Die Kämpfe auf Minenfeldern im Ukraine-Krieg hätten die Verwundbarkeiten der Mannschaftstransporter und Panzer aufgedeckt – insbesondere der neu eingetroffenen amerikanischen Bradley-Kampffahrzeuge und der deutschen Leopard-Panzer, schreibt die Zeitung The Washington Post. Diese Militärtechnik wird von Beamten als entscheidend für die Rückeroberung der besetzten ukrainischen Gebiete gesehen. Bereits im März hatten die ukrainischen Streitkräfte aus Deutschland 18 Kampfpanzer des Typs Leopard 2A6 erhalten.
„Die Fahrzeuge wurden von Soldaten gelobt – selbst nachdem sie auf Minen gestoßen waren, überlebten die meisten Menschen im Inneren mit nur leichten Verletzungen“, berichtet die Zeitung. Der Nachteil: Sie allein konnten die Verteidigungsanlagen der russischen Armee nicht durchbrechen. „Man kann mit einem nur etwas gepanzerten Panzer nichts mehr anfangen, denn das Minenfeld ist zu tief, und früher oder später wird er stoppen und durch konzentriertes Feuer zerstört werden“, zitiert die Zeitung den Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Walerij Saluschnyj. Er fordert in diesem Zusammenhang von der Nato moderne Kampfflugzeuge wie die in den USA hergestellte F-16, um Bodenoperationen besser zu unterstützen.
Ukraine-Krieg: Offizier erzählt über Erfahrungen mit Leopard-Panzern
Die Zeitung hat auch mit ukrainischen Offizieren gesprochen. Ein Offizier der 47. Brigade erzählte etwa, dass am ersten Tag der Gegenoffensive einige Einheiten der Brigade, die in Bradley-Kampffahrzeugen und Leopard-Kampfpanzern fuhren, einen falschen Weg eingeschlagen hätten, nämlich in ein Minenfeld, statt auf einer von Pionieren vorbereiteten Strecke zu fahren.
Fahrzeuge zur Hindernisbeseitigung hätten sich zwar an der Spitze der Kolonnen befunden, aber die Gruppe habe anhalten müssen, da Fahrzeuge im hinteren Teil unerwartet auf Minen gestoßen und eingeklemmt worden seien. Das Chaos habe zu einer Ansammlung von Fahrzeugen an einer Stelle geführt. Anschließend begannen die Russen demnach, die Ukrainer von Hubschraubern aus und mit Panzerabwehrraketen anzugreifen. Dabei wurden mehrere Mannschaftstransporter und Panzer schwer beschädigt oder zerstört. Nach Angaben des ukrainischen Offiziers gelang es einigen Einheiten, die ihre Ausrüstung zurückließen, dennoch, russische Stellungen im Schützengraben einzunehmen.
Ukrainische Soldaten: Gebiete von Russen vermint
Grundsätzlich bemängelten die von der Zeitung befragten Soldaten, die Vorbereitung der Gegenoffensive habe den Russen Zeit gegeben, sich ebenfalls vorzubereiten. Gebiete zwischen drei und zehn Meilen vor den Hauptstützpunkten der Russen seien nun dicht mit Panzerabwehr- und Antipersonenminen sowie Stolperdrähten vermint. Diese Verteidigungsmaßnahmen hätten den ukrainischen Vormarsch erfolgreich aufhalten können. Infolgedessen hätten die ukrainischen Streitkräfte ihre Strategie geändert. Anstatt mit den westlichen Infanterie-Kampffahrzeugen und Kampfpanzern den Durchbruch zu versuchen, würden die ukrainischen Einheiten langsam und zu Fuß vorrücken.
Vor dem Problem hatte zuvor auch Oberst a.D. Wolfgang Richter gewarnt. „In der öffentlichen Diskussion wurde der Eindruck erweckt, dass die deutschen Leopard-Kampfpanzer es Kiew ermöglichen werden, eine entscheidende Frühjahrsoffensive zu führen, um verlorene Gebiete zurückzugewinnen und die Kriegswende zu erzwingen“, schrieb Richter im Februar in einem Gastbeitrag in der Berliner Zeitung. Die Verfechter dieser These hätten dabei konsequent den Unterschied zwischen Strategie und Taktik und die Rolle des Kampfpanzers im Gefecht verbundener Waffen ignoriert, so der Militärexperte.


