Ukrainekrieg

Ukraine-Krieg: Trump findet Punkte aus Selenskyjs Siegesplan „interessant“

Einem neuen Bericht zufolge will der ukrainische Präsident seinen „Siegesplan“ für die USA attraktiver machen. Diese Punkte haben Donald Trumps Interesse geweckt.

Mitte Oktober hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen sogenannten „Siegesplan“ im ukrainischen Parlament vorgestellt.
Mitte Oktober hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen sogenannten „Siegesplan“ im ukrainischen Parlament vorgestellt.Ukraine Presidency

Die Ukraine arbeitet daran, ihren sogenannten „Siegesplan“ für den Krieg gegen Russland für die zweite US-Regierung unter Donald Trump zu optimieren. Dies berichtet die Financial Times (FT) unter Berufung auf ukrainische und europäische Beamte. Wie die britische Zeitung berichtet, wurden zwei der in dem Plan enthaltenen Ideen insbesondere mit Blick auf den designierten US-Präsidenten entwickelt. Diese Punkte wurden Trump bei einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj im September in New York vorgestellt.

Zwei Ideen im ukrainischen „Siegesplan“ sollen Trumps Interesse geweckt haben. Die eine ist die Ersetzung einiger in Europa stationierter US-Soldaten durch Ukrainer nach dem Krieg. Die andere, die laut FT zuerst von Trumps Verbündetem, dem republikanischen Senator Lindsey Graham, entworfen wurde, bezieht sich auf den Zugang westlicher Partner zu den wertvollen Rohstoffen der Ukraine. Die Ukraine habe im Sommer mit der Ausarbeitung ihrer Vorschläge begonnen, „um unser Narrativ durchzusetzen, bevor Trump sein eigenes durchsetzen konnte“, so eine an der Planung beteiligte Person gegenüber der FT.

Donald Trump (r) gibt dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Trump Tower bei einem Treffen die Hand.
Donald Trump (r) gibt dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Trump Tower bei einem Treffen die Hand.Julia Demaree Nikhinson/dpa

Ukraine: Amerikanische statt chinesische Firmen könnten bevorzugt werden

Parallel dazu, so heißt es im Bericht weiter, führen ukrainische Geschäftsleute Gespräche darüber, Trump „Investment-Screening“-Befugnisse anzubieten, was bedeutet, dass seine Regierung befugt wäre, auszuwählen, mit wem sie in der Ukraine Geschäfte macht. Eine Quelle erklärte, dass dies praktisch den Weg für ukrainische Industrien ebnen würde, die derzeit von chinesischer Technologie und chinesischen Materialien abhängig sind, um zu US-Lieferanten zu wechseln. Sie bezeichnen die Idee als „ABC - anybody but China“ („jeder außer China“) und glauben, dass sie angesichts Trumps harter Linie gegenüber China bei ihm Anklang finden wird.

Wolodymyr Selenskyj hatte Mitte Oktober seinen „Siegesplan“ zur Beendigung des russischen Angriffskrieges auch bei der EU und der Nato vorgestellt. Der Plan enthält unter anderem die seit Langem im Raum stehende Forderung nach Raketen mit hoher Reichweite für Angriffe in entfernteren russischen Gebieten. Als Teil seines Plans forderte Selenskyj zudem eine rasche Beitrittseinladung in die Nato. In den USA gebe es in diesem Punkt „rote Linien“, sagte Präsident Joe Biden.

Ukrainische Truppen für Europa und wirtschaftliches Potenzial

In dem vierten Punkt seines „Siegesplans“ verweist Selenskyj auf das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine: Bodenschätze und die Landwirtschaft stellten ein „Milliarden Dollar“ schweres Kapital dar, das den Partnern der Ukraine zur Verfügung stehen könnte. Selenskyjs Plan sieht „ein Sonderabkommen über den gemeinsamen Schutz kritischer Ressourcen“ der Ukraine sowie deren gemeinsame Nutzung mit den Verbündeten vor. Der fünfte Punkt betrifft die Zeit nach Ende des Krieges. Dann sollten dem Plan zufolge „bestimmte militärische Kontingente“ der USA in Europa „durch ukrainische Einheiten“ ersetzt werden, die über Erfahrung im Kampf gegen Russland verfügen. Der Kreml warf Selenskyj daraufhin vor, er wolle die Nato-Länder „in einen direkten Konflikt“ mit Moskau treiben.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal von letzter Woche, erwägt Trumps Team, den Nato-Beitritt der Ukraine um mindestens 20 Jahre zu verzögern, im Gegenzug für weitere militärische Hilfe. Nach diesem Plan würde die Frontlinie im Wesentlichen eingefroren und beide Seiten würden einer rund 1300 Kilometer langen entmilitarisierten Zone zustimmen. Ein Trump-Berater sagte dem Bericht zufolge, die Friedenstruppe würde weder US-Soldaten umfassen noch von einer von den USA finanzierten internationalen Organisation kommen. Man würde stattdessen die Europäer in der Pflicht sehen. „Wir schicken keine amerikanischen Männer und Frauen, um den Frieden in der Ukraine zu sichern. Und wir werden auch nicht dafür bezahlen. Das sollen die Polen, Deutschen, Briten und Franzosen machen“, wird ein Berater Trumps in dem Bericht weiter zitiert.