Die Ukraine hat nach eigenen Angaben weitere Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete im Osten und Süden des Landes erzielt. Kiew sei es binnen 24 Stunden gelungen, russische Kräfte „aus mehr als 20 Ortschaften zu verjagen“, erklärte die ukrainische Armee am Montag. Die russischen Soldaten hätten ihre Stellungen „fluchtartig verlassen“.
Moskau meldete indes den Beschuss ukrainischer Stellungen in der ostukrainischen Region Charkiw, wo der Ukraine am Wochenende erhebliche Geländegewinne gelungen waren. In der südlichen Region Cherson habe die Ukraine „rund 500 Quadratkilometer befreit“, sagte eine Sprecherin des Südkommandos der ukrainischen Armee am Montag. Mehrere Ortschaften stünden wieder „vollständig unter ukrainischer Flagge“.
Am Sonntag hatte ein ukrainischer Armeechef von 3000 Quadratkilometern Fläche gesprochen, welche die Ukraine im Zuge ihrer Gegenoffensive von den russischen Truppen zurückerobert habe, ein Großteil in der Region Charkiw im Nordosten. Im Süden war die ukrainische Armee langsamer vorangekommen.
Ukraine: Lage in Cherson ist mittlerweile unter Kontrolle
Am Montagmorgen erklärte der stellvertrende Leiter der prorussischen Verwaltung in der Region Cherson, Kirill Stremusow, der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge indes, die Lage in der Region sei „unter Kontrolle“. Eine Entwicklung wie in Charkiw sei nicht möglich.
Dem ukrainischen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zufolge ist die ukrainische Gegenoffensive die „dritte Phase“ eines Plans Kiews zur Rückeroberung besetzter Gebiee. In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Monde sagte Resnikow, in der ersten Phase habe die Ukraine versucht, Moskau von weiteren Angriffen abzuhalten, in der zweiten sei es um eine „Stabilisierung“ der Frontlinien gegangen.
Westliche Waffen machen russischen Streitkräften schwer zu schaffen
Die Leitung der Armee habe ihren Plan gegen den russischen Angriffskrieg auf Grundlage der Waffenlieferungen westlicher Partner entwickelt. Mit den von den USA gelieferten Himars-Raketenwerfersystemen habe Kiew begonnen, die Versorgungslinien der Russen abzuschneiden.
Die Ukraine habe „das Blatt zu ihren Gunsten gewendet“, die derzeitige Gegenoffensive werde aber „den Krieg nicht beenden“, schrieb die US-Denkfabrik Institute for the Study of War am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Kreml-Sprecher: Der Krieg geht weiter, keine Aussicht auf Verhandlungen
Die russische Armee beschoss am Montag eigenen Angaben zufolge von der Ukraine zurückeroberte Gebiete nahe Charkiw rund um die Städte Kupjansk und Isjum. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte am Montag, die am 24. Februar begonnene russische Offensive werde weitergehen, „bis ihre Ziele erreicht sind“. Es gebe derzeit „keine Aussicht auf Verhandlungen“ zwischen Moskau und Kiew.
Nach der erfolgreichen Gegenoffensive waren am Sonntag in mehreren Regionen im Norden, Süden und Osten der Ukraine der Strom und teilweise auch die Wasserversorgung ausgefallen. Die ukrainischen Behörden machten russische Luftangriffe dafür verantwortlich.
Nach Blackout: Stromversorgung wohl wiederhergestellt
In den meisten Regionen war die Stromversorgung am Montag nach ukrainischen Angaben aber wiederhergestellt. Allein in der Region Charkiw funktionierten 80 Prozent der Strom- und Wasserversorgung wieder, erklärte der stellvertretende Leiter des Präsidialamts, Kyrylo Tymoschenko, am Montagmorgen.




