Illegale Migration

„Wie vor 80 Jahren“:  Italien attackiert erneut die Bundesregierung

Der Vizesekretär der Regierungspartei Lega sorgt mit einem umstrittenen historischen Vergleich für Entrüstung. Er unterstellt der deutschen Regierung einen perfiden Plan.

Andrea Crippa, Vizesekretär der italienischen Regierungspartei Lega
Andrea Crippa, Vizesekretär der italienischen Regierungspartei LegaAndreaa Maraviglia/imago

Die verbalen Attacken gegen die Bundesregierung seitens italienischer Politiker aus der Regierungskoalition von Giorgia Meloni werden immer schärfer.

Nachdem die italienische Premierministerin sich am Montag in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz über die Finanzierung der Seenotrettung beschwert hatte, attackierte der Vizesekretär der Regierungspartei Lega, Andrea Crippa, die Bundesregierung mit dem Vorwurf, Meloni „stürzen“ zu wollen. Die Politiker in Berlin würden die Flüchtlingskrise dafür instrumentalisieren, hieß es.

Deutschland versuche die Regierung Meloni zu destabilisieren, „indem es NGOs finanziert, um uns mit illegalen Einwanderern zu überschwemmen und den Konsens für Mitte-rechts in Italien zu senken“, so Crippa in einem Interview mit dem Onlinemedium affaritaliani.it. In dem Gespräch ging es um die Entscheidung der Bundesregierung, weiterhin deutsche NGOs zu finanzieren, die im Mittelmeer tätig sind. 

Lega-Vizesekretär: „Deutschland finanziert die Invasion“

Doch damit nicht genug. Für Empörung in italienischen Medien sorgte ein historischer Vergleich des Politikers: „Vor 80 Jahren beschloss die deutsche Regierung, mit der Armee in Staaten einzumarschieren, aber das ging schief, und jetzt finanzieren sie die Invasion illegaler Einwanderer, um Regierungen zu destabilisieren, die den Sozialdemokraten nicht gefallen.“

Aus dem Verhalten der deutschen Regierung gehe ganz klar hervor, „dass sie nicht will, dass Mitte-rechts in Italien regiert, was die europäische Ordnung und das Gleichgewicht infrage stellt.“ In Berlin tue man alles, um die italienische Regierung in Schwierigkeiten zu bringen, sagte der Lega-Politiker, der schließlich verkündete: „Aber sie werden scheitern, wie sie vor 80 Jahren gescheitert sind.“

Diese Worte haben die ohnehin hitzige politische Debatte über das Thema Migration weiter angeheizt. Nicht nur Politiker der Opposition zeigten sich empört – und merkten an, dass der Vergleich mit Nazideutschland nicht nur unangebracht, sondern schlicht falsch sei: „Deutschland ist nicht in Italien einmarschiert, wir waren die Verbündeten“, sagte etwa Vittorio Sgarbi, Staatssekretär im Kulturministerium und berühmter Kunstkritiker. 

Giorgia Meloni, die am heutigen Dienstag bei einem informellen Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron unter anderem über Migration als europäisches Problem diskutierte, hat sich bislang nicht zu dem umstrittenen Interview geäußert.