Russland hat in der Nacht auf Dienstag die Westukraine nach Behördenangaben mit Marschflugkörper beschossen. In der Stadt Luzk seien dabei mindestens drei Menschen getötet worden, sagte der Verwaltungschef Jurij Pohuljajko, des Gebietes Wolyn. Mehrere Verletze seien in Krankenhäusern versorgt worden.
Ein zweiter Angriff richtete sich gegen die Großstadt Lwiw etwa 150 km südwestlich von Luzk. Wie der Bürgermeister der Stadt, Andrij Sadowyj, sowie die regionale Militärverwaltung auf Telegram mitteilten, trafen dort Raketen Wohnhäuser in mehreren Straßen. „In den oberen Stockwerken brennt es. Wir evakuieren Menschen“, sagte Sadowyj weiter. Lwiw war bislang vergleichsweise selten Ziel von Angriffen, zuletzt im Juli - damals starben zehn Menschen durch russische Luftangriffe.
In der Nacht herrschte über der gesamten Ukraine Luftalarm. 24 Marschflugkörper verschiedener Typen seien von russischen Kampfbombern über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden, teilte die ukrainische Luftwaffe am Morgen mit. Außerdem feuerte demnach eine russische Fregatte auf dem Schwarzen Meer vier Marschflugkörper vom Typ Kalibr ab. Die Flugabwehr habe 16 dieser Geschosse abgefangen.
Einschläge von Raketen wurden auch aus den Großstädten Dnipro und Saporischschja gemeldet, die näher an der Front liegen. Dabei habe es sich um umfunktionierte russische Flugabwehrraketen der Systeme S-300 und S-400 gehandelt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die militärischen Angaben sind meist nicht unabhängig überprüfbar.
Ukraine meldet kleinere Erfolge bei Bachmut
An der Front meldete die Ukraine am Montag kleine Geländegewinne im Osten und Süden im Rahmen ihrer schleppend verlaufenden Gegenoffensive. Rund um die bereits vollständig zerstörte Stadt Bachmut wurden demnach vergangene Woche drei Quadratkilometer „befreit“. Insgesamt seien bereits 40 Quadratkilometer an der „Südflanke des Bachmut-Sektors“ befreit worden, teilte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar mit.
Weiter nördlich rund um Kupjansk befinde sich die Armee in Schwierigkeiten, erklärte Maljar. Daher habe sie ihre Kräfte nicht auf die Offensive im „Bachmut-Sektor“ konzentrieren können.
Über die Lage an der Südfront blieb Maljar nur vage, erwähnte aber ebenfalls Fortschritte. Im Süden sind die russischen Verteidigungslinien aus Minenfeldern, Schützengräben und Panzerfallen besonders stark befestigt. Nach Angaben der Vize-Verteidigungsministerin gehen „die Gefechte rund um die Ortschaft Uroschajne weiter“, es gebe „gewisse Erfolge“ für die Ukraine.
Neue US-Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar für die Ukraine
Die USA stellen der Ukraine weitere Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (183 Millionen Euro) zur Verfügung. Das neue Paket umfasse unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und Ersatzteile, teilte das Verteidigungsministerium mit. Zudem werde weitere Artilleriemunition und Ausrüstung zur Minenräumung aus Beständen des US-Militärs geliefert.
Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar (rund 39 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.
Lindner äußert Sympathie für Taurus-Lieferungen an die Ukraine
Bundesfinanzminister Christian Lindner äußerte sich bei seinem Besuch in Kiew wohlwollend über eine mögliche Abgabe von Marschflugkörpern des Typs Taurus an die Ukraine. Der FDP-Chef sagte: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Deshalb ist es auch Teil unserer Verantwortung, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine immer größer ist als die Bösartigkeit, die von Putins Krieg ausgeht.“ Die Bundesregierung wolle deshalb weiterhin alles in ihrer Macht Stehende tun, um auch die militärischen Fähigkeiten der Ukraine zu stärken. Dazu sei bereits viel unternommen worden.





