Krieg

Massiver Raketenbeschuss trifft Ukraine: AKW Saporischschja im Notbetrieb, Tote

Es ist die schwerste russische Angriffswelle in der Ukraine seit Wochen. Das AKW Saporischschja wurde vom Stromnetz abgeschnitten, es gibt Tote.

Das Kernkraftwerk in Saporischschja.
Das Kernkraftwerk in Saporischschja.Maxar Technologies/AP

Russland hat am Donnerstag bei den schwersten Angriffen seit Wochen zahlreiche Ziele in der Ukraine bombardiert. Dabei ist das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben des Betreibers vom Stromnetz zeitweilig abgeschnitten worden. Mittlerweile wird es wieder mit Strom versorgt. 

„Die Spezialisten von Ukrenergo haben die Energieversorgung des Kernkraftwerks Saporischschja wiederhergestellt, welche durch die heutigen Raketenangriffe unterbrochen wurde“, teilte der Betreiber Ukrenergo am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit. Das AKW lief vorübergehend mit Hilfe von Diesel-Generatoren.

AKW Saporischschja nach Raketenangriffen funktionsuntüchtig

Russland hatte das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine kurz nach Beginn des Krieges im Februar besetzt. Seit Monaten beschuldigen sich Moskau und Kiew gegenseitig, für Angriffe um und auf das Atomkraftwerk verantwortlich zu sein. Das größte AKW Europas liegt in der von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt.

An Donnerstagmorgen erklärte Energoatom: „Die letzte Verbindung zwischen dem besetzten AKW Saporischschja und dem ukrainischen Stromnetz wurde infolge von Raketenangriffen unterbrochen“. Die Lage ist offensichtlich angespannt. 

„Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen“, warnte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag vor dem IAEA-Gouverneursrat in Wien. So dürfe es nicht weitergehen. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten. Er werde seine entsprechenden Bemühungen fortsetzen, sagte Grossi. Atomkraftwerke sind zum sicheren Betrieb auf verlässliche Stromversorgung angewiesen.

Mindestens fünf Tote nach Angriffen auf Ukraine

Nach ukrainischen Angaben gab es Luftangriffe im Osten, Süden und Westen des Landes. In zahlreichen Regionen fiel die Stromversorgung aus, die Versorgung von Millionen von Menschen mit Wasser, Wärme und Strom war gestört. Landesweit wurden mindestens zehn Menschen getötet.

In Lwiw im Westen des Landes sei „momentan“ von vier Toten die Rede, schrieb der Gouverneur der Region, Maxym Kosyzki, am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. Der Gouverneur der östlichen Region Dnipropetrowsk meldete einen Toten. Bei den Toten in Lwiw handele es sich „um vier Erwachsene – zwei Männer und zwei Frauen“, deren Haus von einer Rakete getroffen worden sei, erklärte Kosyzki.

Den Angaben zufolge hatte in der Nacht eine russische Rakete drei Häuser in einem Wohngebiet im Bezirk Solotschiw getroffen und diese zerstört. „Die Trümmer werden gerade weggeräumt, es könnten sich noch weitere Menschen darunter befinden“, fügte Kosyzki hinzu. In der Region Dnipropetrowsk im Osten starb ein 34-jähriger Mann an den Folgen des Beschusses. Eine 28-jährige Frau und ein 19-jähriger Junge wurden verletzt und in ein Krankenhaus eingeliefert, wie der Gouverneur der Region, Sergij Lysak, im Onlinedienst Telegram schrieb.

Ukraine-Krieg: Raketenangriffe auch auf Kiew

Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew meldete heftigen Raketenbeschuss. Dort habe es Explosionen in einem Viertel im Süden gegeben, berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko in Online-Netzwerken. Er teilte zudem mit, dass rund 15 Prozent der Bürger vorübergehend von der Stromversorgung abgeschnitten seien.

Aus der Region Charkiw im Osten der Ukraine berichtete Gouverneur Oleg Sinegubow: „Der Feind hat ungefähr 15 Angriffe auf die Stadt und die Region ausgeführt.“ Die Angriffe hätten offensichtlich wichtiger Infrastruktur gegolten. „Nach ersten Informationen wurde auch ein privates Wohnhaus getroffen“, erklärte Sinegubow in Online-Netzwerken. Die Stadtverwaltung von Charkiw sprach ihrerseits von Angriffen auf die „Energie-Infrastruktur“. Es gebe in einigen Teilen der Stadt „Probleme“ mit der Stromversorgung.

Aus der südukrainischen Region Odessa berichtete Gouverneur Maksym Martschenko, dass „Raketenangriffe die regionale Energie-Infrastruktur getroffen und Wohngebäude beschädigt“ hätten. „Zum Glück gab es keine Todesopfer“, fügte er hinzu. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden zwei Menschen verletzt. Auch aus dem Westen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. In der Region Chmelnyzkyj wurden die Menschen aufgefordert, „Schutz zu suchen“.