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„Schiff mit Hilfsgütern“: Kritik an „Tagesschau“-Bericht zu Thunbergs Reise nach Gaza

Die Klimaaktivistin will in den Gazastreifen reisen, das Schiff wird abgefangen. Der Fall entwickelt sich zum Politikum, die „Tagesschau“ steht in der Kritik.

Aktivisten der Freedom Flotilla Coalition gehen an Bord des Bootes „Madleen“.
Aktivisten der Freedom Flotilla Coalition gehen an Bord des Bootes „Madleen“.Salvatore Cavalli/AP

Die Reise der Klimaaktivistin Greta Thunberg auf dem Hilfsschiff „Madleen“ zum Gazastreifen hat international für viel Aufsehen gesorgt. Am Montag wurde bekannt, dass das Schiff von der israelischen Küstenwache vor seinem Eintreffen im Gazastreifen abgefangen und gestoppt wurde. Die auf dem Schiff befindlichen Aktivisten – darunter auch die Deutsche Yasemin Acar – wurden nach Israel gebracht. 

Die „Tagesschau“ im Ersten berichtete in der Sendung am Montagabend darüber. „Israel stoppt Schiff mit Hilfsgütern für Gaza“ war als Schlagzeile hinter Moderatorin Susanne Daubner zu sehen. Diese Zeile sorgt in den sozialen Medien nun für einige Kritik.

Thunberg wollte bereits Anfang Mai nach Gaza

„Es ist mir unbegreiflich, warum die wichtigste Nachrichtensendung des Landes mit keinem Wort erwähnt, dass bekennende Unterstützer terroristischer Organisationen auf dem Schiff waren“, kommentierte der Bild-Journalist Filipp Piatov auf der Plattform X.  Andere Nutzer zweifelten an, dass sich auf dem Schiff überhaupt Hilfsgüter befanden, und kritisierten die Formulierung der „Tagesschau“, dass es sich bei der „Madleen“ um ein Hilfsgüter-Schiff handelte – ohne zu erwähnen, dass auch Aktivisten an Bord seien.

„Die israelische Armee hat ein Segelschiff gestoppt, das Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen sollte“, beginnt Daubner den Bericht. Das Schiff wurde von Marinesoldaten „geentert“, so Daubner weiter. Sie erwähnte dabei, dass Thunberg sich an Bord des Schiffs befand.

Andere Nutzer solidarisierten sich hingegen mit den Aktivisten auf dem Schiff. „Nein, die Madleen wurde nicht einfach ‚gestoppt‘, wie die Tagesschau es verharmlosend beschreibt. Die Madleen wurde illegal gestürmt“. Das Schiff, das Teil der Gaza Freedom Flotilla ist, sei „in internationalen Gewässern illegal von Israels Militär bedrängt“ worden.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz schloss sich den Vorwürfen gegen die Aktivisten an. Er warf Thunberg Antisemitismus vor und bezeichnete sie und die anderen Aktivisten als Hamas-Mitunterstützer. Thunberg verließ Israel nach ihrer Ausweisung am Montag. Dies teilte das israelische Außenministerium mit. Die Aktivistin sei unterwegs nach Schweden, mit einem Zwischenstopp in Frankreich. Andere Aktivisten sollen vorerst in israelischer Haft bleiben. Acht von ihnen hätten sich geweigert, die notwendigen Ausweisungsdokumente zu unterzeichnen, berichtete das israelische Nachrichtenportal ynet. Darunter sei auch die französische EU-Parlamentsabgeordnete Rima Hassan. Neben Thunberg hätten drei weitere Aktivisten das Ausreiseformular dagegen unterzeichnet und sollten in ihre Heimatländer zurückkehren.


Die Klimaaktivistin Thunberg wollte bereits Anfang Mai mit einem Schiff der Freedom Flotilla Coalition in den Gazastreifen reisen. Das Schiff war jedoch auf dem Weg beschädigt worden. Aktivisten vermuteten, Israel habe das Schiff mit einer Drohne angegriffen. Thunberg hatte wiederholt an propalästinensischen Protesten teilgenommen. (mit dpa)