Die Ukraine arbeitet daran, ihren sogenannten „Siegesplan“ für den Krieg gegen Russland für die zweite US-Regierung unter Donald Trump zu optimieren. Dies berichtet die Financial Times (FT) unter Berufung auf ukrainische und europäische Beamte. Wie die britische Zeitung berichtet, wurden zwei der in dem Plan enthaltenen Ideen insbesondere mit Blick auf den designierten US-Präsidenten entwickelt. Diese Punkte wurden Trump bei einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj im September in New York vorgestellt.
Zwei Ideen im ukrainischen „Siegesplan“ sollen Trumps Interesse geweckt haben. Die eine ist die Ersetzung einiger in Europa stationierter US-Soldaten durch Ukrainer nach dem Krieg. Die andere, die laut FT zuerst von Trumps Verbündetem, dem republikanischen Senator Lindsey Graham, entworfen wurde, bezieht sich auf den Zugang westlicher Partner zu den wertvollen Rohstoffen der Ukraine. Die Ukraine habe im Sommer mit der Ausarbeitung ihrer Vorschläge begonnen, „um unser Narrativ durchzusetzen, bevor Trump sein eigenes durchsetzen konnte“, so eine an der Planung beteiligte Person gegenüber der FT.

Ukraine: Amerikanische statt chinesische Firmen könnten bevorzugt werden
Parallel dazu, so heißt es im Bericht weiter, führen ukrainische Geschäftsleute Gespräche darüber, Trump „Investment-Screening“-Befugnisse anzubieten, was bedeutet, dass seine Regierung befugt wäre, auszuwählen, mit wem sie in der Ukraine Geschäfte macht. Eine Quelle erklärte, dass dies praktisch den Weg für ukrainische Industrien ebnen würde, die derzeit von chinesischer Technologie und chinesischen Materialien abhängig sind, um zu US-Lieferanten zu wechseln. Sie bezeichnen die Idee als „ABC - anybody but China“ („jeder außer China“) und glauben, dass sie angesichts Trumps harter Linie gegenüber China bei ihm Anklang finden wird.
Wolodymyr Selenskyj hatte Mitte Oktober seinen „Siegesplan“ zur Beendigung des russischen Angriffskrieges auch bei der EU und der Nato vorgestellt. Der Plan enthält unter anderem die seit Langem im Raum stehende Forderung nach Raketen mit hoher Reichweite für Angriffe in entfernteren russischen Gebieten. Als Teil seines Plans forderte Selenskyj zudem eine rasche Beitrittseinladung in die Nato. In den USA gebe es in diesem Punkt „rote Linien“, sagte Präsident Joe Biden.
Ukrainische Truppen für Europa und wirtschaftliches Potenzial
In dem vierten Punkt seines „Siegesplans“ verweist Selenskyj auf das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine: Bodenschätze und die Landwirtschaft stellten ein „Milliarden Dollar“ schweres Kapital dar, das den Partnern der Ukraine zur Verfügung stehen könnte. Selenskyjs Plan sieht „ein Sonderabkommen über den gemeinsamen Schutz kritischer Ressourcen“ der Ukraine sowie deren gemeinsame Nutzung mit den Verbündeten vor. Der fünfte Punkt betrifft die Zeit nach Ende des Krieges. Dann sollten dem Plan zufolge „bestimmte militärische Kontingente“ der USA in Europa „durch ukrainische Einheiten“ ersetzt werden, die über Erfahrung im Kampf gegen Russland verfügen. Der Kreml warf Selenskyj daraufhin vor, er wolle die Nato-Länder „in einen direkten Konflikt“ mit Moskau treiben.

