Krieg in der Ukraine

Russischer Großangriff auf Ukraine – Kinder unter den Toten und Verletzten

In vielen Teilen des Landes gab es am Samstag Explosionen. Auch die Hauptstadt Kiew wurde beschossen. Selenskyj veröffentlichte ein Drohnenvideo, das die Zerstörung zeigt. 

Nach einem Raketenangriff auf Kiew: Ein Sanitäter geht an einem brennenden Auto vorbei.
Nach einem Raketenangriff auf Kiew: Ein Sanitäter geht an einem brennenden Auto vorbei.dpa/Roman Hrytsyna

Kiew-Nach vereinzelten russischen Raketenangriffen auf die Ukraine am Vormittag hat Moskau den Beschuss zahlreicher Regionen des Landes am Samstag noch einmal deutlich verstärkt. Im ganzen Land gelte Luftalarm, teilten die ukrainischen Behörden mit. Neben zahlreichen Regionen, darunter Odessa im Süden, Charkiw im Osten und Lwiw (Lemberg) im Westen, war einmal mehr auch die Hauptstadt Kiew betroffen von dem Beschuss. Es gab mehrere Explosionen. Die Menschen wurden aufgefordert, Schutz zu suchen.

Mindestens zwölf Menschen seien bei den Angriffen am Samstag getötet und 64 weitere verletzt worden, erklärte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, im Onlinedienst Telegram. In den meisten ukrainischen Regionen kam es nach der neuen Angriffswelle zu Notabschaltungen des Stromnetzes.

Mindestens neun Tote bei russischem Angriff auf Wohnhaus in Dnipro

Die Präsidialverwaltung veröffentliche ein Foto von einem schwer zerstörten Wohnhaus in Dnipro. Dort wurde der Eingang eines neunstöckigen Gebäudes getroffen. Laut offiziellen Stellen seien mindestens neun Menschen getötet worden worden, Dutzende weitere wurden verletzt. Unter den Toten war nach Angaben des Gouverneurs auch ein 15-jähriges Mädchen. Sieben Kinder wurden verletzt, das kleinste ist erst drei Jahre alt. Es werden noch immer Menschen unter den Trümmern vermutet. Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk veröffentlichte ein Bild auf Twitter. Dazu schrieb er: „Verdammtes Russland schmore in der Hölle“.

Am frühen Abend postete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Drohnenvideo von dem beschossenen Wohnhaus, welches das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigt. Dazu schrieb er: „Die Welt muss dem Bösen Einhalt gebieten. Die Trümmerräumung in Dnipro geht weiter. Alle Dienste sind im Einsatz. Wir kämpfen um jeden Menschen, um jedes Leben. Wir werden jeden finden, der in den Terror verwickelt ist. Jeder wird die Verantwortung tragen. Das Äußerste.“

Russische Angriffswelle sorgt für Stromausfälle in vielen Regionen

Behörden berichteten auch von neuen gezielten Angriffen auf die Energie-Infrastruktur. Vielerorts kam es zu Stromausfällen, die Menschen saßen im Dunkeln. Es waren die ersten Angriffe dieser Art seit dem Jahreswechsel. Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.

Der ukrainische Energieminister German Galuschenko erklärte, nach der neuesten russischen Angriffswelle sei es in den „meisten Regionen“ des Landes zu Notabschaltungen des Stromnetzes gekommen. Es gebe Angriffe in den Regionen „Charkiw, Lwiw, Iwano-Frankiwsk, Saporischschja, Winnyzia und Kiew“, schrieb Galuschenko auf Facebook.

Gouverneur Oleg Synegubow erklärte, in der Region Charkiw gebe es Notabschaltungen des Stromnetzes, nachdem kritische Infrastruktur zwei Mal bei russischen Angriffen getroffen worden sei. Die Regionalverwaltung im westukrainischen Lwiw warnte vor möglichen „Unterbrechungen bei der Elektrizitäts- und Wasserversorgung“, nachdem „der Feind eine wichtige Infrastruktureinrichtung“ in der Region getroffen habe.

Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: „Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle - ohne Ausnahme.“ Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. „Wir werden zurückschlagen“, betonte er. Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort.

Kiew: Zeugen berichten von Rauchwolke am Hauptbahnhof

Bereits am Morgen gingen nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko auch Raketentrümmer in der Hauptstadt nieder. Ein Brand in einem unbewohnten Gebäude wurde gelöscht. Am Nachmittag berichteten Medien von einer Rauchwolke am Hauptbahnhof der Millionenmetropole.

Seit Mitte Oktober hat Russland in zahlreichen Großangriffen vor allem Objekte des ukrainischen Energiesystems angegriffen. Wegen der massiven Zerstörungen der Infrastruktur gibt es vielerorts Stromausfälle, von denen Millionen Menschen betroffen waren. Die ukrainische Regierung wirft Russland „Terror“ vor - mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Masseneinwanderung zu destabilisieren.