Prostitution

Amsterdam: Sexarbeiter protestieren gegen Auflösung des Rotlichtviertels

Der berühmte Rotlichtbezirk soll bald durch ein neues „Erotikzentrum“ am Stadtrand ersetzt werden. Die Sexarbeiter fühlen sich verdrängt.

Dutzende Sexarbeitende protestieren in Amsterdam für die Erhaltung des Rotlichtviertels. 
Dutzende Sexarbeitende protestieren in Amsterdam für die Erhaltung des Rotlichtviertels. Kenzo Tribouillard/AFP

In Amsterdam haben am Donnerstag rund 150 Sexarbeitende gegen die geplante Umgestaltung des historischen Rotlichtbezirks der Stadt protestiert. Unter dem Motto „Save the Red Light“ (Rettet das Rotlicht) zogen die Demonstranten – mit Gesichtsmasken, Trommeln und roten Regenschirmen ausgestattet – vom weltbekannten Erotikviertel zum Rathaus der niederländischen Hauptstadt. „Wir sind absolut nicht einverstanden mit den Lösungen, die uns aufgezwungen werden“, sagte Sexarbeiterin Sabrina Sanchez der Nachrichtenagentur AFP.

Hintergrund des Protests waren langfristige Pläne der Regierenden Bürgermeisterin Femke Halsema, die nach eigenen Aussagen Kriminalität in dem Viertel bekämpfen und die Lebensqualität der Anwohner erhöhen will. So sollen rund 100 der insgesamt 290 Bordelle in dem Bezirk durch ein mehrstöckiges „Erotikzentrum“ am Stadtrand ersetzt werden. Auch die Rechte von Sexarbeitenden könnten dadurch besser geschützt werden, erklärte Halsema gegenüber dem Observer. Ein Großteil der Betroffenen widerspricht laut Umfragen dieser Einschätzung.

„Es wird immer über Sexarbeiter gesprochen, aber nicht mit ihnen“

Vor dem Rathaus angekommen, konfrontierten die Protestler Halsema mit ihren Vorwürfen. Diese verteidigte ihre Pläne gegenüber der aufgebrachten Menge. „Ich bin mir eurer Sorgen bewusst, sagte die Bürgermeisterin“, abgeschirmt von ihren Sicherheitskräften. Für die kommenden Wochen sei ein Treffen geplant, um „in Ruhe“ über die Kritikpunkte zu sprechen.

Amsterdams Rotlichtviertel, von den Einheimischen auch „De Wallen“ genannt, gehört zu den ältesten Bezirken dieser Art weltweit. Erbaut wurde es im 14. Jahrhundert, heute ist das Viertel vor allem für seine zahlreichen Bordelle, Erotikgeschäfte und Coffeeshops bekannt. Vor allem aufgrund des intensiven Sex- und Drogentourismus sieht der Stadtrat seit einiger Zeit jedoch die Sicherheit der Bewohner gefährdet. Der Stadtrat hat daher zuletzt eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, darunter auch ein Cannabis-Verbot in der Öffentlichkeit.

Viele Sexarbeitende sollen nun in ein neues „Erotikzentrum“ im Süden der Stadt ziehen. Auch kürzere Öffnungszeiten für erhalten gebliebene Bordelle sind geplant. Die Betroffenen wehren sich seit längerem gegen die Pläne des Stadtrats. „Es wird immer über Sexarbeiter gesprochen, aber nicht mit ihnen“, sagte der Mitarbeiter eines Bordells der Nachrichtenseite Dutch News. Mite „Ich kenne keine einzige Sexarbeiterin, die sagt, das Erotikzentrum sei eine gute Idee.“ Ein endgültiger Beschluss über das Vorhaben liegt noch nicht vor.