Schändung

Antisemitismus: Schon wieder Deportationsmahnmal in Berlin-Moabit beschädigt

Die Polizei entdeckt auf der Putlitzbrücke Farbspritzer und Paketklebeband am Deportationsmahnmal. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung

Das Deportationsmahnmal an der Putlitzbrücke im Ortsteil Moabit
Das Deportationsmahnmal an der Putlitzbrücke im Ortsteil Moabitdpa

Zum wiederholten Mal wurde das Deportationsmahnmal an der Putlitzbrücke in Moabit beschädigt. Wie die Polizei mitteilt, hat die Besatzung eines Streifenwagens am Sonntagmorgen weiße Farbspritzer und Paketklebeband an dem Monument vorgefunden. Die Beamten konnten die frische Farbe demnach direkt abwischen. Das Klebeband ließ sich hingegen nicht vollständig entfernen. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

Das Mahnmal, das einen Davidstern zeigt, steht auf der Ostseite der Brücke, die den Güterbahnhof Moabit überspannt. Von den Gleisen 69, 81 und 82 deportierten die Nationalsozialisten ab Januar 1942 mehr als 32.000 jüdische Bürger in Konzentrationslager.

Seit seiner Aufstellung ist das Mahnmal immer wieder Ziel antisemitischer Beschmierungen und Schändungen. Am 29. August 1992 wurde es bei einem Sprengstoffanschlag so beschädigt, dass es demontiert und restauriert werden musste. Im März 1993 wurde es wieder aufgestellt. An diesen Anschlag erinnert heute eine Tafel am Brückengeländer neben dem Mahnmal.

Auch im vergangenen November hatten Unbekannte das Mahnmal geschändet. Damals wurden nach Angaben einer Polizeisprecherin ein Gedenkkranz auf die unter der Brücke liegenden Gleise geworfen und mehrere Kerzen zerstört. Der Vorfall habe laut einer gemeinsamen Erklärung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und des Bezirksamts im Bezirk große Betroffenheit ausgelöst. Die Tat stelle eine schwerwiegende Missachtung des Gedenkens an die Opfer des Holocausts dar und sei ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben und die Erinnerungskultur in der Gesellschaft.

Verdacht auf Volksverhetzung und Antisemitismus

„Antisemitismus und Gewalt gegen jüdische Menschen dürfen niemals wieder Normalität werden“, sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) laut Mitteilung. Vorsteherin Jelisaweta Kamm (Grüne) verurteile den antisemitischen Vorfall im Namen der BVV aufs Schärfste, hieß es weiter.

Der Davidstern und andere Symbole Israels und des Judentums sind immer wieder Gegenstand von Angriffen in der durch den Nahost-Konflikt aufgeheizten Stimmung. Wenn Mahnmale für die NS-Verbrechen an den Juden für Meinungsbekundungen gegen die aktuelle Politik Israels instrumentalisiert werden, ist die Grenze von der Kritik zum Antisemitismus überschritten. Weil der Verdacht der Volksverhetzung nach Paragraf 130 des Strafgesetzbuches (z. B. Leugnen oder Verharmlosen des Holocausts, antisemitische Hetze) besteht, ermittelt der Staatsschutz. (mit dpa)