Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der zentralukrainischen Stadt Dnipro werden laut Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj noch immer Dutzende Bewohner vermisst. Rettungskräfte suchten in den Trümmern des Wohnhauses weiter nach mehr als 30 Menschen, sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache am Sonntagabend. „Wir kämpfen um jeden Menschen“, betonte er. „Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten.“ Zugleich dankte Selenskyj für die internationale Anteilnahme.
Die Zahl der Toten nach dem verheerenden russischen Angriff stieg unterdessen offiziellen Angaben zufolge auf 30. Unter den Toten sei auch ein Kind, hieß es. Weitere 73 Menschen wurden demnach verletzt
In Dnipro traf nach ukrainischen Angaben am Samstag ein russischer Marschflugkörper vom Typ X-22 ein neunstöckiges Hochhaus. Unter den Toten war nach Angaben des Gouverneurs auch ein 15-jähriges Mädchen. Sieben Kinder wurden demnach verletzt, das kleinste sei erst drei Jahre alt. Dutzende Menschen wurden aus den Trümmern gerettet, noch am Sonntag gelang den Rettungskräften die Rettung einer verschütteten Frau.
Russia is a terrorist state.
— Gitanas Nausėda (@GitanasNauseda) January 14, 2023
They bring destruction, death & immense suffering everywhere they go.
Atrocities, mass killings, attacks on residential buildings – like today in Dnipro – will never be forgiven& forgotten. The time for accountability will come.
🇱🇹 stands with 🇺🇦! pic.twitter.com/22iLd0OFOP
Dnipro: 100 bis 200 Menschen sind nach Angriff obdachlos
Der Angriff in Dnipro zerstörte Dutzende Wohnungen. Nach Angaben der ukrainischen Präsidentschaft wurden 100 bis 200 Menschen durch des Beschuss des Wohnhauses obdachlos. Etwa 1700 Menschen in der Stadt seien nach dem Angriff von der Strom- und Wärmeversorgung abgeschnitten.
Bei dem Beschuss am Wochenende handelte es sich um die insgesamt zwölfte Welle massiver russischer Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur. In der südlich von Dnipro gelegenen Stadt Krywyji Rih wurde nach offiziellen Angaben ein Mensch beim Beschuss von Wohnhäusern getötet, ein weiterer Mensch wurde verletzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die ukrainische Armee habe am Samstag mehr als 20 von insgesamt 30 russischen Raketen abgeschossen. Der ukrainische Energieminister German Galuschenko erklärte, es sei in den „meisten Regionen“ des Landes zu Notabschaltungen des Stromnetzes gekommen. Die Angriffe trafen demnach die Regionen Charkiw, Lwiw, Iwano-Frankiwsk, Saporischschja, Winnyzia und Kiew.
Am Sonntag erklärte der Netzbetreiber Ukrenergo, die Infrastruktur werde „wieder instandgesetzt“. Die Angriffe hätten die Energieversorgung jedoch weiter geschwächt, die Stromausfälle könnten zunehmen.
Russischer Krieg: Deutschland wegen Panzerlieferungen unter Druck
Großbritannien stellt der Ukraine derweil als erster westlicher Verbündeter schwere Kampfpanzer zur Verfügung. Premierminister Rishi Sunak kündigte die Lieferung von 14 schweren Kampfpanzern vom Typ Challenger 2 sowie zusätzlicher Artilleriesysteme am Samstag in einem Telefongespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Die russische Botschaft in Großbritannien warnte daraufhin, die Lieferung werde den Konflikt nur „intensivieren“.
Selenskyj begrüßte die britische Entscheidung dagegen. Sie werde nicht nur die Ukraine „auf dem Schlachtfeld stärken“, sondern sende auch „das richtige Signal an andere Partner“, schrieb er auf Twitter. Durch die Zusage Sunaks wächst der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), ebenfalls Kampfpanzer in die Ukraine zu schicken.
Russlands Präsident Wladimir Putin lobte am Sonntag die „positive Dynamik“ des russischen Angriffs auf die Ukraine. Alles entwickle sich „entsprechend der Pläne“, sagte er dem russischen Fernsehsender Rossija-1. Moskau hatte am Freitag die Einnahme der ostukrainischen Stadt Soledar verkündet – eine Darstellung, der die Ukraine widerspricht.



