Russland

Putin entlässt Chef der Weltraumorganisation Roskosmos

Juri Borissow war erst vor zwei Jahren von Putin zum Roskosmos-Chef ernannt worden. Nun wird er per Präsidialdekret entlassen. Was steckt dahinter?

Der entlassene Roskosmos-Chef Juri Borissow (r) und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Der entlassene Roskosmos-Chef Juri Borissow (r) und Russlands Präsident Wladimir Putin.Vladimir Smirnov/Pool Sputnik Kremlin/

Der russische Präsident Wladimir Putin hat per Dekret Juri Borissow von seinem Posten als Generaldirektor des staatlichen Weltraumkonzerns Roskosmos entlassen. Das teilte die Pressestelle Putins am Donnerstagmorgen mit. Mit einem weiteren Dekret wird der bisherige Verkehrsminister Dmitri Bakanow zu Borissows Nachfolger ernannt.

Nach Angaben von RBC wussten die meisten Roskosmos-Mitarbeiter bis zum letzten Moment nicht, dass Borissow entlassen werden würde. Laut einer von der russischen Mediengruppe zitierten Quelle war der Grund für Putins Entscheidung die „Ungewissheit über die Parameter der Umsetzung des nationalen Raumfahrtzentrums in Moskau, das auf dem Gelände des Staatlichen Forschungs- und Produktionszentrums für Raumfahrt Chrunitschew gebaut wird“. Derselben Quelle zufolge seien die veranschlagten Kosten gestiegen, was dazu geführt haben könnte, dass Borissow bei Putin in Ungnade gefallen ist.

Erst vor zwei Jahren hatte Putin den früheren Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin ebenso plötzlich und ohne Begründung entlassen. Die Ankündigung, so hieß es damals, sei auf die allgemeine Unzufriedenheit des russischen Präsidenten mit Rogosins Leitung der Raumfahrtbehörde zurückzuführen. Nach seiner Entlassung hatte sich Rogosin freiwillig an der Ukraine-Front gemeldet und bekanntgegeben, dass er eine Gruppe von Militärberatern gegründet habe.

Russland plant trotz Krieg hohe Raumfahrtausgaben

Trotz seines kostspieligen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den damit verbundenen wirtschaftlichen Sanktionen plant Russland auch 2025 Ausgaben von umgerechnet rund drei Milliarden Euro für die Raumfahrt. Die Zusammenarbeit Russlands und der USA in der Raumfahrt ist wie einst im Kalten Krieg einer der wenigen Bereiche, in denen noch Kontakte bestehen.

Für Weltraumtouristen bietet Russland im kommenden Jahr erstmals seit 2021 auch wieder Reisen zur ISS an. Der Aufenthalt ist für zehn Tage geplant. In der Nähe von Moskau durchlaufen zahlungskräftige Kunden in der Siedlung Sternenstädtchen an der Seite von Kosmonauten eine monatelange Vorbereitung auf den dreistündigen Flug vom Weltraumbahnhof Baikonur zur ISS. 2021 hatte Russland zwei japanische Weltraumtouristen zur ISS gebracht. (mit dpa)