Nach den US-Angriffen auf die iranischen Atomanlagen in der Nacht zu Sonntag ist weiter unklar, wie groß die Schäden sind. Trump hatte mehrfach beteuert, das iranische Atomprogramm sei völlig zerstört worden, ein erster Geheimdienstbericht kam jedoch zu dem Schluss, das Programm sei nur um Monate zurückgeworfen worden. Das Pentagon kündigte für Donnerstagmorgen (Ortszeit) eine große Pressekonferenz zum Thema an.
Hochrangige Trump-Beamte wiesen derweil öffentlich die durchgesickerte erste Einschätzung der Defense Intelligence Agency (DIA) zurück, die zu dem Schluss kam, dass Schlüsselkomponenten des Atomprogramms innerhalb weniger Monate wieder in Betrieb genommen werden könnten. Die Direktorin des nationalen Nachrichtendienstes, Tulsi Gabbard, sagte in einem Beitrag auf X, dass „neue Geheimdiensterkenntnisse bestätigen“, was Trump erklärt hat.
Auch der Direktor der CIA, John Ratcliffe, sprang Trump bei und sagte laut der New York Times, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm „schwer geschädigt“. Der erste Bericht des Verteidigungsnachrichtendienstes beruhte demnach auf vorläufigen Einschätzungen und war bereits veraltet. Der Schaden wurde nun auch von anderen US-Spionageagenturen bewertet.
Weißes Haus will vertrauliche Informationen nicht mehr mit Kongress teilen
Der wachsende Streit um das Ausmaß der Zerstörungen kommt inmitten von Berichten, dass das Weiße Haus versuchen wird, die Weitergabe von Geheimdokumenten an den Kongress einzuschränken. Der Schritt sei eine Reaktion auf die Weitergabe des DIA-Berichts an die Medien. „Wir erklären den undichten Stellen den Krieg“, sagte ein hoher Beamter des Weißen Hauses am Mittwoch laut Axios. „Das FBI untersucht das Leck“, sagte er demnach weiter.
Nun sei geplant, die Veröffentlichung auf CAPNET zu begrenzen, einem System, das die Regierung verwendet, um geheime Informationen mit dem Kongress zu teilen.
Trump sagte, Verteidigungsminister Pete Hegseth und andere Militärs würden am Donnerstagmorgen eine „interessante und unwiderlegbare“ Pressekonferenz abhalten, um „für die Würde unserer großartigen amerikanischen Piloten“ zu kämpfen, die den Einsatz durchgeführt haben. In den sozialen Medien schrieb er, dass „diese Patrioten sehr verärgert“ seien über „Fake News“-Berichte über die geringe Wirkung der Angriffe.
US-Kampfflugzeuge griffen Anreicherungsanlagen im Iran an
Israel sieht sich seit Jahrzehnten existenziell vom iranischen Atom- und Raketenprogramm bedroht. Der Iran spricht Israel seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 erklärtermaßen das Existenzrecht ab. Die Führung in Teheran unterstützt zudem islamistische Gruppierungen in der Region, darunter die Hisbollah im Libanon, die Huthis im Jemen und die Hamas, die mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte.
Der Iran besitzt laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Das Uran war bislang in Anreicherungsanlagen in Natans und Fordo hergestellt worden. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Prozent angereichert würde.
Teheran beharrt jedoch darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen, doch in vielen Ländern wuchs zuletzt die Sorge, dass die Islamische Republik immer näher an die Fähigkeit rückt, Kernwaffen bauen zu können.
B-2-Kampfflugzeuge der USA hatten am Wochenende zwei iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben vom Typ GBU-57 angegriffen. Ein U-Boot griff eine dritte Anlage mit Tomahawk-Marschflugkörpern an. Von der iranischen Regierung hieß es am Dienstag, sie habe die „notwendigen Maßnahmen“ ergriffen, um die Fortsetzung des Atomprogramms sicherzustellen. (mit dpa/AFP)



