Ukraine-Krieg

New York Times: Russland wohl für Zerstörung von Kachowka-Staudamm verantwortlich

Der Bruch des Staudamms am Fluss Dnipro hat eine riesige Zerstörung angerichtet. Laut einem Bericht deuten nun Beweise auf die Verantwortung Russlands hin.

Das vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt.
Das vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt.Ukrainian Presidential Office/AP

Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms war möglicherweise kein Unfall. Wie die New York Times berichtet, deuten die Beweislinien darauf hin, dass es sich um einen „Inside-Job“ Russlands gehandelt hat. Demnach sagen US-amerikanische Ingenieure, dass die wahrscheinlichste Ursache für den Einsturz eine Sprengladung im Wartungsgang oder in der Galerie, die durch das Betonherz des Damms verläuft, war. 

Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war am 6. Juni teilweise zerstört worden, riesige Mengen Wasser traten aus und überschwemmten weitflächige Gebiete. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein.

„Die einzige Erklärung“ für Zerstörung des Kachowka-Staudamms?

„Wenn Ihr Ziel darin besteht, den Damm selbst zu zerstören, wäre eine große Explosion erforderlich“, sagte Michael W. West, ein geotechnischer Ingenieur und Experte für Dammsicherheit und Fehleranalyse. „Die Galerie ist ein idealer Ort, um diese Sprengladung zu platzieren.“

Eine Erosion durch Wasser, das durch die Tore fließt, hätte zu einem Versagen führen können – wenn der Damm schlecht konstruiert worden wäre. Dies war hier offenbar nicht der Fall. Dies sagen zumindest Ingenieure gegenüber der New York Times. So erklärt insbesondere Ihor Strelets, der den Damm gut kennt, dass das Fundament des Bauwerks so konzipiert sei, dass es nahezu allen Angriffen von außen standhalten könne. Er wolle nicht, dass seine Theorie der Wahrheit entspreche, sie sei jedoch „die einzige Erklärung“.

Laut New York Times, die sich auf Strelets Beschreibungen beruft, befand sich der Großteil des Staudamms unter Wasser. Diese Masse habe aus einem runden Turm aus nahezu massivem Beton, etwa 20 Meter hoch und an der Unterseite bis zu 40 Meter dick, bestanden.

Sprengung „höchstwahrscheinlich“ durch russische Mitarbeiter

Trotz der Schäden, die vor dem Bruch des Dammes entstanden seien, sagten Ingenieure dem Bericht zufolge, dass der Zusammenbruch eines ganzen Abschnitts des Staudamms eher mit den von Seismografen registrierten Explosionen und einem Infrarotsignal in Verbindung stehe.

Die seismischen Signale waren von Sensoren festgehalten worden. Einer dieser Sensoren soll in Rumänien stehen, ein weiterer in der Ukraine. Die Signale deckten sich einem von der New York Times zitieren Experten zufolge nicht mit dem Einsturz des Bauwerks, sondern vielmehr mit einer Explosion.

Die New York Times zitiert zudem einen hochrangigen amerikanischen Militärberater, demzufolge die USA einen externen Angriff auf den Damm – sei es durch eine Bombe oder eine Rakete – ausgeschlossen hätten. Vielmehr gingen die Behörden davon aus, dass die Explosion von einer oder mehreren Sprengsätzen herbeigeführt worden sei. Dies sei „höchstwahrscheinlich“ durch russische Mitarbeiter erfolgt. 

Die umfangreiche Recherche enthält weitere Zitate von Ingenieuren, die zu ähnlichen Schlüssen kommen wie Strelet. Dieser spricht von der Galerie als „Achillesferse“ des Staudamms.