Berlin

Mehr als 10.000 Geschlechtsänderungen seit Jahresbeginn: Berlin bundesweit Spitzenreiter

Über 11.000 Menschen haben seit Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes ihren Geschlechtseintrag geändert. Besonders viele taten das in Berlin.

Eine Teilnehmerin malt sich bei einer Protestveranstaltung gegen das Selbstbestimmungsgesetz von Frauengruppen. (Symbolfoto)
Eine Teilnehmerin malt sich bei einer Protestveranstaltung gegen das Selbstbestimmungsgesetz von Frauengruppen. (Symbolfoto)Jörg Carstensen/dpa

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes haben mehr als 11.000 Menschen in Deutschland ihren Geschlechtseintrag geändert. Das zeigt eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 20 größten Städten und Landeshauptstädten. Besonders viele Änderungen wurden in Berlin verzeichnet – rund 2400 Personen ließen dort ihren Eintrag anpassen. In Hamburg waren es etwa 900, in München und Köln jeweils knapp 700.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegt Leipzig an der Spitze: Mit rund 900 Änderungen ergibt sich eine Quote von 151 pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Hannover und Bonn. Der häufigste Wechsel war laut epd von „weiblich“ zu „männlich“. Seltener entschieden sich Menschen für die Einträge „divers“ oder „ohne Angabe“. Seit August 2024 können Betroffene den Antrag beim Standesamt stellen, nach einer Wartezeit von drei bis sechs Monaten wird die Änderung beurkundet.

Bundesregierung will Bilanz ziehen

Selten werden Erklärungen abgelehnt. In den meisten Fällen scheitern Anträge nur daran, dass Fristen verstreichen oder formale Angaben fehlen. Dass die Zahl der Erklärungen höher liegt als die der tatsächlichen Änderungen, hängt auch damit zusammen, dass viele Standesämter Anträge weiterleiten müssen, wenn ein anderer Geburtsort zuständig ist.

Die Bundesregierung will das Selbstbestimmungsgesetz nun evaluieren. Das Familienministerium rechnet künftig mit etwa 4000 Anträgen jährlich. Zum Start sei ein deutliches „Anmeldehoch“ zu erwarten gewesen, weil viele Betroffene auf das neue Gesetz gewartet hätten. Es ersetzt das Transsexuellengesetz von 1980, das vielfach als diskriminierend galt.