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Kosmos 482 stürzt ab: Alle Infos über den Wiedereintritt der Sowjet-Sonde

Seit mehr als 50 Jahren ist eine sowjetische Sonde in der Erdumlaufbahn unterwegs. Einst sollte sie die Venus erreichen, nun steht wohl ihr Absturz auf der Erde bevor.

Der Sternenhimmel über Pilsum in Ostfriesland. Eine 1972 Richtung Venus gestartete sowjetische Sonde wird voraussichtlich an diesem Wochenende auf die Erde abstürzen.
Der Sternenhimmel über Pilsum in Ostfriesland. Eine 1972 Richtung Venus gestartete sowjetische Sonde wird voraussichtlich an diesem Wochenende auf die Erde abstürzen.Matthias Balk/dpa

Kurz vor ihrem erwarteten Absturz auf die Erde ist eine sowjetische Raumsonde am Samstagmorgen über Deutschland geflogen. Die Sonde sei von Radarsystemen zwischen 6.30 Uhr und 8.04 Uhr über Deutschland erfasst worden, teilte die Europäische Weltraumorganisation ESA mit.

Die im Jahr 1972 Richtung Venus gestartete Sonde wird voraussichtlich an diesem Wochenende auf die Erde abstürzen – ohne dass sie jemals ihr Ziel erreicht hat. Nach Angaben der ESA wird der Wiedereintritt der Kapsel der Kosmos-482-Sonde am Samstag erwartet.

Aufschlagpunkt erst kurz zuvor vorhersagbar

Wo genau die knapp 500 Kilogramm schwere Sonde, die einen Durchmesser von etwa einem Meter hat, auf die Erde aufschlagen werde, lasse sich erst kurz vorher genauer vorhersagen, hieß es.

Die Gefahr, dass bei dem Aufschlag jemand zu Schaden komme, sei allerdings verschwindend gering, versichert die ESA. Vielmehr ständen die Chancen gut, dass die aus extrem widerstandsfähigem Material gefertigte Sonde als Ganzes auf der Erde ankomme und nicht beim Eintritt in die Atmosphäre auseinanderbreche oder verglühe. Dies hängt damit zusammen, dass die Sonde dafür ausgelegt war, den Eintritt in die Atmosphäre der Venus zu überstehen.

Sowjetunion erkundete einst die Venus

Die Sowjetunion schickte zwischen 1961 und 1983 im Rahmen des Verena-Programms mehrere Raumsonden Richtung Venus, um den fremden Planeten zu erkunden. Mehrere dieser Sonden landeten auch auf der Venus und sendeten von dort Informationen.

Kosmos 482 startete am 31. März 1972 und sollte planmäßig eine kontrollierte Landung auf der Venus absolvieren. Wegen eines Versagens der Trägerrakete blieb die Eintrittskapsel allerdings in der Erdumlaufbahn. Während die übrigen Komponenten bereits vor Jahrzehnten verglühten, blieb die Kapsel seitdem auf einer exzentrischen Umlaufbahn um die Erde.

Nach Informationen der US-Raumfahrtbehörde Nasa war die sowjetische Sonde batteriebetrieben und verfügt über Instrumente zur Messung von Temperatur, Druck, Dichte und weiteren Parametern. Ursprünglich war die Sonde auch mit einem Fallschirm zum Abbremsen der Landung auf der Venus ausgestattet. Wie Forscher der Technischen Universität Braunschweig berichten, deuten Beobachtungen aber darauf hin, dass der Fallschirm bereits ausgelöst sein könnte.

Weltraumsonden regnen auf die Erde nieder: Diese Vorfälle gab es

Weltraumsonden schlagen nur selten auf der Erde auf. In der Regel verglühen sie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre oder werden gezielt in unbewohnte Gebiete gelenkt. Größere Teile, die den Wiedereintritt überstehen könnten, werden meist von Raumfahrtagenturen wie der NASA oder der ESA erzielt zum Absturz gebracht – etwa in den sogenannten „Raumschiff-Friedhof“ im Südpazifik, weit entfernt von bewohntem Gebiet.

Unkontrollierte Abstürze wie bei defekten Satelliten oder Trümmerteilen aus der Erdumlaufbahn kommen zwar gelegentlich vor, führen jedoch nur äußerst selten zu Schäden oder Verletzungen.

Einer der bekanntesten Vorfälle ereignete sich 1979 mit dem Wiedereintritt von Skylab, einer amerikanischen Raumstation. Sie wurde im Sommer 1979 außer Betrieb genommen und stürzte nach und nach in die Erdatmosphäre ab. Einige Teile fielen dabei in bewohnte Gebiete in Australien. Es wurden keine Menschen verletzt, aber es gab Berichte über Schäden an Dächern.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich 1997, als Satellitenteile des russischen Satelliten Cosmos 954, der mit nuklearer Energie betrieben wurde, in Kanada niederfielen. Das verursachte zwar keine direkten Schäden, aber die Behörden mussten eine Säuberungsaktion durchführen, um radioaktive Materialien zu entfernen.