Ukrainekrieg

Trump nach Gespräch mit Putin: Friedensverhandlungen starten – Papst könnte vermitteln

Nach einem über zweistündigen Gespräch deuten Donald Trump und Wladimir Putin einen Durchbruch an. Russland sei bereit, Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs aufzunehmen.

US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin haben am Montag miteinander telefoniert.
US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin haben am Montag miteinander telefoniert.Drew Angerer/Gavriil Grigorov/AFP

Das mit Spannung erwartete Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin ist zu Ende. Es habe russischen Medien zufolge mehr als zwei Stunden gedauert. Moskau sei den Angaben zufolge bereit, auf eine Beendigung der Kämpfe in der Ukraine hinzuarbeiten. Die Gespräche in Istanbul zeigen, dass beide Seiten „im Allgemeinen auf dem richtigen Weg sind“, betonte Putin in Sotschi vor Vertretern russischer Staatsmedien. Das Telefonat sei „sehr informativ und hilfreich“ gewesen. 

„Zunächst dankte ich dem US-Präsidenten für seine Unterstützung bei der Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über ein mögliches Friedensabkommen“, so Putin. Trump habe seine Position zu einem Waffenstillstand klargemacht. Der russische Präsident befürworte eine „friedliche Lösung der Ukraine-Krise“ und sei bereit, mit Kiew an einem Memorandum für künftige Friedensgespräche zu arbeiten, berichtet unter anderem die russische Nachrichtenagentur Tass. „Wir müssen einfach die effektivsten Wege zum Frieden finden“, so der Kremlchef weiter. Russland und die Ukraine müssten sich demnach auf „für beide Seiten passende Kompromisse“ einigen, bevor eine Waffenruhe erreicht werden könne.

Trump: Russland will mit den USA in großem Umfang Handel betreiben

Trump teilte auf seiner Onlineplattform Truth Social mit, dass das Telefonat „sehr gut“ verlaufen sei. Seinen Angaben zufolge werden Russland und die Ukraine umgehend Verhandlungen über einen Waffenstillstand und ein Kriegsende aufnehmen. „Die Bedingungen dafür werden zwischen beiden Parteien ausgehandelt, was nur möglich ist, da sie Details der Verhandlungen kennen, die sonst niemand kennt“, so Trump. Er lobte die gute Stimmung und den angenehmen Ton während des Telefonats. Russland möchte in großem Umfang Handel mit den Vereinigten Staaten treiben. „Ich stimme dem zu“, fügte der US-Präsident hinzu.

Trump habe Selenskyj, der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb mitgeteilt, dass die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine umgehend beginnen werden. „Der Vatikan, vertreten durch den Papst, hat erklärt, großes Interesse an der Ausrichtung der Verhandlungen zu haben“, so Trump.

Kurz zuvor hatte der US-Präsident mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Trump erklärte im Vorfeld, dass er mit beiden sprechen wolle, um das „Blutbad“ in der Ukraine zu beenden.

Trump „müde“ und „frustriert“

Kurz vor dem Telefonat mit Putin sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, Trump sei „müde und frustriert“, weil sich Russland und die Ukraine bisher nicht einigen konnten. „Er hat beiden Seiten klargemacht, dass er so schnell wie möglich eine friedliche Lösung und einen Waffenstillstand anstrebt“, so Leavitt weiter.

US-Vizepräsident J.D. Vance sagte zu Reportern an Bord der Air Force Two, er glaube, dass Trump den russischen Präsidenten fragen werde, ob er es mit dem Frieden mit der Ukraine ernst meine. „Eine Entspannung der Beziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt bringt viele wirtschaftliche Vorteile mit sich, aber diese Vorteile werden Sie nicht erreichen, wenn Sie weiterhin viele unschuldige Menschen töten“, so Vance.

Der Kreml teilte wenige Stunden vor dem Telefonat mit, Moskau ziehe eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts weiteren militärischen Einsätzen vor. „Es ist natürlich besser, unsere Ziele mit politischen und diplomatischen Mitteln zu erreichen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut russischen Staatsmedien. Peskow fügte hinzu, dass Moskau Washingtons Bemühungen um ein Ende der Kämpfe „sehr schätzt“. Das Telefongespräch finde auf Grundlage der Ergebnisse der Gespräche in Istanbul statt.

Selenskyj ordnet Schaffung einer permanenten Verhandlungsgruppe an

Selenskyj ordnete am Montag nach dem ersten direkten Treffen der Kriegsparteien Ukraine und Russland seit 2022 die Schaffung einer permanenten nationalen Verhandlungsgruppe an. Ziel der diplomatischen Bemühungen sei ein echter und nachhaltiger Frieden, teilte Selenskyj auf der Plattform X mit.

Er habe sich von Verteidigungsminister Rustem Umjerow über den Verlauf der Gespräche mit der russischen Delegation am vergangenen Freitag in Istanbul informieren lassen, sagte Selenskyj. Dabei habe die Ukraine gezeigt, dass es notwendig sei, weiter Druck auf Russland auszuüben, um den Krieg zu beenden.

USA könnten „knochenbrechendes“ Sanktionspaket schnüren

Unmittelbar vor dem Telefonat zwischen Trump und Putin hatten die USA und weitere Verbündete der Ukraine den Druck auf Russland erhöht. Die Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und Italien hätten in einem Telefonat „auch die Anwendung von Sanktionen erörtert (...), falls Russland sich nicht ernsthaft auf eine Waffenruhe und Friedensgespräche einlässt“, teilte eine Sprecherin der britischen Regierung in der Nacht mit.

Nach Angaben von Finnlands Präsident Alexander Stubb, der am Wochenende mit dem US-Präsidenten telefonierte, verliert Trump so langsam die Geduld mit Putin. Stubb sagte auf einer Sicherheitskonferenz in Estland, die USA seien bereit, ein verheerendes Sanktionspaket zu schnüren, wenn bei dem Telefonat zwischen Trump und Putin keine Fortschritte bei den Friedensverhandlungen erzielt werden.

Es sei gut möglich, dass die US-Senatoren Lindsey Graham und Richard Blumenthal – je nach Verlauf des Gesprächs – in dieser Woche ein „knochenbrechendes“ Sanktionspaket im Kongress einbringen, um Russlands Finanzen unhaltbar zu machen, berichtete der britische Guardian unter Berufung auf den finnischen Präsidenten, der fast täglich in Kontakt mit Graham stehe. Dabei könnten zum Beispiel extrem hohe Zölle für die Länder verhängt werden, die von Russland Energie beziehen, hieß es. Trump sagte dazu, die geplanten Sanktionen wären für Russland „vernichtend“, denn die Wirtschaft laufe schlecht und die Ölpreise seien niedrig.