westen Russlands vorübergehend den Betrieb ein - betroffen waren unter anderem die Städte Kasan, Saratow, Pensa, Uljanowsk und Nischnekamsk. (mit AFP)