Ein chinesischer Soldat hat gegenüber US-Journalisten über seine Zeit in der russischen Armee gesprochen. Gegenüber CNN sagte er in einem Telefonat, er habe sich Russlands Kampf gegen die Ukraine angeschlossen, um „einen Vorgeschmack auf das Militärleben im Ausland zu bekommen“. Nach einem brutalen Jahr an der Front sei er nun überzeugt, dass der Eintritt in Wladimir Putins Armee „ein Fehler“ war. Er warnte seine Landsleute: „Kommt nicht hierher!“
Seinen Aussagen zufolge wurde er sehr schlecht behandelt. Es sei zu Misshandlungen innerhalb der Truppe gekommen. Er sprach zudem von minderwertiger Ausrüstung, unzureichender Logistik und schwerer Korruption. Der 29-Jährige betonte: „Die zweitgrößte Armee der Welt ist ein Witz“.
Er behauptete, seine Vorgesetzten hätten ihn 21 Tage lang in eine dunkle, mit Stahlgittern verschlossene Grube gesperrt, in der er kaum stehen konnte. Sein Vergehen, so sagte er, sei ein Streit mit seinem Kommandeur über lebensrettende Schutzausrüstung gewesen. Die schlechten Bedingungen in der Armee und das Vorgehen der russischen Soldaten hätten ihn erschüttert. Während des Gesprächs habe er gerade von Verletzungen erholt, die er an der Front erlitten habe.
Selenskyj: Es gibt „noch viele weitere“ Chinesen in Russlands Armee
Sowohl die Ukraine als auch Russland setzen ausländische Söldner zur Verstärkung ihrer Streitkräfte ein. Die Chinesen, die für Russland kämpfen, rückten weltweit ins Rampenlicht, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang April die Gefangennahme zweier chinesischer Kämpfer durch die Ukraine bekannt gab und behauptete, es gebe „noch viele weitere“ in Russlands Reihen.
„Das ‚chinesische‘ Problem ist ernst. Es gibt 155 Personen mit Namen und Passangaben, die auf ukrainischem Gebiet gegen die Ukrainer kämpfen“, sagte Selenskyj und fügte hinzu: „Peking ist sich dessen bewusst.“ Anfang April dienten mindestens 163 chinesische Staatsbürger in den russischen Streitkräften, wie aus ukrainischen Geheimdienstdokumenten hervorgeht, die der Kyiv Independent einsehen konnte. Selenskyj beschuldigte Russland daraufhin, erst Nordkorea und nun auch China in Moskaus Krieg in der Ukraine „hineinzuziehen“. Das chinesische Außenministerium wies den Vorwurf als „unbegründete“ Behauptung zurück.

Warum wollen Chinesen für Russland kämpfen?
Als der Sicherheitsdienst der Ukraine (SSU) einen der beiden chinesischen Kriegsgefangenen verhörte, behauptete er, in ukrainischer Gefangenschaft besser verpflegt und allgemein besser behandelt worden zu sein als bei den russischen Streitkräften. Der Chinese sagte zudem, dass er für Russland in den Krieg zog, um die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dafür habe er sich über einen Mittelsmann in China dem russischen Militär angeschlossen und 300.000 Rubel (ca. 3150 Euro) bezahlt. Im Gegenzug sei ihm versprochen worden, dass er den russischen Pass bekommt. Diesen Plan habe er aber nach seinen Erfahrungen in Russlands Armee verworfen. Er wolle nun zurück in seine Heimat.
Nach Informationen von CNN werden chinesische Männer gezielt in den sozialen Medien mit Rekrutierungsanzeigen angesprochen, um sich Russland an der Front im Kampf gegen die Ukraine anzuschließen. In den Beiträgen heißt unter anderem: „Bist du kein Mann? Sei ein richtiger Mann!“. Die Videos sind in Russisch, haben aber chinesische Untertitel. Die potenziellen Söldner werden demnach mit guter Bezahlung an die Front gelockt.


