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Viele Russen frustriert: Kinobranche nach Filmverboten in der Krise

Auch die Kinos in Russland sind von den westlichen Sanktionen betroffen. Filme wie „Oppenheimer“ oder „Barbie“ müssen sie illegal einkaufen. Das kostet Geduld.

Ryan Gosling und Margot Robbie als Barbie und Ken im Kinofilm „Barbie“.
Ryan Gosling und Margot Robbie als Barbie und Ken im Kinofilm „Barbie“.Warner Bros. Picture/dpa

Internationale Filme werden in russischen Kinos aktuell kaum gezeigt. Auch hier greifen die Russland-Sanktionen. Kassenschlager wie „Oppenheimer“ oder „Barbie“ finden ihren Weg trotzdem über die Kinos zum russischem Publikum - nämlich als Raubkopie. Dafür müssen die Filmfans oft länger warten.

Westliche Filmriesen wie Universal Pictures, Warner Bros. und Walt Disney Pictures haben sich aus dem größten Land der Erde zurückgezogen. Ihre Filme dürfen nicht mehr gezeigt werden.

Die Sanktionen stürzten Russlands Kinobranche in eine schwere Krise. Im ersten Kriegsjahr 2022 fuhren die größten russischen Kinoketten Verluste in Milliardenhöhe ein. Von landesweit rund 5700 Kinosälen schlossen mehr als 2300. An den verbliebenen Standorten laufen nun vermehrt russische Filme sowie recycelte internationale Klassiker – und das kam nicht bei allen gut an. Die Tageszeitung Nesawissimaja Gaseta fragte gar ernüchtert: „Warum soll man überhaupt ins Kino gehen?“.

Russland-Sanktionen: Russische Kinos greifen auf Raubkopien zurück

Doch in der ersten Hälfte dieses Jahres erholte sich die Branche wieder ein wenig – man nutzt zunehmend Sanktions-Schlupflöcher. Denn auch wenn einige patriotische Kinoketten konsequent keine Hollywood-Streifen mehr zeigen, greifen immer mehr auf eine Praxis zurück, die ihnen schon durch die chaotischen 1990er-Jahre half: Sie zeigen illegale Raubkopien westlicher Filme.

So ist einer Recherche des Portals „Medusa“ zufolge in vielen Regionen die sogenannte Vorabvorführung wieder in Mode gekommen, die in Russland lange Tradition hat. Das funktioniert so: Im offiziellen Programm eines Kinobetreibers steht ein russischer Kurzfilm. Die Besucher kaufen Tickets – wohlwissend jedoch, dass nach dem Mini-Clip ein raubkopierter westlicher Blockbuster gezeigt wird.

Russische Fans müssen auf internationale Kinohits warten

Auf diesem Weg spielte der „Medusa“-Recherche zufolge etwa der russische Kurzfilm „Kommentator“ im vergangenen Jahr offiziellen Angaben zufolge 423 Millionen Rubel (knapp vier Millionen Euro) ein – obwohl man ihn auch kostenfrei auf Youtube gucken kann. Im Anschluss an „Kommentator“ wurden demnach nämlich entweder der neue „Black Panther“-Film oder „Avatar“ gezeigt.

Doch mittlerweile sind die internationalen Filmfirmen der illegalen Verbreitung auf die Spur gekommen. So könnte ausgerechnet der Erfolgskracher „Barbie“ länger auf sich warten lassen. Denn vor kurzem flogen Verkaufs- und Lieferwege für raubkopierte Kino-Fassungen auf. Nun muss der Kino-Schwarzmarkt auf Online-Versionen von Filmen zurückgreifen. Die aber erscheinen erst nach der internationalen Kinopremiere und je nach Erfolg der Kassenschlager kann das dauern. So rechnen Experten damit, dass die Russen die illegalen „Barbie“-Vorführungen erst im Herbst sehen können.