Zum Fall eines homosexuellen Lehrers der nach eigenen Angaben an einer Berliner Grundschule monatelang gemobbt wurde, wollen Mitglieder des Abgeordnetenhaus nun die Akten einsehen. Vertreter aller fünf Fraktionen wollen sich einen Überblick verschaffen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Die Möglichkeit zur Akteneinsicht besteht demnach am 30. Juni. Im Anschluss ist ein Gespräch mit Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) geplant.
Für die CDU wollen die Bildungsexperten der Fraktion, Sandra Khalatbari und Lars Bocian, sowie die queerpolitische Sprecherin Lisa Knack in die Akten gucken. Für die SPD sollen das die queerpolitische Sprecherin Wiebke Neumann und der bildungspolitische Sprecher Marcel Hopp übernehmen.
Bei der Grünen-Fraktion sind es der schulpolitische Sprecher Louis Krüger, die Sprecherin für Antidiskriminierung, Tuba Bozkurt, und Taylan Kurt, in dessen Wahlkreis die Schule liegt. Für die Linke ist Bildungsexpertin Franziska Brychcy vorgesehen, für die AfD der bildungspolitische Sprecher Tommy Tabor.
Der Abgeordnete Krüger hatte bei einer Stellungnahme von Bildungssenatorin Günther-Wünsch Anfang Juni im Bildungsausschuss gesagt, es bestehe an verschiedenen Stellen noch Aufklärungsbedarf. „Hat die Senatorin einen Fehler gemacht, als sie ein Schreiben an sie nicht gelesen, sondern einfach weitergegeben hat?“, nannte Krüger als Beispiel. Außerdem müsse geklärt werden, welche Beschwerdestrukturen versagt hätten. „Für mich sind da nach wie vor viele, viele Fragen offen, ich habe das Gefühl, es werden immer mehr“, sagte Krüger.
Betroffener Lehrer spricht von einem „kompletten Systemversagen“
Im Bildungsausschuss hatte Günther-Wünsch darauf hingewiesen, dass der Fall komplex sei. Den Vorwurf, es habe im Umgang mit der Lehrkraft kollektives Versagen gegeben, wies sie zurück. Zugleich musste Günther-Wünsch einräumen, dass sie ein Beschwerdeschreiben des betroffenen Lehrers monatelang nicht gelesen hatte.
An der Schule ist der Lehrer Oziel Inácio-Stech nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden. Er ist dort als pädagogische Unterrichtshilfe beschäftigt und beklagt zudem Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin. Er kritisierte Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung und sprach in dem Zusammenhang von einem „kompletten Systemversagen“.
Auch der SPD-Abgeordnete Marcel Hopp beklagte nicht-ausreichende Aufklärung von der Bildungssenatorin in den vergangenen Wochen. „Bis auf den Hinweis, dass wir Akteneinsicht beantragen können - was wir vorher auch schon wussten.“


