Ozean

Ludwigsstadt: Geologen entdecken Spuren von erstem Massensterben der Erdgeschichte

Ein geologischer Fund in Ludwigsstadt könnte das erste Massensterben in der Erdgeschichte belegen. Damals lag die Gegend komplett unter Wasser. 

Georg Loth, Geologe am Bayerischen Landesamt für Umwelt, hält ein Ergebnis der ersten Probebohrung der 443 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht aus dem Erdzeitalter Silur in der Hand.
Georg Loth, Geologe am Bayerischen Landesamt für Umwelt, hält ein Ergebnis der ersten Probebohrung der 443 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht aus dem Erdzeitalter Silur in der Hand.Daniel Vogl/dpa

Im oberfränkischen Ludwigsstadt sollen Belege für das erste Massensterben der Erdgeschichte gefunden worden sein. Etwa 443 Millionen Jahre alte Spuren seien im Schiefergestein gefunden worden, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) am Dienstag mit. Bei Bauarbeiten in der Stadt an der Grenze zu Thüringen seien Geologinnen und Geologen in einer freigelegten Straßenböschung auf die alten Belege gestoßen.

„Damals lag die Gegend um Ludwigsstadt komplett unter Wasser und war Teil eines riesigen Ozeans“, sagte Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes am LfU. Eine bis heute rätselhafte Katastrophe habe plötzlich fast alles Leben im Meer ausgelöscht. Jetzt sei es zum ersten Mal gelungen, die Spuren dieses Massensterbens auch in bayerischen Gesteinen nachzuweisen.

Georg Loth (v.l.n.r), Torsten Hahn, beide Geologen am Bayerischen Landesamt für Umwelt, und Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, beobachten die Grabung.
Georg Loth (v.l.n.r), Torsten Hahn, beide Geologen am Bayerischen Landesamt für Umwelt, und Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, beobachten die Grabung.Daniel Vogl/dpa

Massensterben: Geologen und Universität Freiberg untersuchen die Proben

Mit einem Bagger wurde das Schiefergestein am Dienstag weiter freigelegt, damit LfU-Geologen mit einem speziellen Diamantbohrer Gesteinsproben für weitere Untersuchungen entnehmen konnten. Anhand dieser Proben soll auch geprüft werden, wie die Fundschicht als Geotop für die Öffentlichkeit erhalten werden kann.

„Die Gesteine sind uralt und dennoch brandaktuell“, sagte Geologe Eichhorn. Nun würden sie in Kooperation mit der Uni Freiberg genauer untersucht, um so Rückschlüsse zu gewinnen, wie es zu dem Massensterben kam. „Denn Forscher vermuten, dass damals eine weltweite deutliche Klimaerwärmung der Auslöser dieser Katastrophe war“, sagte Eichhorn.

Vor 443 Millionen Jahren habe sich alles Leben im Ozean abgespielt. Landbewohner habe es noch keine gegeben, teilte das LfU mit. Jüngste Forschungsergebnisse ließen vermuten, dass gewaltige Vulkanausbrüche Unmengen an klimawirksamen Treibhausgasen in die Atmosphäre schleuderten. Es sei demnach zur Klimaerwärmung gekommen, wodurch sich die Ozeane aufgeheizt hätten, der darin gelöste Sauerstoff entwichen sei und die Meeresbewohner im wahrsten Wortsinn erstickt seien. Rund 85 Prozent aller Tierarten, darunter viele Muscheln, Korallen und Stachelhäuter seien damals ausgestorben.