Afrika-Reise

Olaf Scholz auf Afrika-Reise: Afrikanische Union soll bei G20 mitentscheiden

Bundeskanzler Olaf Scholz setzt am Freitag seine Afrika-Reise in Kenia fort. Es ist die zweite große Afrika-Reise des Kanzlers seit seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wird von Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien im Amtssitz begrüßt. 
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wird von Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien im Amtssitz begrüßt. Michael Kappeler/dpa

Olaf Scholz hat sich zum Auftakt seiner zweiten größeren Afrika-Reise als Bundeskanzler für die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die einflussreiche G20-Staatengruppe der führenden Wirtschaftsmächte ausgesprochen.

„Wir wollen unterstützen, dass die Afrikanische Union einen Sitz in der G20 bekommt, dass sie mitmachen und mitentscheiden kann“, sagte er am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der AU-Kommission in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba.

„Das gebietet der Respekt vor dem Kontinent, seinen vielen Staaten und auch seiner wachsenden Bevölkerung.“ Am Freitag setzt Scholz die Reise in Kenia fort.

Im Zentrum der dreitägigen Reise stehen die Themen Konfliktbewältigung und Friedenssicherung auf dem afrikanischen Kontinent. Auch die Bekämpfung des Klimawandels, die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine werden eine wichtige Rolle spielen.

Äthiopien ist mit rund 120 Millionen Einwohnern nach Nigeria der zweitbevölkerungsreichste Staat Afrikas. Bis vor Kurzem tobte ein Bürgerkrieg mit Hunderttausenden Toten um die Region Tigray, der erst im November nach zwei Jahren Blutvergießen mit einem Waffenstillstand beendet wurde. Trotzdem kommt es noch immer zu Gewalt in dem Land.

Addis Abeba ist Sitz der Afrikanischen Union, des afrikanischen Pendants der EU, in der sich 55 Länder zusammengeschlossen haben.

Besuch der Geothermie-Analage am Naivashasee in Keina geplant

Scholz wird von Vertretern deutscher Unternehmen begleitet. Insbesondere Kenia ist von Interesse für die deutsche Wirtschaft. Dort wird der Kanzler die größte Geothermie-Anlage des Kontinents am Naivashasee besuchen. Das Land gewinnt je nach Schätzung zwischen 80 und 92 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen und liegt damit weltweit im oberen Drittel. Die Zahlen müssen allerdings im Kontext betrachtet werden. Kenia produziert laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien rund 12 Gigawattstunden (GWh) Strom, das deutlich stärker industrialisierte Deutschland fast 50 Mal so viel.

Kenia will allerdings bis 2030 seine Industrialisierung massiv vorantreiben, entsprechend wird der Strombedarf steigen. Dafür müssten die Netze ausgebaut werden. Präsident William Ruto dürfte weiter für verlässliche Investitionen werben, um den Infrastrukturausbau in Kenia rentabel zu machen.

Wie auf fast jeder Auslandsreise des Kanzlers wird auch in Afrika der russische Angriffskrieg eine Rolle spielen. Viele afrikanische Länder wie Äthiopien oder Kenia hängen von Getreideimporten aus Russland und der Ukraine ab. Russlands Präsident Wladimir Putin zögert eine Verlängerung des Abkommens zur Verschiffung von Getreide aus ukrainischen Häfen hinaus, das nur noch bis Mitte Mai läuft. Das könnte Thema werden. Kenia hat anders als andere afrikanische Länder den russischen Angriff klar verurteilt.