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Mannheim nach Anschlag unter Schock: Das ist der aktuelle Stand

Nach der Amokfahrt in Mannheim sind zwei Menschen tot und weitere verletzt. Ein Deutscher ist tatverdächtig und soll heute vernommen werden. Was bisher bekannt ist.

Alexander S.
Alexander S.BLZ

In Mannheim ist am Montag ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Zwei Personen sind bei der Todesfahrt tödlich und elf weitere Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Alle Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden.  

Bei den Getöteten handelt es sich um eine 83-jährige Frau und einen 54-jährigen Mann. Das teilte der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Stenger, mit. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Kinder betroffen waren. Zuvor gab es Berichte über ein verletztes Kind.

Anschlag in Mannheim: Alexander S. schoss sich bei Festnahme in Mund

Die Ermittler gehen derzeit nicht von einem politischen Hintergrund aus. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft sowie das zuständige Landeskriminalamt mit. Auch gebe es keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Dafür gebe es keine Hinweise, so Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Abend vor Ort. Medienberichten zufolge konnte der Tatverdächtige von einem couragierten Taxifahrer aufgehalten werden, der Schlimmeres verhinderte.  

Laut Minister Strobl handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 40-jährigen Deutschen aus dem rheinland-pfälzischen Ludwigshafen. Sein Name soll außerdem Alexander S. lauten. Es gebe Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters, weshalb sich die Ermittler auf diesen Aspekt konzentrierten, teilte der zuständige Staatsanwalt in Mannheim mit. Dass sich Alexander S. bei seiner Festnahme in den Mund schoss und offenbar selbst töten wollte, ist inzwischen bestätigt. Vor der Tat soll er noch mit Freunden telefoniert haben. Seine Wohnung wurde am Montag durchsucht, Vernehmung ist für Dienstag geplant.

Mannheim: Das ist über den Tatverdächtigen bisher bekannt

Ein Auto des Todesfahrers entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Darauf sind Skizzen zu erkennen und Notizen in etwas krakeliger Schrift, es sind kurze Schlagworte und mathematische Rechnungen mit Bleistift notiert zu Geschwindigkeit und Fahrt, auch die Wörter „Anhalteweg“ sowie „links“ und „rechts“ sind zu lesen. Die Ermittler müssen jetzt prüfen, inwieweit diese Aufzeichnungen relevant sind für die Aufklärung der Tat.

Alexander ist von Beruf laut Behördenangaben Landschaftsgärtner. Ob er aber gerade gearbeitet habe, wisse man nicht, erklärte Staatsanwalt Schüssler. Er sei ledig, habe nach Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und keine Partnerin oder keinen Partner. Man gehe davon aus, dass er allein gelebt habe, so Schüssler.

Er war bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Es gebe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, sagte Staatsanwalt Schüssler. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die er eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe vor über zehn Jahren, außerdem ein Fall von Trunkenheit im Verkehr.

Bei der letzten Tat handle es sich um ein Delikt im Bereich von Hate Speech aus dem Jahr 2018. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Wie die Welt unter Berufung auf Sicherheitskreise schreibt, soll der Halter des betreffenden Autos offenbar wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen polizeibekannt sein. In diesem Fall wohl aus dem rechtsextremistischen Bereich.

Tat ereignete sich auf dem zentralen Paradeplatz

Auf Videos, die auf X kursieren, war zu sehen, wie die Feuerwehr einen Menschen reanimiert und weitere versorgt. Auch Aufnahmen des Autos sind auf dem sozialen Netzwerk veröffentlicht worden.

Mannheim bricht Fastnachtsmarkt ab

Zwischenzeitlich konnte laut den Ermittlern nicht ausgeschlossen werden, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. Am Nachmittag erklärte die Polizei, dass es sich nach derzeitigem Kenntnisstand um einen Einzeltäter handelt. Ein Hinweistelefon wurde derweil geschaltet. 

Der Vorfall ereignete sich nach Polizeiangaben am zentralen Paradeplatz. Dort findet derzeit ein Fasnachtsmarkt mit mehreren Imbissbuden und Fahrgeschäften statt. Nach Angaben Strobls gibt es aber bislang keine Hinweise darauf, dass die Tat mit einer Faschingsveranstaltung zusammenhängt. Das Landeskriminalamt habe mit der Staatsanwaltschaft Mannheim die Ermittlungen übernommen. Man habe ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes eingeleitet, so Schüssler, leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim.

