Nahost-Konflikt

Israel tötet Hisbollah-Kommandeur und meldet erneute Angriffswelle auf den Libanon

Bei einem gezielten Angriff auf Beirut sei der Chef des Raketenarsenals der Hisbollah getötet worden. Wenige Stunden später meldet Israel, dass eine Angriffswelle gestartet wurde.

Libanesische Soldaten sichern nach einem Angriff auf Beirut ein Gebäude.
Libanesische Soldaten sichern nach einem Angriff auf Beirut ein Gebäude.Bilal Hussein/AP

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben am Dienstagabend eine neue Angriffswelle auf Hisbollah-Ziele im Libanon gestartet. Die Armee „führt gerade umfangreiche Angriffe auf Terrorziele der Hisbollah im Libanon aus“, erklärte das Militär. „Details folgen“, hieß es weiter.

Israel hatte wenige Stunden zuvor einen neuerlichen gezielten Luftangriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut ausgeführt. Dabei wurden im Süden der Stadt „zwei Etagen in einem Wohngebäude im Gebiet Ghobeiri ins Visier genommen“, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Wie die Nachrichtenagentur Reuters kurze Zeit später meldete, wurden dabei sechs Menschen getötet, darunter der Kommandeur Ibrahim Qubaisi, der für das Raketenarsenal der Hisbollah verantwortlich gewesen sei. 15 weitere Menschen seien verletzt worden, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte.

Israel bestätigt Tod von Hisbollah-Kommandeur Ibrahim Qubaisi

Die israelische Armee (IDF) bestätigte, dass der Angriff Ibrahim Qubaisi gegolten habe und er dabei ausgeschaltet worden sei. „Qubaisi befehligte mehrere Raketeneinheiten der Hisbollah-Terrororganisation, darunter die Einheit für Präzisionslenkraketen. Im Laufe der Jahre und während des Krieges war er für den Abschuss von Raketen auf israelische Zivilisten verantwortlich. Er diente auch als wichtige Wissensquelle auf dem Gebiet der Raketen und hatte enge Beziehungen zu hochrangigen Militärs der Hisbollah. Qabisi wurde zusammen mit weiteren zentralen Kommandeuren der Raketentruppe der Hisbollah eliminiert“, teilte die IDF auf der Onlineplattform X mit. 

Guterres: Libanon darf kein zweites Gaza werden

UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer weiteren Eskalation in Nahost. „Das libanesische Volk, das israelische Volk und die Menschen auf der ganzen Welt können es sich nicht leisten, dass der Libanon zu einem zweiten Gaza wird“, sagte Guterres zum Auftakt der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York.

Zuvor hatten sich Israel und die Hisbollah auch in der Nacht zum Dienstag wieder gegenseitig beschossen. Dabei seien laut israelischen Angaben Dutzende „Terror-Ziele“ getroffen worden. Die Hisbollah überzog Israels Norden daraufhin am Morgen erneut mit massiven Angriffen aus dem Libanon. Derweil stieg den libanesischen Behörden zufolge die Anzahl der Todesopfer bei den Angriffen am Montag.

Bei den massiven israelischen Luftangriffen vom Montag wurden nach jüngsten libanesischen Angaben mehr als 500 Menschen getötet. Wie der libanesische Gesundheitsminister Firass Abiad am Dienstag vor Journalisten mitteilte, registrierte seine Behörde insgesamt bislang mindestens 558 Menschen, die bei den israelischen Luftangriffen am Vortag getötet wurden. Darunter seien auch „50 Kinder und 94 Frauen“. Dem Minister zufolge ist dies die höchste Zahl an Toten seit dem letzten Krieg zwischen der Hisbollah und Israel im Jahr 2006. „Die große Mehrheit, wenn nicht alle, sind unbewaffnete Personen, die sich in ihren Häusern befanden“, fügte er hinzu.

Netanjahu rief Zivilisten im Libanon auf, die Gefahrenzone zu verlassen

Am Montag hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben bei einer Militäraktion mit dem Namen „Nördliche Pfeile“ rund 1600 Ziele angegriffen, um Infrastruktur der Hisbollah in deren Hochburgen im Südlibanon sowie in der östlichen Bekaa-Ebene zu zerstören. Es habe sich um „Gebäude, Fahrzeuge und Infrastruktur“ gehandelt, „wo Raketen, Lenkwaffen, Raketenwerfer und Drohnen eine Gefahr“ für Israel dargestellt hätten, hieß es. Dabei sei eine „große Zahl“ an Hisbollah-Mitgliedern getötet worden.

In einer Fernsehansprache am Montagabend rief Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Zivilisten im Libanon auf, die Gefahrenzone zu verlassen. Der Hisbollah warf er vor, die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Menschen fliehen am Montag aus der libanesischen Hauptstadt.
Menschen fliehen am Montag aus der libanesischen Hauptstadt.Ibrahim Amro/AFP

Seit nahezu einem Jahr steht der Norden Israels unter Dauerbeschuss durch die Hisbollah. Die israelische Armee reagiert mit Gegenangriffen auf Hisbollah-Ziele im Nachbarland. 

Der letzte Krieg zwischen Israel und der Hisbollah hatte im Juli 2006 begonnen. Binnen 34 Tagen wurden fast 1400 Menschen getötet, darunter 1200 auf libanesischer Seite, die meisten von ihnen Zivilisten. Beendet wurde der damalige Libanon-Krieg durch die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates. Sie enthielt unter anderem Forderungen nach der Entwaffnung der Hisbollah und ihrem Rückzug hinter den Litani-Fluss, die nördliche Grenze der vereinbarten entmilitarisierten Zone