Die russische Luftabwehr hat nach offiziellen Angaben am Donnerstag mehrere ukrainische Drohnen abgeschossen, die auf das Stadtgebiet von Moskau und angrenzende Regionen zusteuerten. Das teilte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin mit. Demnach seien in der Nähe der Hauptstadt zwei bis drei Drohnen abgefangen worden – genaue Angaben schwanken je nach Quelle.
Auch das russische Verteidigungsministerium sprach von einer breiteren Angriffswelle. Zwischen 15 und 16.30 Uhr Moskauer Zeit seien demnach 14 Drohnen über der Region Brjansk sowie acht über Belgorod abgeschossen worden. Beide Grenzregionen liegen unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Unabhängig verifizieren ließen sich die Angaben bislang nicht.
Flugverkehr beeinträchtigt
Infolge der Vorfälle setzte die russische Luftfahrtbehörde Rosawiazija den Flugverkehr am Flughafen Kaluga – rund 200 Kilometer südwestlich von Moskau – vorübergehend aus. Ähnliche Maßnahmen hatte es bereits bei früheren Drohnenangriffen gegeben, etwa in Moskau und Sankt Petersburg.
Nach Angaben lokaler Behörden kam es in der Region Belgorod infolge des Einsatzes der Luftabwehr zu Sachschäden. Ein Busfahrer sei durch herabfallende Trümmer verletzt worden.
Drohnenoffensive als Teil ukrainischer Strategie
Die Angriffe reihen sich ein in eine Serie ukrainischer Drohnenoffensiven, die seit dem Frühjahr 2024 verstärkt auch russisches Kerngebiet ins Visier nehmen. Die Ukraine verfolgt damit nach eigenen Angaben das Ziel, militärische Infrastruktur und Nachschublinien tief im russischen Hinterland zu stören.
Erst Anfang Juli hatte Russland den Abschuss von rund 90 ukrainischen Drohnen an einem Tag gemeldet – unter anderem über Moskau, Sankt Petersburg und mehreren Militärflugplätzen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt angekündigt, die Drohnenproduktion massiv auszubauen, unterstützt durch internationale Kooperationen mit den USA und der EU.
Keine unmittelbaren Reaktionen aus Kiew
Offizielle Stellungnahmen aus der Ukraine zum aktuellen Angriff lagen zunächst nicht vor. Die ukrainische Führung äußert sich grundsätzlich selten konkret zu Drohnenoperationen auf russischem Boden. In der Vergangenheit hatte das ukrainische Verteidigungsministerium jedoch betont, dass solche Einsätze Teil des Rechts auf Selbstverteidigung seien.
Hintergrund: Seit Beginn der umfassenden russischen Invasion im Februar 2022 hat sich der Krieg zunehmend auch auf russisches Gebiet ausgeweitet. Die Ukraine setzt dabei auf Drohnentechnologie als strategisches Mittel, um Druck auf Moskau auszuüben und die russische Bevölkerung mit den Folgen des Krieges zu konfrontieren.


