Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Massive Einmischung der Politik: Günther Jauch rechnet knallhart mit dem ZDF ab

Im Interview erzählt Günther Jauch von einem Deal, der den damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck besänftigen sollte. Und erklärt, warum er nicht ins Heute-Journal durfte.

Günther Jauch in der gleichnamigen ARD-Talkshow. Seine Karriere als politischer TV-Journalist sei am Parteien-Proporz gescheitert, erzählte er nun.
Günther Jauch in der gleichnamigen ARD-Talkshow. Seine Karriere als politischer TV-Journalist sei am Parteien-Proporz gescheitert, erzählte er nun.Stefan Zeitz/imago

Die Umstände seiner Kritik sind verwirrend, doch der Inhalt ist knallhart: Der TV-Moderator Günther Jauch hat in einem langen Interview scharfe Kritik an der politischen Einflussnahme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geübt. So erklärte er, dass sich Kurt Beck, der damalige Ministerpräsident von Rheinland- Pfalz, drei Themen im ZDF-Heute-Journal hätte aussuchen dürfen, in denen er präsentiert werde.

Das Ganze wurde als „Wiedergutmachung“ geplant, weil Beck während einer Live-Show von Günther Jauch in der Mainzer Rheingold-Halle seltener von der Kamera gezeigt worden war als der CDU-Politiker Johannes Gerster.

Jauch schilderte dies im Rahmen eines längeren Interviews, das vom Offenen Kanal Bitburg Ende April ausgestrahlt wurde. Für Aufmerksamkeit sorgt es erst jetzt, nachdem die Bild-Zeitung als erste darüber geschrieben hat. Das gesamte Interview ist auf YouTube nicht mehr zu finden, weil der Offene Kanal es offenbar herausgenommen hat. Teile davon kann man sich beim YouTube-Kanal Massengeschmack.TV ansehen. Und auch die haben es in sich.

Jauch berichtet von Deal zwischen ZDF-Intendant und Kurt Beck

So schildert Jauch die jährliche Aufzeichnung seiner Sendung „Menschen des Jahres“, die immer in der Rheingoldhalle in Mainz stattgefunden habe. Eine Halle, in die nur 3000 Personen passten, so Jauch, „und die ersten zehn Reihen waren immer voll mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die dann Karten bekommen haben, gelangweilte Redakteure, Hierarchen, es war gruselig.“

Im Zusammenhang mit einer Aufzeichnung sei dann auch der Vorfall mit dem Ministerpräsidenten Kurt Beck passiert, der für seinen Geschmack in der Sendung zu selten eingeblendet wurde. „Unmittelbar nach der Sendung wurde Kurt Beck hinterbracht, dass er in der dreistündigen Sendung irgendwie sechsmal im Bild war und der Oppositionsführer von der CDU, Johannes Gerster, der sei elfmal im Bild gewesen“, schildert Jauch dem lachenden Live-Publikum des Offenen Kanals. Dann sei ein aufgeregter ZDF-Programmdirektor zu ihm gekommen, so Jauch.

„Tatsächlich fand hinterher ein Deal statt zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die Heute-Sendung aussuchen durfte, Autobahneröffnung oder sonst irgendetwas, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen. Das war wirklich unfassbar.“ Als er das mitbekommen habe, habe er gesagt: „Passt auf Leute, das nächste Jahr machen wir mal ´ne Denkpause, ich setz mal aus.“

CSU beeinflusste angeblich Personalentscheidung beim Heute-Journal

In der gleichen Sendung erzählt Jauch, dass er fast der zweite Mann des Heute-Journals geworden wäre, neben Ruprecht Eser. „Das wäre für mich das Größte gewesen.“ Er sei aber am Einspruch der CSU gescheitert. Auf diesen Posten habe angeblich die CSU das Anrecht zur Besetzung gehabt, so Jauch. Für ihn als Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks habe es daher gar nicht so schlecht ausgesehen. Dann habe aber die CSU abgelehnt, „weil Sie mich erkannten, vom Bayerischen Rundfunk und ich war alles andere als CSU, ich war völlig unabhängig, ich habe freche Jugendsendungen gemacht, ich war für die da geeignet wie der Igel zum Arschwischen. Für die CSU, meine ich jetzt.“

Die Absage habe Thomas Gottschalk mitbekommen, der sich für ihn einsetzen wollte. „Er sagte, Du, ich kenn den Franz Josef Strauß gut, ich sag denen mal, die sollen Dich nehmen“, erzählte Jauch. Das habe er aber nicht gewollt. Den Job habe dann Sigmund Gottlieb bekommen. Gottlieb meldete sich gestern per Twitter zum Thema. „Mensch, Günther“, schrieb der mittlerweile pensionierte Gottlieb. „Du bist der Mann fürs Leichte, hast zig Millionen mit Unterhaltung verdient. Don’t worry, be happy!“

Das ist Jauch offenbar. Er habe gemerkt, dass er bei den politischen Sendungen immer in der zweiten oder dritten Reihe bleiben müsse, wenn er sich nicht verbiegen wolle, erzählt er im Interview. „Da stand dann für mich fest, da nimmst Du den Umweg über die Unterhaltung, da ist es wenigstens lustig.“