Nach Rassismus-Eklat

Sylt gegen rechts: Große Punk-Demo eher ein Kaffeekränzchen

Nach dem Skandal-Video von Sylt ruft eine Initiative dazu auf, zu Protesten gegen Rechtsextremismus auf die Insel zu kommen. Samstag blieb der Zustrom schwächlich – legen die Punks Sonntag nach?  

Westerland auf Sylt: Begleitet von der Polizei demonstriert eine überschaubare Gruppe von Punks in der Innenstadt.
Westerland auf Sylt: Begleitet von der Polizei demonstriert eine überschaubare Gruppe von Punks in der Innenstadt.Bodo Marks/dpa

Einem Aufruf zu einer Demonstration auf Sylt sind am Samstag nur wenige Punks gefolgt. Eine kleine Gruppe von etwa zehn Demonstranten zog am Nachmittag unter dem Motto „Laut sein gegen rechts!“ durch Westerland. Die Teilnehmer zeigten Banner mit den Aufschriften „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Die Pogrome von morgen verhindern“ und „Refugees welcome“. Nach Angaben der Polizei hatte der Veranstalter bis zu 50 Teilnehmer erwartet.

Am Samstagabend dann fand eine Mahnwache mit Musik in der Gaststätte Pony Club im Ort Kampen statt, in der Besucher an Pfingsten zu einem Song rechtsextremistische Parolen gegrölt hatten. Wie unser Reporter berichtet, blieb auch diese Kundgebung hinter den Erwartungen zurück. Unter den sieben Teilnehmern waren Sylt-Einheimische, aber auch Leute aus Hamburg und Berlin. Sie sagten, sie seien da, weil sie auf die rassistischen Vorfälle auf Sylt reagieren wollten. Sie hörten Punkmusik und diskutierten. 

Punks rollen am Samstag auf Sylt ihre Protest-Transparente aus.
Punks rollen am Samstag auf Sylt ihre Protest-Transparente aus.Bodo Marks/dpa

Für Sonntag plant die Gruppe „Sylt gegen rechts“ eine größere Demonstration, zu der 600 bis 800 Menschen kommen sollen. Die Punks riefen dazu auf, auch an dieser Demonstration teilzunehmen.

Die Gruppe ist auf der Urlaubsinsel bereits bekannt, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren mit Protestcamps gegen Kapitalismus und Gentrifizierung in die Schlagzeilen geraten war. Dabei gab es immer wieder Beschwerden über Lärm, Müll und Gestank. Auch in diesem Sommer planen die Punks ab 22. Juli für mehrere Wochen ihre Zelte auf Sylt aufzuschlagen.

Empörung nach Sylt-Video von rassistischem Gegröle

Am vergangenen Wochenende hatte ein kurzes Video von einer Party in einem Lokal auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zum Lied  „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino rassistische Parolen wie „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ grölten.

Das Video verbreitete sich rasant im Netz. Politiker bis hin zu Kanzler Olaf Scholz zeigten sich entsetzt. Die Flensburger Staatsanwaltschaft ermittelt im Sylter Fall mittlerweile wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen eine Frau und zwei Männer, gegen einen der Männer außerdem wegen des Verdachts, Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation verwendet zu haben. Eine Hamburger Hochschule prüft derzeit eine mögliche Exmatrikulation einer mutmaßlich beteiligten Studentin. Mindestens zwei der im Sylter Fall Identifizierten verloren ihren Job.

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Wegen der Umdichtungen mit rassistischen Textzeilen soll der 25 Jahre alte Partyhit in Deutschland auf einigen Volksfesten wie dem Münchner Oktoberfest und dem Cannstatter Volksfest in Stuttgart in Zukunft gar nicht erst gespielt werden. Der italienische DJ Gigi D’Agostino stellte zu den rechtsextremen Umdichtungen zur Melodie seines Hits von 2001 bereits klar, dass es in seinem Lied ausschließlich um Liebe gehe. „In meinem Lied geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Liebe“.