Rohstoffe

Russland erobert „weißes Gold“: Lithium-Vorkommen in der Ukraine unter Kontrolle

Russische Truppen haben das Dorf Schewtschenko im Donbass eingenommen – und damit eines der größten Lithium-Vorkommen Osteuropas. Das ist nicht nur für die Ukraine ein strategischer Verlust.

Russische Soldaten nehmen eine Stellung in der Ukraine ein.
Russische Soldaten nehmen eine Stellung in der Ukraine ein.Russian Defense Ministry Press/dpa

Die russische Armee hat im Donbass das Dorf Schewtschenko eingenommen – und damit eines der bedeutendsten Lithium-Vorkommen Europas unter ihre Kontrolle gebracht. Das scheinbar unbedeutende Dorf liegt nur rund zehn Kilometer von Velyka Novosilka entfernt, einer Stadt, die bereits im Januar fiel.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge befindet sich direkt angrenzend ein etwa 40 Hektar großes Areal, in dem laut geologischen Studien rund 13,8 Millionen Tonnen lithiumhaltiges Erz mit einem durchschnittlichen Gehalt von 1,5 Prozent Lithiumoxid lagern. Es gilt als das größte Vorkommen seiner Art in Europa.

Lithium zählt zu den sogenannten „kritischen Rohstoffen“: Es ist ein zentraler Bestandteil moderner Batterien für Elektrofahrzeuge und wird auch in der Elektronik, Glasindustrie, Luftfahrt sowie zur Energiespeicherung verwendet. Das Leichtmetall wird deshalb mittlerweile auch als „weißes Gold“ bezeichnet. Europa ist allerdings zu nahezu 100 Prozent von Importen abhängig, vor allem aus China.

Der Preis für Lithium war 2022 mit über 80.000 US-Dollar pro Tonne auf einem Rekordhoch. Aktuell liegt der Preis in China bei rund 8.500 US-Dollar pro Tonne (Stand: 27. Juni 2025).

Ukraine und USA vereinbaren Rohstoffabkommen

Die Einnahme von Schewtschenko fällt in eine Zeit, in der die Ukraine verstärkt internationale Partnerschaften im Rohstoffsektor ausbaut. Anfang Mai unterzeichneten die Ukraine und die USA ein bilaterales Abkommen zur Einrichtung eines gemeinsamen Investitionsfonds für den Wiederaufbau des Landes – inklusive einer Kooperation im Bereich der Bodenschätze. Das ukrainische Parlament ratifizierte das Abkommen am 8. Mai, Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete es am 12. Mai.

„Wenn russische Truppen weiter vordringen und immer mehr Territorium erobern, werden sie immer mehr Mineralvorkommen kontrollieren“, sagte Mykhailo Zhernov, Direktor des US-amerikanischen Unternehmens Critical Metals Corp, das früher eine Lizenz zur Ausbeutung der Schewtschenko-Lagerstätte besaß, gegenüber der New York Times. „Das ist ein Problem für dieses Abkommen.“

Mehr als drei Jahre nach dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 haben Moskau und Kiew ihre gegenseitigen Drohnenangriffe zuletzt verstärkt. Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine scheiterten bislang.