Frankreich

Nach Festnahme von Pawel Durow: Telegram will künftig in private Chats eingreifen

In einer ersten Botschaft auf Telegram nennt Pawel Durow die Ermittlungen gegen ihn „fehlgeleitet“. Er kündigt dennoch Veränderungen an. Bleiben private Chats privat?

Das Telegram-Logo auf einem Laptop. Künftig sollen Nutzer auch Inhalte aus privaten Chats melden können.
Das Telegram-Logo auf einem Laptop. Künftig sollen Nutzer auch Inhalte aus privaten Chats melden können.Anthony Wallace/AFP

Pawel Durow, der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Onlinedienstes Telegram, hat sich erstmals seit seiner Festnahme in Frankreich zu den Ermittlungen gegen ihn geäußert. Neben viel Kritik an den Vorwürfen kündigte er in seiner Telegram-Botschaft auch Veränderungen bei dem Messenger-Dienst an. Die ersten Neuerungen sind Medienberichten zufolge bereits eingetreten.

In seiner Botschaft räumte Durow ein, dass die stark steigenden Nutzerzahlen Telegrams „Wachstumsschmerzen verursachen, die es Kriminellen leichter machen, unsere Plattform zu missbrauchen“. Er habe es sich daher zum persönlichen Ziel gemacht, „die Dinge in dieser Hinsicht merklich zu verbessern“. Weiter sagte er: „Wir haben diesen Prozess bereits intern eingeleitet, und ich werde Ihnen bald weitere Einzelheiten über unsere Fortschritte mitteilen.“

Telegram-Nutzer können künftig Inhalte aus privaten Chats melden

Wie das Branchenmagazin Techcrunch nun berichtet, will Telegram offenbar künftig in private Chats eingreifen. „Im Geheimen“ habe der Messengerdienst bereits seine Policy dahingehend verändert, dass Nutzerinnen und Nutzer nun Inhalte auch aus privaten Chats an die Plattform melden können.

Die Messaging-App stand bislang in dem Ruf, die Interaktionen der Nutzer nur minimal zu überwachen. Eine frühere Formulierung auf der FAQ-Seite besagte dementsprechend, dass die privaten Chats vor Moderationsanfragen geschützt seien. „Alle Telegram-Chats und Gruppenchats sind privat für ihre Teilnehmer. Wir bearbeiten keine Anfragen, die sich auf diese Chats beziehen“, hieß es zu Beginn der FAQ-Seite. Am Donnerstagabend begann Telegram dem Bericht zufolge mit der Umsetzung von Änderungen an seiner Moderationspolitik. 

Auf der inzwischen aktualisierten FAQ-Seite steht nun: „Alle Telegram-Apps haben ‚Melden‘-Buttons, mit denen Sie illegale Inhalte für unsere Moderatoren kennzeichnen können – mit nur wenigen Klicks“. Die Plattform habe auch eine E-Mail-Adresse für automatisierte Löschanfragen zur Verfügung gestellt und die Nutzer angewiesen, Links zu Inhalten beizufügen, die die Aufmerksamkeit der Moderatoren erfordern.

Durow über Vorwürfe der Ermittler: „Vollkommen unwahr“

Die französische Justiz wirft dem 39-jährigen Telegram-Gründer unter anderem vor, nicht genügend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf Telegram zu unternehmen. Die Straftaten auf der Plattform umfassten die Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch, Betrug und Drogenverkauf, so die französische Staatsanwaltschaft. Durow kam auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen.

In seiner Botschaft auf Telegram bezeichnete er die Vorwürfe, Telegram sei „eine Art anarchistisches Paradies“ als „vollkommen unwahr“. Die Festnahme, die bereits Ende August am Flughafen Le Bourget bei Paris erfolgte, nannte er „überraschend“.

Durow bemängelte zudem „die Anwendung von Gesetzen aus der Vor-Smartphone-Ära, um einen CEO für Straftaten anzuklagen, die von Dritten auf der von ihm verwalteten Plattform begangen wurden“. Dies sei ein „fehlgeleiteter Ansatz“. Weiter warnte er, „kein Innovator wird jemals neue Werkzeuge entwickeln, wenn er weiß, dass er persönlich für den möglichen Missbrauch dieser Werkzeuge verantwortlich gemacht werden kann“.

Dennoch will Durow offenbar auf die Kritik eingehen. Wo Telegram sich mit örtlichen Aufsichtsbehörden nicht auf „die richtige Abwägung zwischen Privatsphäre und Sicherheit“ einigen könne, „sind wir bereit, das Land zu verlassen“, fügte er hinzu.