Ukraine-Krieg

„Notfall“ auf der Krim-Brücke: Einsturz nach Explosion – Kiew spricht von „Spezialoperation“

Auf der Krim-Brücke soll es zu mehreren Explosionen gekommen sein. Nach Angaben aus Kiew sind der ukrainische Geheimdienst und Marine für den Angriff verantwortlich. Es gibt Tote.

Ein Hubschrauber wirft Wasser ab, um am 8. Oktober 2022 auf der Kertsch-Brücke ein Feuer zu löschen. Rund neun Monate nach der schweren Explosion hat sich dort nach russischen Angaben ein Notfall ereignet.
Ein Hubschrauber wirft Wasser ab, um am 8. Oktober 2022 auf der Kertsch-Brücke ein Feuer zu löschen. Rund neun Monate nach der schweren Explosion hat sich dort nach russischen Angaben ein Notfall ereignet.AP

Die Brücke zwischen der Krim und der russischen Region Krasnodar ist nach offiziellen Angaben wegen eines „Notfalls“ am Montagmorgen für den Verkehr gesperrt worden. Es war laut Medienberichten zu Explosionen gekommen. Hinter dem Angriff auf die Brücke stecken nach eigenen Angaben aus Kiew die ukrainische Marine und ukrainische Spezialkräfte. Am Abend werde Präsident Wladimir Putin eine Sondersitzung leiten und sich dabei von Vizeregierungschef Marat Chusnullin über die Dauer der Renovierungsarbeiten an dem 19 Kilometer langen Bauwerk unterrichten lassen.

Die Attacke in der Nacht zum Montag sei eine „Spezialoperation“ des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU und der Marine gewesen, erfuhr AFP am Montag aus SBU-Kreisen. Dabei seien Marinedrohnen zum Einsatz gekommen. Nach Angaben der russischen Ermittler wurden bei dem Angriff zwei Zivilisten getötet.

Explosionen auf der Krim-Brücke: Russland wirft Kiew „Terrorakt“ vor

Der ukrainische Geheimdienst SBU hatte sich wie schon beim Anschlag im Oktober zur neuen Explosion auf der Brücke zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim geäußert. „Erneut hat sich die Brücke ‚schlafen‘“ gelegt. Nach der Explosion an der Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hatte Russland offiziell von einem „Terrorakt“ gesprochen.

„Wir kennen die Gründe und diejenigen, die hinter dem Terroranschlag stehen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut russischen Nachrichtenagenturen. „Das alles ist das Werk des Kiewer Regimes“. Wie Moskau konkret auf den Beschuss der Brücke reagieren werde, sagte Kremlsprecher Peskow hingegen nicht.

„Im Bereich des 145. Brückenpfeilers vom Gebiet Krasnodar aus hat es einen Notfall gegeben“, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, zunächst am Montagmorgen im Onlinedienst Telegram mit. „Die Strafverfolgungsbehörden und alle relevanten Dienste arbeiten (...) Maßnahmen werden ergriffen, um mit der Situation umzugehen“, fügte er hinzu. Autofahrer sollten nach Ausweichrouten suchen. Der Bahnverkehr wurde im Laufe des Vormittags wieder aufgenommen.

„Notfall“ auf der Kertsch-Brücke fordert zwei Todesopfer

Medienberichten zufolge wurde im russischen Telegram-Kanal „Graue Zone“ berichtet, es habe zwei Angriffe auf die Brücke gegeben. Der Kyiv Independent berichtete von mindestens zwei hörbaren Explosionen. Der Kanal „Graue Zone“ wird mit der Söldnergruppe Wagner in Verbindung gebracht. Aufnahmen, die in dem Kanal veröffentlicht wurden, zeigen ein offenbar eingestürztes Brückenteil und ein beschädigtes Fahrzeug. Das russische Verkehrsministerium teilte indes mit, dass es Schäden an der Fahrbahn gebe, die Brückenkonstruktion sei jedoch intakt.

Ein Mann und eine Frau seien bei dem Zwischenfall in ihrem Auto am Montag gestorben, sagte der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einer Videobotschaft, ohne die genaue Ursache für den „Notfall“ zu nennen. Die Tochter des Paars sei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Opfer stammten demnach aus dem russischen Gebiet Belgorod.

Krim-Brücke für Russland wichtiger Versorgungsweg

Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf einen regionalen Behördenvertreter, die Behörden der Krim würden „Touristen im Zusammenhang mit der Verkehrsunterbrechung die notwendige Unterstützung leisten“. In einem Krim-Ministerium sei ein Koordinationszentrum eingerichtet worden. Auf der Krim ist gerade Hochbetrieb wegen der Ferienzeit. Bewohner der Region und Touristen sollten nach russischen Angaben einen alternativen Landweg durch die von Russland besetzten Regionen in der Südukraine wählen.

Die Brücke ist für Russland ein wichtiger Versorgungsweg, um die in der Ukraine kämpfenden Soldaten mit militärischer Ausrüstung zu versorgen. Sie verbindet Russland mit der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Die Brücke war im Oktober 2022 bei einer Explosion in Teilen beschädigt worden. Moskau hatte ukrainische Geheimdienste für den Anschlag mit einem Lkw verantwortlich gemacht. Kiew bestritt dies. Das 19 Kilometer lange Bauwerk war im Mai 2018 von Kreml-Chef Wladimir Putin persönlich eingeweiht worden, der damals demonstrativ als erster in einem Lastwagen an der Spitze einer Fahrzeugkolonne über die neue Brücke fuhr. Vier Jahre zuvor hatte Russland die Krim annektiert. (mit dpa)