Krieg

Ukraine: Dutzende Kadyrow-Soldaten getötet

Ukrainische Behörden melden Erfolge nach gezielten Artillerieschlägen in Cherson. Unter den Opfern seien 30 Okkupanten und mehr als 100 feindliche Soldaten.

Der Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow wurde Anfang Oktober von Putin zum Generaloberst befördert. 
Der Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow wurde Anfang Oktober von Putin zum Generaloberst befördert. Imago/Yelena Afonina

Im von Russland besetzten Gebiet Cherson sind nach ukrainischen Angaben mehr als 100 Soldaten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien von der Artillerie getroffen worden. „Durch präzise Artillerieschläge der Verteidigungskräfte sind in der Ortschaft Kajiry im Gebiet Cherson 30 Okkupanten vernichtet worden und mehr als 100 feindliche Soldaten unter den Trümmern geblieben“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Mehreren übereinstimmenden Berichte zufolge sollen Soldaten von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow getroffen worden sein. Unabhängig konnten die Angaben nicht überprüft werden.

So erklärte der ukrainische Militärgouverneurs der Region Cherson, Serhij Chlan, dass die tschetschenische Einheit nach ihrem Abzug aus der Stadt Cherson über den Fluss Dnipro in der Schule einer Ortschaft am anderen Flussufer stationiert worden sei. Die Männer hätten ihren Aufenthaltsort durch Fotos in sozialen Netzwerken selbst verraten. „Unsere Streitkräfte mussten nur noch draufhalten“, sagte Chlan. Er berichtete von mehr als 40 Toten und 60 Verschütteten.

Kadyrows Soldaten sollen sich in Schule verschanzt haben

Der oppositionelle tschetschenische Telegram-Kanal 1Adat behauptete, dass der in einer Schule untergebrachte Stab eines Kadyrow-Regiments beschossen worden sei und bezifferte die Zahl der Todesopfer auf um die 100. Der berüchtigte tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow äußerte sich nicht zu dem Vorfall selbst, allerdings machte er am Dienstag in den sozialen Netzwerken seinem Unmut über das angeblich zu weiche Vorgehen Russlands in der Ukraine Luft. Für den Beschuss russischen Territoriums - zu dem Kadyrow nach der Annexion auch Cherson zählt - müssten ukrainische Städte dem Erdboden gleichgemacht werden, forderte er.

Kadyrow wird von Medien auch als „Putins Bluthund“ bezeichnet. Er ist für seinen brutalen Führungsstil in Tschetschenien im Nordkaukasus bekannt, hat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervorgetan und eigene Truppen in die Ukraine geschickt. Auch drei seiner minderjährigen Söhne will Kadyrow laut eigener Aussage in den Krieg gegen die Ukraine schicken. Er steht auch schon seit Langem im Ruf, russische Gesetze ohne Folgen für ihn zu umgehen. Kürzlich sprach er sich gar dafür aus, den Einsatz von Atomwaffen mit geringerer Sprengkraft in Betracht zu ziehen.

Inmitten militärischer Rückschläge in der Ukraine hatte Wladimir Putin Kadyrow Anfang Oktober zum Generaloberst befördert. Generaloberst ist hinter Marschall und Armeegeneral der dritthöchste Dienstgrad der russischen Streitkräfte.