Wladimir Putin wird das von US-Präsident Donald Trump gesetzte Ultimatum für einen Waffenstillstand in der Ukraine voraussichtlich verstreichen lassen. Das berichten Quellen aus dem Umfeld des Kremls gegenüber Reuters. Trump hatte Russland mit neuen Sanktionen und 100-Prozent-Zöllen auf russisches Öl gedroht, sollte Putin bis Freitag nicht einem Waffenstillstand zustimmen.
Doch der Kreml-Chef will offenbar entschlossen bleiben: Dem Bericht zufolge bleibt es Putins Ziel, die vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson vollständig zu besetzen, bevor über Frieden gesprochen wird. „Er glaubt, Russland gewinnt – und dass zusätzliche US-Sanktionen kaum noch Wirkung zeigen“, so eine mit den Diskussionen vertraute Person gegenüber Reuters. Putins politische Reputation sei mittlerweile untrennbar mit diesem Krieg verbunden.
Obwohl Putin den Wunsch habe, das Verhältnis zu den USA langfristig wieder zu verbessern, hätten seine Kriegsziele aktuell Vorrang, berichten Insider. Auch der laufende Verhandlungsprozess zwischen Moskau und Kiew sei eher ein Versuch, Trump zu signalisieren, dass Russland den Dialog nicht ablehnt – konkrete Fortschritte gebe es jedoch kaum.
Trump droht, Putin bleibt unbeeindruckt
Trumps Sondergesandter Steve Witkoff soll in dieser Woche noch Moskau besuchen. Das Weiße Haus betont, Trump wolle „das Töten beenden“ und setze deshalb auf Druckmittel wie Waffendeals mit Nato-Staaten und scharfe Wirtschaftssanktionen. Doch im Kreml zweifelt man daran, dass Trumps Drohungen in vollem Umfang umgesetzt werden.
Russlands Wirtschaft leidet zwar unter den westlichen Sanktionen – ausländische Direktinvestitionen brachen 2024 um 63 Prozent ein –, doch Moskaus Kriegsfähigkeit blieb weitgehend unberührt. Unterstützt durch Waffenlieferungen aus Nordkorea und Dual-Use-Importe aus China habe Russland seine Rüstungsproduktion sogar steigern können.
Putin sei sich nach Reuters-Informationen bewusst, dass er mit seiner Haltung eine Chance zur Annäherung an Washington verspiele, doch ein vorzeitiges Kriegsende komme für ihn nicht infrage. Laut Kreml-Insidern erwartet der russische Generalstab, dass die ukrainische Front in zwei bis drei Monaten kollabiert. In den vergangenen drei Monaten hat Russland rund 500 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet erobert.
Friedensangebot ausgeschlagen
Im Frühjahr bot die US-Regierung Putin im Austausch für einen vollständigen Waffenstillstand die Aufhebung der Sanktionen, die Anerkennung der Krim-Annexion sowie die De-facto-Anerkennung der seit 2022 besetzten ukrainischen Gebiete an. Im Kreml wird dies als „fantastische Chance“ bezeichnet – doch der Krieg werde fortgesetzt, solange Moskaus Kriegsziele nicht erreicht sind.
Trump, der Putin in der Vergangenheit gelobt hatte, zeigt sich zunehmend frustriert. Er sprach zuletzt von Putins „Bullshit“ und bezeichnete die russischen Bombenangriffe auf Kiew als „widerlich“. Im Kreml nimmt man Trumps Worte zur Kenntnis, reagiert aber demonstrativ gelassen.


