Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner ist am Samstag in der Schweiz festgenommen worden, nachdem er am Abend zuvor Polizisten in Deutschland entwischt war. Sellner, gegen den die Schweiz ein vorübergehendes Einreiseverbot verhängt hat, sei in der an Konstanz grenzenden Stadt Kreuzlingen im Kanton Thurgau „angehalten und für weitere Abklärungen mitgenommen“ worden, sagte ein Polizeisprecher am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Schweizer Bundespolizei hatte vor rund einer Woche erklärt, der 35-Jährige dürfe bis zum 27. Oktober nicht in die Schweiz und nach Liechtenstein einreisen.
Die Polizei im Kanton Thurgau bestätigte, dass eine 35 Jahre alte Person angehalten und für weitere Abklärungen mitgenommen worden sei. Auf dem Polizeiposten sei ihr „das Einreiseverbot eröffnet worden“, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Person sei anschließend an die Schweizer Grenze begleitet worden und habe die Schweiz wieder verlassen.
Sellner teilte auf der Onlineplattform X mit, er sei etwa zwei Stunden festgehalten worden. Die Behörden hätten ihm eine Einreisesperre ausgehändigt. Anschließend sei er über den Bodensee abgeschoben worden. „Davon lassen wir uns aber nicht aufhalten! Ich werde den Schweizern aus meinem Buch vorlesen! Gegen Zensur und Zwangsgewalt!“, schrieb er.
Festnahme & Pushback
— Martin Sellner (@Martin_Sellner) October 19, 2024
🟥 Im Zuge meiner Pressekonferenz an der deutsch-schweizer Grenze wurde ich von der KaPo verhaftet.
🇨🇭Man hielt mich ca 2h fest, händigte mir eine Einreisesperre aus und nun werde ich über den Bodensee abgeschoben.
🔥Davon lassen wie uns aber nicht… pic.twitter.com/9GajWVjf18
Martin Sellner sollte bei einer Konferenz in Zürich sprechen
Sellner war von der als rechtsextrem geltenden Organisation Junge Tat eingeladen worden, um am Samstag bei einer Konferenz in Zürich zu sprechen. Die Gruppe ist bekannt für ihre identitäre Ideologie, zudem lehnt sie Einwanderung aus dem nicht-europäischen Ausland ab und vertritt eine anti-islamische Haltung.
Sellner gilt als einer der führenden Köpfe der rechtsextremen Identitären Bewegung im deutschsprachigen Raum. Im November des vergangenen Jahres hatte er an einem Treffen von Unternehmern, AfD- und CDU-Mitgliedern in einem Potsdamer Hotel teilgenommen. Sellner bestätigte, dass er dort über sein Konzept der „Remigration“ referiert hatte. Das Medienhaus Correctiv berichtete darüber in der Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“. Es übersetzt Sellners Konzept als massenhafte Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund.
In der Folge verhängte die Stadt Potsdam im März per Bescheid ein Einreise- und Aufenthaltsverbot in das Bundesgebiet gegen Sellner. Dagegen ging er im Eilverfahren erfolgreich vor dem Potsdamer Verwaltungsgericht vor. Weil die Stadt Potsdam keine Beschwerde einlegte, wurde der Beschluss rechtskräftig. Seitdem trat der Österreicher mehrmals in Deutschland auf.
Polizei will Vortrag zu „Remigration“ in Ulm verhindern
Zuletzt besuchte Sellner deutsche Städte, um aus seinem Buch „Remigration“ zu lesen. In der Stadt Ulm wurde am Freitagabend eine Veranstaltung in einer ehemaligen Rockerkneipe aufgelöst, wie mehrere lokale Medien übereinstimmend berichteten. Die Stadt Ulm hatte dem 35-Jährigen vorab ein Aufenthaltsverbot erteilt, weshalb der Veranstaltungsort geheim bleiben sollte. Sellner, der mit seinem Vortrag begonnen hatte, konnte noch vor Eintreffen der Polizei flüchten, schreibt unter anderem die Schwäbische Zeitung. Die etwa 20 bis 30 Besucherinnen und Besucher des Treffens stritten ab, ihn gesehen zu haben.
Auf X behauptete Sellner, dass er den Vortrag in derselben „Lokation beenden“ konnte. Er schrieb: „Ulm war ein voller Erfolg! Zahlreiche Besucher hörten meinen Vortrag. Kurz bevor die Polizei kam, konnte ich entwischen und mischte mich unter die Antifa ... Eine totale Schlappe für die Polizei.“
Ulm: So entkam ich der Polizei...
— Martin Sellner (@Martin_Sellner) October 18, 2024
🟥... und konnte den Vortrag fortsetzen. Ulm war ein voller Erfolg! Zahlreiche Besucher hörten meinen Vortrag. Kurz bevor die Polizei kam, konnte ich entwischen und mischte mich unter die Antifa.
❗️"Diese Menschen sind gefährlich, denn sie… pic.twitter.com/gmL0w5hIzw