Beamte der Spurensicherung untersuchen den Tatort in der Innenstadt.
Beamte der Spurensicherung untersuchen den Tatort in der Innenstadt.dpa

Fußgängerzone war nicht mit Pollern gesichert

Die Straße in der Innenstadt war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert. Auf den sogenannten Planken gebe es Straßenbahnverkehr, zudem gebe es die Möglichkeit, dass Lieferverkehr in die Straße einfahre, sagte Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer.

Es habe am Montag keine besondere Veranlassung für Poller oder Absperrungen gegeben. „Es war ein ganz normaler Tag im Stadtleben von Mannheim“, sagte Schäfer mit Blick darauf, dass dort am Montag keine besondere Veranstaltung anstand.

Uniklinik Mannheim setzt Katastrophenplan um

Das Innenstadtgebiet war weiträumig abgesperrt. Nach Angaben der Polizei gab es auch im benachbarten Ludwigshafen wegen des Einsatzes in Mannheim vermehrte Kontrollen.

Die Uniklinik hatte sich am Mittag auf einen Massenunfall vorbereitet. Im Klinikum sei sofort der Katastrophen- und Einsatzplan umgesetzt worden, mit dem die Versorgung von Verletzen vorbereitet wird. Es seien insgesamt acht Traumateams bereitgestellt worden, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Geschäfte bleiben zu, mehrere Veranstaltungen abgesagt

Laut einem Bericht bleiben drei große Innenstadt-Kaufhäuser am Dienstag geschlossen. „Die Bestürzung bei den Händlern ist riesengroß“, sagte Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, der Tageszeitung Mannheimer Morgen.

Wie Rubel dem Blatt sagte, öffnen die Galeria-Filialen am Paradeplatz und Peek & Cloppenburg auf der Einkaufsmeile Planken am Dienstag nicht. Auch Engelhorn werde erst am Mittwoch wieder Kundinnen und Kunden empfangen. Fabian Engelhorn, Chef der Modegruppe Engelhorn, sagte der Zeitung: „Wir sind fassungslos und unendlich traurig über das, was heute in Mannheim geschehen ist.“

Unter anderem ist zudem der für Dienstag geplante Heidelberger Fastnachtszug wegen der Todesfahrt in Mannheim abgesagt worden. Das teilte die Stadt mit. Die im Heidelberger Karneval Komitee zusammengeschlossenen Vereine und die Stadt hätten sich in einer Krisensitzung darauf verständigt. Der Schritt sei auch mit Städten und Gemeinden im Umland abgestimmt, die am Dienstag Umzüge geplant hatten.

Auch der Rosenmontagszug im Essener Stadtteil Kupferdreh ist am Abend abgesagt worden. Grund hierfür war allerdings eine Bombendrohung. Eine halbe Stunde vor dem geplanten Beginn sei beim Veranstalter eine Bombendrohung eines bislang unbekannten Anrufers eingegangen, teilte die Polizei in Essen mit. Daraufhin habe der Veranstalter entschieden, den Zug abzusagen. Auch die Polizei habe die bereits im Stadtteil versammelten Karnevalisten mit Lautsprecherdurchsagen informiert. In Essen gibt es mehrere Umzüge.

Die Sängerin Maite Kelly sagte derweil ein für Mittwoch geplantes Konzert in Mannheim ab. „Aus Respekt vor den Opfern von Mannheim: Maite Kelly und Mewes Entertainment Group sagen Konzert in der SAP Arena ab“, heißt es auf Kellys Instagram-Kanal.

Todesfahrt in Mannheim reiht sich ein in blutige Serie

In den vergangenen Wochen hatte es mehrere Anschläge gegeben, bei denen Fahrzeuge in eine Menschenmenge gefahren waren. Im Dezember kamen in Magdeburg sechs Menschen ums Leben, als ein inzwischen 50 Jahre alter Arzt über den Weihnachtsmarkt gerast war. Mitte Februar war ein Mann mit seinem Fahrzeug in eine Gruppe von Demonstranten in München gefahren. Dabei kamen eine junge Frau und ein Kind ums Leben.

Mannheim liegt im Norden Baden-Württembergs, an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Stadt ist mit rund 320.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs.