Gender-Debatte

„Propagandasprache“: Hamburger Initiative will das Gendern verbieten

Ein Hamburger Volksbegehren will das Gendern in Verwaltung und Schulen verbieten. Gendersprache, so die Initiatoren, sei Ausdruck eines „radikalen Weltbilds“.

Bisher wird in Hamburgs Verwaltung unter anderem das Gendersternchen verwendet.
Bisher wird in Hamburgs Verwaltung unter anderem das Gendersternchen verwendet.imago/Christian Ohde

Eine Volksinitiative im Hamburg will gendergerechte Sprache in Schulen, städtischen Unternehmen sowie der gesamten öffentlichen Verwaltung verbieten lassen. Wie unter anderem der NDR berichtet, arbeitet die Initiative mit dem Titel „Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ bereits seit über einem Jahr an einem entsprechenden Abstimmungstext.

„Wir lehnen ‚Gendersprache‘ ab, da sie diskriminierend, integrationsfeindlich und vorurteilsbeladen ist“, so die Begründung der Initiatoren. Sollten innerhalb eines bestimmten Zeitraums ausreichend Unterschriften zusammenkommen – in Hamburg rund 65.000 – könnte es in spätestens zwei Jahren eine Volksabstimmung geben. Vorausgesetzt, die Landesregierung stimmt zu. Nach Angaben der Initiative überprüft der Landeswahlleiter den Entwurf derzeit auf Gesetzeskonformität.

Initiatorin: Gendern ist feministische „Propagandasprache“

Kopf der Initiative ist die Hamburgerin Sabine Mertens, die unter anderem als Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache aktiv ist. Zuvor sorgte die Autorin bereits mit einem Gerichtsverfahren zum Gendern für Aufsehen. Sie hatte im November 2021 auf Schadensersatz geklagt, weil ein von ihr verfasster Text in einem Magazin im Nachhinein redaktionell geändert worden war. Aus einem „Zeichner“ wurde so eine „zeichnende Person“. Der Prozess endete im Frühjahr letzten Jahres mit einem Vergleich.

Sie halte das Gendern für „Propagandasprache eines radikal queer feministischen Weltbilds“, betonte Mertens gegenüber dem NDR – es gehöre verboten. Die Mehrheit der Deutschen lehne gendergerechte Sprache ohnehin ab.

Hamburger Grüne: „Gendern ist durchaus wichtig“

In der Hamburger Politik trifft die Initiative indes eher auf Gegenwind. „Gendersensible Sprache ist durchaus wichtig, weil es darum geht, Frauen und Personen, die sich als nicht binär einordnen, sichtbarer zu machen“, betonte Lena Zagst, stellvertretende Fraktionschefin der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft. „Darüber gibt es eigentlich keine Diskussion.“

Eine einheitliche Praxis oder bindende Regeln zum Sprachgebrauch gibt es in Hamburg bislang nicht. Innerhalb der Landesverwaltung finden offenbar verschiedene Methoden Anwendung. So ist im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung zum Beispiel von „Hamburger*innen“ und „Mitarbeiter*innen“ – mit Gender-Sternchen – die Rede. Andere öffentliche Stellen nutzen das sogenannte Binnen-I.

Tatsächlich wäre Hamburg, sollte die Initiative Erfolg haben, nicht das erste Bundesland, das gendergerechte Sprache in der Verwaltung verbietet. Im November 2022 hatten die Fraktionen der CDU und AfD im Thüringer Landtag bereits mit vereinten Kräften ein ähnliches Verbot durchgebracht.