Also wir haben hier nur einen einzigen Schuss gehört“, sagt die Frau an der Rezeption des Hotels schräg gegenüber vom Tatort am Kurfürstendammn. „Es klang für mich auch gar nicht wie ein Schuss, sondern wie ein lauter Knall. Auch die Gäste haben alle nur diesen einen Knall gehört. Doch im Internet ist überall von Schießerei die Rede.“ Es geht um den Banküberfall am Dienstag um 7.45 Uhr am Olivaer Platz.
Am Kurfürstendamm in Charlottenburg-Wilmersdorf überfielen mehrere Kriminelle am Dienstagmorgen einen Geldtransporter. „Der Überfall ereignete sich um gegen 7.45 Uhr“, sagte eine Polizeisprecherin der Berliner Zeiung. „Dabei setzten die Täter auch Schusswaffen ein und Pfefferspray.“ Die Täter waren offenbar mit einem dunklen SUV vor Ort, als der Geldtransporter der Firma Prosegur vor dem Eingang einer Filiale der Deutschen Bank in der City-West stand. Prosegur-Mitarbeiter luden Geldkassetten ein. „Die Täter haben die Geldboten mit Waffen bedroht und auch geschossen“, sagte die Sprecherin. Mindestens ein Tatverdächtiger gab Schüsse aus einer scharfen Schusswaffe ab. Dadurch wurde auch die Eingangstür der Bank beschädigt.
Überfall auf Geldtransporter: Polizeieinsatz gegen Mittag beednet
Gleich um die Ecke des Tatortes im Coffeeshop wissen die Frauen hinterm Tresen von dem Überfall nur das, was im Internet steht, obwohl sie nur ein Haus weiter arbeiten. Und beim Subway gegenüber haben sie in der Hektik des Morgengeschäfts nur das mitbekommen, was ihnen ihre Gäste von dem Überfall erzählt haben.
Auch am Mittag steht noch der gelbe Prosegur-Geldtransporter vor der Deutschen Bank am Kurfürstendamm/Ecke Giesebrechtstraße. Die Straße an dieser Hausecke ist vollständig abgesperrt. Damit ruht an dieser Stelle auch der Verkehr einseitig auf dem Kurfürstendamm. Der gesamte Bereich ist mit rotem Flatterband abgesperrt, alle 15 Meter steht ein Polizist mit schusssicherer Weste, und 13 Polizeiwagen mit Blaulicht zeigen allen schon aus der Ferne an, dass hier etwas ernstes passiert ist.
Bei dem Überfall wurde ein Geldbote durch Pfefferspray leicht verletzt. Nur zufällig war nach Angaben der Polizei eine Zivilstreife der Polizei mit einem Auto auf dem Kurfürstendamm unterwegs. Die Polizisten griffen ein, dabei soll wohl auch geschossen worden sein. Die Täter brachen ihren Überfall ab und flohen in ihrem dunklen, großen SUV - wohlgemerkt mit der Beute. Die Polizisten verfolgten das Fahrzeug.
Einer der Kriminellen schoss dann aus dem Seitenfenster der Beifahrertür auf das Verfolgerfahrzeug und traf es auch. Es wurde aber glücklicherweise niemand verletzt, sagte die Polizeisprecherin. Die Polizisten brachen die Verfolgung dann sicherheitshalber ab. „Es war ein sehr skrupelloses und brutales Vorgehen der Täter“, sagte die Sprecherin der Berliner Zeitung. „Sie haben auf unsere Kollegen geschossen und die Mitarbeiter der Geldtransportfirma bedroht. Sie haben in Kauf genommen, dass andere Menschen verletzt werden, auch Passanten.“ Zeugen beobachteten, dass die Täter auf ihrer Flucht in der Blissestraße noch ein geparktes Baustellenfahrzeug mit ihrem Fluchtwagen rammten.
Die Frau in dem Hotel erzählt, dass sie seit kurz vor 7 Uhr im Dienst ist, dass es um diese Zeit auf dem Kudamm immer noch recht menschenleer sei und dass die allermeisten Geschäfte noch gar nicht geöffnet hätten. „Bei uns aber war ganz schön viel Stress“, sagt sie. Die übliche Abreisehektik morgens im Hotel. „Ich habe von dem Überfall gar nichts mitbekommen, außer den Knall“, sagt sie. „Erst, als die Polizei mit einem Großaufgebot anrückte, wurde uns klar, was da passiert ist.“
Die Polizei war noch am Mittag mit Spezialisen am Tatort und sicherte im Umfeld der Bank die Spuren. „Wir fahnden weiter nach den Tatverdächtigen“, sagte die Polizeisprecherin. Wer etwas Verdächtiges beobachte, solle sofort den Notruf der Polizei anrufen. Auf ihrer Internetseite hat die Berliner Polizei ein Hilfsportal freigeschaltet. „Wir bitten mögliche Zeugen, die Videos vor Ort gemacht haben, diese hochzuladen oder uns zur Verfügung zu stellen.“ Es gehe nicht nur um spektaluläre Filme von Schüssen, sondern möglichst viele Details, die mit dem Überfall und dem Geschehen im näheren Umfeld zu tun haben.
Ein Mann, der mittags mit einem weißen großen Hund unterwegs ist, erzählt, dass er morgens gerade mit dem Hund Gassi ging. Auch er hörte nur den Schuss in der Ferne. „Es war so ein dumpfer Knall, das klang halt überhaupt nicht so wie im Kino“, sagt er. „Da ich aber ganz früher mal beim Militär war, weiß ich, dass echte Schlüssel nun mal ganz anders klingen als im Film.“ Seinen Familiennamen möchte er nicht in der Zeitung lesen, aber er sagt dass er Thomas heißt, 67 Jahre alt ist und bis vor kurzem als Ingenieur gearbeitet hat. „Als ich aus der Ferne den gelben Geldtransporter gesehen habe, habe ich mir schon gedacht, was da passiert ist und bin ganz schnell zurück nach Hause.“ Dort habe er dann irgendwann von dem Überfall gelesen. Vom Eingreifen der Zivilpolizisten und dass die Täter auf die Polizisten geschossen haben, habe er nichts mitbekommen.
Nun will er schauen, wie es vor der Bank aussieht und erlebt, dass kurz vor 13 Uhr der Geldtransporter davonfährt. Langsam löst die Polizei ihren Einsatz auf, aber auf der Straße vor der Tür der Bank steht noch immer der silberne Wagen der Kriminaltechnik. Eine halbe Stunde später ist das letzte Flatterband verschwunden und auch der letzte Polizeiwagen. Nun hat die Bankfiliale wieder geöffnet. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre nichts geschehen.
„Brutales Vorgehen der Täter“: Polizei zum Geldtransporter-Überfall
Heute Morgen soll es vor einer Bankfiliale am #Kurfürstendamm in #Charlottenburg-#Wilmersdorf zu einem Überfall gekommen sein. Unsere Kolleg. fahnden nach den flüchtigen Tatverdächtigen.
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) July 1, 2025
Weitere Informationen folgen.
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